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Diadem von den Sternen

Diadem von den Sternen

Titel: Diadem von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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herum.
    Talek saß im Sattel, zog an der Führungsleine. Aleytys trat aus dem Wald, der Tars war an ihrer Seite. „Talek”, rief sie, und ihre Stimme klang lieblich in der stillen Morgenluft.
    Er blickte sich um und sah eine schlanke, goldene Gestalt mit einer zerzausten, seidigen Mähne, die in der Morgenbrise flatterte und glänzend wie Feuer gegen den dunklen Hintergrund der Bäume kontrastierte. Als er den Tars erblickte, der gemächlich an ihrer Seite ging, schluckte er und hob die Zügel.
    „Wenn du zu fliehen versuchst, werde ich Daimon hinter dir herhetzen. Er ist kein Apportierhündchen … Er würde einen blutigen Haufen Hackfleisch aus dir machen.”
    Talek grinste schwach und schüttelte seinen Kopf. „Hätte nie geglaubt, daß ich jemals einen zahmen Tars sehen würde.”
    Aleytys legte ihre Hand auf die Schulter des Tieres. Mit vor Vergnügen funkelnden Augen sagte sie leise: „Zahm? Täusche dich nicht, Jäger.” Gelassen ging sie auf ihn zu, die Pferde tänzelten unruhig, als sich das Raubtier näherte. Talek erbleichte. „Jetzt”, sagte sie forsch, „steig ab. Lade meine Sachen ab und bring sie in die Hütte zurück. Nimm den Pferden das Zaumzeug ab und laß sie laufen.” Sie kraulte die Lauscher des Tars und lächelte träumerisch, als sie sein antwortendes Schnurren hörte.
    Achselzuckend glitt Talek aus dem Sattel. „Wie gewonnen, so zerronnen.” Mit einem freundlichen Lächeln auf dem gebräunten Gesicht, zurrte er die Bündel los und trug sie zur Hütte hinüber.
    „Wo ist dein eigenes Reittier?” fragte sie plötzlich und blickte sich stirnrunzelnd auf der einsamen Wiese um.
    Er hob einen Fuß und schwang ihn in einem graziösen Bogen hin und her. „Ich gehe darauf, Bint Horli.”
    Ohne es zu wollen, gluckste sie, verblüfft darüber, Tochter der Sonne genannt zu werden. „Dein Gepäck?”
    Er stemmte die beiden Bündel hoch. „Damit zusammengebunden.”
    „Deine eigenen Sachen darfst du herausnehmen.”
    Seine Augenbrauen zuckten sardonisch hoch, dann wieder herunter. „Ja, Abruya Sabbiya, richtig, Abruya Sabbiya, ich tu alles, was du sagst.”
    Sie unterdrückte ein Grinsen, als er in der Hütte verschwand. Eine Minute später kam er wieder heraus und steckte seine Waffen in die Schlaufen eines der Rückenbündels. Einige Schritte von ihr entfernt blieb er stehen, die Hände in die Hüften gestemmt.
    „So weit, so gut, Abruya Sabbiya. Was jetzt?”
    Beim Klang seiner Stimme stieß der Tars ein tiefes Grollen aus. Er warf dem Tier einen argwöhnischen Blick zu. „Soll ich diesem hübschen Wesen als Frühstück dienen?”
    „Talek, du bist… du bist… Ich hatte keine Ahnung, daß es solche Menschen wie dich gibt.” Aleytys lachte, dann seufzte sie. „Ich haßte es beinahe, dich aufzuhalten.”
    Er seufzte. „Ah, süße Hexe, immerhin ist es doch eine schreckliche alte Welt… Schlimm genug, wenn man ein Schurke ist; aber obendrein auch noch ein erfolgloser Schurke …” Er schenkte ihr ein reueloses Grinsen.
    Sie schüttelte den Kopf und erwiderte sein Lächeln. „Ich will dir etwas sagen”, meinte sie leichthin. „Ich würde dir nicht vertrauen.
    Aber ich mag dich. Ich mag dich wirklich. Und nicht nur deshalb, weil du mich gestern nacht so erfreut hast. All die schlechten Menschen, die ich vor dir kennenlernte … Sie alle waren so selbstgerecht, daß es mir das Herz hebt, einen zu treffen, der weder sich selbst noch sonst irgend etwas allzu ernst nimmt.” Sie streckte ihre Hand aus.
    „Ich danke dir, meine Liebe, aber ich werde nicht einen Schritt näher an deinen Freund hier herankommen.” Er deutete vielsagend!
    auf den Tars. „Ich bezweifle, daß er schon gefrühstückt hat. Daß ist ein sehnlicher, hungriger Blick in seinen großen Augen.”
    Sie lachte und kraulte den Tars seitlich am Kiefer. Er ließ sein?
    Maul weit aufklaffen und grinste sie an. Beim Anblick der furchtbaren Zähne wurde Talek wieder blaß; hastig schluckte er.
    „Keine Sorge.”
    „Hai. Du kannst das sagen.”
    Aleytys schob ihre kosenden Finger unter Daimons Kinn. „Behalte nur seinen Schwanz im Auge. Wenn ein Hund damit wedelt, so heißt das, er ist freundlich gesinnt.” Sie strich über den Rücken des Tars, kratzte an seinen Wirbeln. „Wenn Daimon damit zuckt, so heißt es, er wird sich irgendwo etwas herausreißen.” Sie fuhr damit fort, sein Fell mit geschäftigen Fingern zu untersuchen, bis sich seine Lichter zu trägen Schlitzen verengten und sich sein Schnurren zu

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