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Diadem von den Sternen

Diadem von den Sternen

Titel: Diadem von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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lachte und schüttelte den Kopf. „Dann würde ich nie wieder hinaufkommen.”
    Sobald sie ihr Gleichgewicht stabilisiert hatte, drehte sie ihren Kopf, um die Monde anzusehen. Mit Zeb als warzengroßer Wölbung an der Seite, begann Aab den langen Abstieg zu den zerklüfteten Berggipfeln hinunter. „Noch knapp sechs Stunden bis zum Morgengrauen. Ich möchte wissen, wie weit wir gekommen sind.”
    Sie blickte sich um. Rechter Hand stieg die Bergwand als massive Masse zum Himmel auf, Mondlicht glitzerte auf einem Haufen Granitfelsen. Zu ihrer Linken fiel der Boden so steil ab, daß die gefiederten Wipfel hoher Eisenholzbäume kaum über ihren Kopf reichten. „Schwer zu sagen … Etwa fünf Stunden sind wir jetzt unterwegs. Vajd sagte, daß Wadi Kard zwei Wochenreisen im Süden liegt.”
    Irgendwo im Umfeld ihres Nabels wuchs eine kalte Aushöhlung, ein Schmerz, der schwerer zu ertragen war als der physische Schmerz ihrer müden Muskeln. „Ahai, Pari…” Sie streichelte den glatten Hals ihrer dunklen Stute. „Ich vermisse ihn bereits furchtbar, und wir haben das Tal gerade eben erst verlassen.” Sie schloß ihre Augen und sah ihn als dunkle, stille Gestalt, die sich vom schimmernden Fels abhob. „Vajd…” flüsterte sie. Aber der Name ging sogleich in den Windstößen verloren, die an den Säumen ihrer Abba rissen. Sie fröstelte und zog Vajds schweren Umhang fester um sich, während sie sich vage nach einem Paar Zigeunerstiefel sehnte, die der eisigen Luft trotzten, die ihr unter die Säume der Abba fuhr und um ihre Beine flirrte.
    Sie bebte bis in die Schultern hinauf. Dann ließ sie ihr linkes Bein hinuntergleiten und schob vorsichtig den rechten Fuß um das Horn.
    „Ahai, das brennt”, keuchte sie, als die Schenkelinnenseite wieder das Leder berührte. Sie stieß ihren linken Fuß wieder in den Steigbügel und schnalzte der Stute zu. „Los, Pari, kleine Mayal, beweg deine Hufe. Wir finden besser eine Stelle, um von der Straße herunterzukommen. Wenn sie nach mir suchen, dann wird bestimmt irgendjemand hier entlangkommen.”
    Sie schüttelte den Kopf und ließ ihren Blick über die steilen Hänge zu beiden Seiten der Straße gleiten. Keine Möglichkeit, den Pfad hier zu verlassen. Sie ritt weiter. Die Hänge verwandelten sich in hohe, steinige Felsentürme, die in poröser Großartigkeit zu beiden Seiten der Straße aufstiegen, welche sich zwischen ihnen hindurchwand und mehr Strecke damit verbrauchte, sich hinauf-und wieder hinunterzuschlängeln, als sie in tatsächlicher Ausdehnung von Punkt zu Punkt zurücklegte. Aleytys war gezwungen, dahinzukriechen und die Stute in einem langsamen Trab zu halten; die Straße war trügerisch. Überall kleine Gesteinsklumpen, die davongewirbelt wurden und eines ihrer Pferde verkrüppeln konnten. Weiter und weiter und weiter und weiter… Hinauf… Hinunter… Um Felsvorsprünge herum … Stunde um Stunde … Aleytys klammerte sich an der Mähne fest. Der mit ihren Gepäckbündeln beladene Hengst trottete ausdauernd hinter der Stute her. Sie ritt, bis das Reiten eine Qual wurde, bis ihre Schenkel wund waren, bis sie vor lauter Müdigkeit zitterte. Die Felsentürme wurden spärlicher, und irgendwann ritt sie wieder zwischen den steilen Hängen dahin, der eine erhob sich über ihr, der andere fiel unten ab, und als das Land ein wenig flacher wurde, standen Bäume und Büsche so dicht, war der Schatten so schwarz und erschreckend, daß sie bei dem Gedanken hineinzustoßen, erschauderte.
    Aab verhielt auf der Spitze eines hohen Gipfels, dessen Namen sie nicht kannte, von wo aus der ungastliche Berg in einen erfreulichen, grasbewachsenen Abhang überging, der mit Sinaubar-Rin-gen gesprenkelt war. Sie schüttelte sich, bis sie wieder halbwegs wach und aufmerksam war und zügelte die Stute; der Hengst wieherte ungeduldig, drängte vorwärts. Aleytys rieb sich ihr Gesicht und griff mit ihrem müden Geist hinaus. Sie besänftigte ihn und er tänzelte wieder zurück. „Tut mir leid, mi-Mulak. Ich nehme an, ihr beide seid müde und hungrig und durstig.” Sie seufzte. „Kommt, Azizhya-mi.”
    Die Stute suchte sich ihren Weg bergabwärts, mehr oder weniger in südöstlicher Richtung um Felsen und lanzengerade Eisenholzbäume herum, die in einsamer Majestät auf diesem kaum mit Gras bewachsenen Berghang aufragten. Die Stute trabte um einen der Sinaubar-Ringe herum, und Aleytys schwankte im Sattel. Sie erwischte das Sattelhora und hielt sich nur noch durch pure Willenskraft

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