Diadem von den Sternen
unserer Obhut haben, daß Myawo nirgends einen Spalt finden wird, durch den sie sich schieben könnte.” Sie zog ihren Atem ein. „Bring den Mann. Er ist an die Last gebunden und muß am Zauber teilhaben. Raqat …”
Das Nomadenmädchen mit dem warmen Leib, das älteste der jungen, kam hüftenschwenkend und selbstsicher dorthin, wo der Dieb saß. Er schaute zu ihr auf.
„Komm mit.” Sie reichte ihm ihre Hand und war ihm beim Aufstehen behilflich, dann führte sie ihn zu den anderen; die beiden Ketten an seinen Fußgelenken klirrten entmutigend in der klaren, stillen Luft der Nacht. Seine hellen Augen glitzerten vor Neugier, während er seinen Kopf von einer Seite zur anderen wandte und die Frauen der Reihe nach anstarrte. Khateyat erwiderte seinen Blick, und ein leichtes Lächeln bog ihre Lippen. Seine Kaltblütigkeit gefiel ihr. Sie trat neben ihn, während die anderen einen Kreis um sie herum bildeten, jede Shemqya eine Armeslänge von der anderen entfernt.
„Nur zweimal in meinem Leben habe ich Mowat beschworen”, sagte Khateyat, ihre Stimme war ein blanker Klangfaden. „Eine von euch wird die Mondtänzerin sein. Für euch alle diese Warnung: Haltet eure Seelen stark und beständig. Haltet stand. Oder ihr werdet verzehrt.” Sie blinzelte. „Du, Dieb.” Sie ließ ihre Hand auf seiner Schulter ruhen. „Du mußt dich sehr still verhalten. Setz dich nieder. Da.” Sie zeigte auf den blanken Boden neben dem Diadem, sah das habgierige Glitzern in seinen Augen und runzelte die Stirn.
„Deine Rolle ist Schweigen. Verstanden?”
Er zuckte mit den Schultern und setzte sich.
Schweigen senkte sich über die Gruppe. Khateyat machte einen tiefen Atemzug und ließ ihn langsam wieder herausströmen. „
Yaqakh-n-sarat …” Ihre Stimme, anfangs ein wenig unbeständig, verfiel alsbald in einen glatten, ruhigen Singsang. „Tadetat-b-ptam, Mowat. Komm. Ihr weißen Stillen. Komm. Tanze für uns in den wei
ßen Schweigen der Nacht. Tanze für uns. Monddorn-Jungfer, Hasensprecherin, komm. Komm. Komm. Komm …” Sie schloß ihre Augen, begann sich langsam zu drehen, wurde immer schneller. Die anderen, noch stumm, die Gesichter angespannt, hoben schwere Arme.
Khateyats Hände schossen vor und packten ein Paar Handgelenke. Mit noch immer geschlossenen Augen hauchte sie:
„Chabyat.”
Raqat sprach ihr nach: „Chabyat.”
Mit ausdruckslosem und unbewegtem Gesicht drehte Raqat ihre Hände und legte sie mit der Innenseite nach unten auf Khateyats Handgelenke. Der Kreis brach auf N’frat kniete sich neben den Hon nieder und hob den Deckel. Eines nach dem anderen hob sie die Duftöle heraus. Kheprat sank auf ihre Knie und begann, in einem langsamen, beharrlichen Rhythmus auf ihre Oberschenkel zu schlagen. Als der Klang in die angespannte Stille brach, begaben sich die beiden anderen Mädchen an Raqats Seiten. Shanat löste die Riemen, die die Nachtzöpfe der Mondtänzerin hielten, und breitete ihr langes, schweres Haar über ihren Schultern aus. R’prat öffnete die Schulterbänder, die Raqats Tunika hielten, und zog das geschmeidige Leder zu einem schweren Haufen zu ihren Füßen hinunter.
„Hananam senya.” N’frats hohe, süße Stimme nahm den Rhythmus, den Kheprats Hände schlugen, auf Shanat hielt ihre Handflächen zusammen und fing die kostbaren Öltropfen auf, dann strich sie sie auf die leicht gewellten Haarsträhnen Raqats.
„Nahanam nyebak.” R’prat nahm den Topf und goß das Öl über Raqats Schultern und Brüste. Dann verstrich sie es gemeinsam mit Shanat über den Körper der Mondtänzerin; noch immer bewegten sie sich im Takt, den Kheprats Hände schlugen. Als sie damit fertig waren, stellte N’frat die Töpfe sorgfältig in die Kiste zurück; die Pausen verbrachte sie damit, Kheprats Schlag auf ihren eigenen Schenkeln aufzunehmen. Khateyat erhob sich, eine silbergestreifte Statue, die Handflächen nach oben gereckt; Raqats Hände ruhten schwer darauf. Die beiden Mädchen hoben die Füße der Mondtänzerin aus der herabgefallenen Tunika, salbten jeden Fuß mit einem besonderen Öl und peinlicher Sorgfalt, dann wandten sie sich - noch immer auf den Knien - ab, um sich Kheprat und N’frat anzuschließen.
Khateyat ließ ihre Arme herunterfallen, bückte sich und hob die abgelegte Tunika auf. Stumm wich sie zurück, und Raqat blieb einsam stehen, die Arme noch immer ausgestreckt.
Die Mondtänzerin stand wie eine bronzeüberzogene Statue, ihre Haut glänzte wie dunkles Wasser, goldene
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