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Diadem von den Sternen

Diadem von den Sternen

Titel: Diadem von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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brach über ihre Gedanken herein, und sie sprang auf die Füße, fuhr herum, um die Frau hinter sich anzusehen, verblüfft darüber, daß eine Bacci-vaso sie ansprach. Marya stand ein paar Schritte entfernt, die Augen groß und funkelnd in ihrem schmalen, angespannten Gesicht.
    „Dann lach auch hierüber!” zischte sie. Eine Messerklinge glitzerte rot in Horlis Licht, als sie einen dünnen, nackten Arm vorstieß.
    Aleytys keuchte. „Marya”, stotterte sie. „W-was …” Sie wich zum Ufer zurück. „Warum?”
    Marya preßte die Lippen aufeinander. Ihr Arm senkte sich leicht; an ihrem Mundwinkel zuckte ein Muskel. Keuchende, tiefe Atemzüge bewegten die weichen Avrishum-Falten über ihren Brüsten, dann sprach sie leise, und die Worte fielen wie Säure in den lieblichen Spätnachmittag. „Warum? Mein Sohn ist tot. Mein Mann ist tot.”
    „Hai?” Aleytys starrte sie verwirrt an. „Das hat nichts mit mir zu tun.”
    „Doch! Wegen dir! Wegen dir!” Maryas Stimme schwoll wieder zu schriller Schärfe an. Sie preßte ihre zitternden Lippen zusammen.
    Schluckte. Aleytys konnte ihre zuckenden Halsmuskeln sehen.
    „Warum hast du deinen Fluch über uns gebracht? Tarns’n … Er war ein guter Mensch. Ein liebenswürdiger Mensch. Du hast ihn verdorben.” Ein wenig schwankend, die Augen geschlossen, sog sie hastige, kurze Atemzüge ein.
    Aleytys machte einen Schritt auf sie zu, aber Marya riß ihre schwarzen Augen auf.
    „Nein”, kreischte sie. „Bleib weg! Rühr mich nicht an.” Sie hob das Messer höher. „Im Raqsidan hast du ihn berührt, und er hat sich ver
    ändert. Ich trage sein Kind hier.” Sie breitete ihre freie Hand über ihren Körper aus. „Deinetwegen… Deinetwegen habe ich mit dem Mörder meines Sohnes … mit dem Mörder meines Mannes geschlafen.” Sie zitterte und heftete den Blick aus ihren angestrengten, verzweifelten Augen auf Aleytys. „Ich kann es nicht vergessen. Als er mich liebte. Als ich schlief. Ich kann nicht vergessen. Ich träume und träume und wache auf und erinnere mich. Jetzt gebe ich dir etwas, um deine Nächte zu segnen. Etwas, woran du dich dein ganzes Leben lang erinnerst… Dein ganzes stinkendes Leben lang…” Ihre Stimme wurde immer schriller, schien sich durch den Schmerz und den Haß und den Zorn, die in ihr wühlten, auszudehnen.
    Aleytys wich zurück, den Blick starr auf das Messer geheftet.
    Marya lachte. „Paß auf, Hexenweib! Ich weiß, daß ich dich nicht verletzen kann. Richte dein böses Auge hierher. - Träume von mir!”
    Noch immer lachend, klammerte sie beide Hände um den Griff des Dolches und rammte ihn in ihren Bauch. Blutströme quollen heraus, sie krachte auf die Knie nieder, ihren Mund zu einem breiten, freudlosen Lächeln gedehnt. Dann hob sie das Messer wieder und spaltete ihr Herz.
    Aleytys keuchte vor Entsetzen. Widerwillig, einen zögernden Schritt nach dem anderen, ging sie zu dem zusammengesunkenen Körper. Er sah eigenartig verändert aus. Sie fröstelte. Das sah nicht mehr aus wie etwas, das gelebt hatte. Tot sah es aus. Dahingestreckt. Als wäre es aus etwas anderem als Fleisch gemacht. Sie kniete daneben … Sie konnte von diesem Fleisch nicht als Marya denken. Die Augen standen offen, ein trüber, erstarrter Blick lag darin. Schon krochen Fliegen in den offenstehenden Mund und wieder heraus.
    Benommen hob Aleytys ihre Hand. Die Innenseite war blutbeschmiert. Wimmernd und wie rasend wischte sie es auf dem Gras ab. Das trocknende Blut roch modrig und leicht süßlich. Ihr Magen krampfte sich empfindlich zusammen; ihre Blicke schienen an dem toten Gesicht festzuhängen. Sie schaute und schaute und winselte und zitterte, legte ihre Arme um die Knie und schaukelte vor und zurück, vor und zurück, Tränen rannen stumm über ihr verzerrtes Gesicht. „Eins … zwei… drei… vier … Eins, zwei… drei, vier …
    Eins… zwei… drei… vier…” flüsterte sie. „Vajd … Talek …
    Marya … Er … Verflucht… verflucht… verflucht … Paullo… der Sha’it… der Spurensucher … der Junge … Eins, zwei… drei… vier
    … wie viele noch …”
    „Yaggrya!”
    Als der heisere Ausruf kurz durch ihren Schmerz brach, schaute sie auf. Tarnsian schwankte vor ihren Augen.
    „Eins, zwei drei vier, eins zwei drei vier, eins zwei drei vier”, stieß sie aus.
    „Was ist hier passiert?”
    „Eins zwei drei vier, eins zwei drei vier … verflucht”, sang sie und schwankte auf ihrem Gesäß vor und zurück.
    „Weibsstück - was ist

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