Diadem von den Sternen
Dunkelheit auf dem Shemqyaten-Herret sitzend, beobachtete Aleytys den Tanz, fühlte sich ein bißchen unbehaglich, aber im großen und ganzen war sie von einer unersättlichen Neugier beherrscht, die sie nicht mehr länger in ihrem Chon hatte bleiben lassen. Sie blickte im schweigenden Lager umher. Ich sollte nicht hier draußen sein, dachte sie. Sie haben Stavver angekettet. Sie fröstelte. Vom Seeufer wirbelte Energie in schweren Strudeln heran. Ihr Kopf begann zu pochen.
„N’taheytyaaaa. N’tahetya. N’tahetya.“
N’frats Stimme kräuselte sich rein wie Bergwasser. „Metawet ni nya net yari tw’n Meghes h’wew … Tw’n Meghes h’wew …“ Die donnernden N’s und M’s brachen wie weißes Wasser in Stromschnellen in Aleytys’ Gehirn hinein … hämmerten auf sie ein. Die über Raqats zuckenden Körper lohenden Flammen, der komplizierte, rumorende Rhythmus der Trommeln, das leise, unterschwellige Summen der sitzenden Medwey, die fühlbaren Streifen der Kraft … Ihre Augen verschwammen, als sich diese Dinge zu einem pochenden Knoten um ihren Kopf schlangen, enger und enger wurden. Ihre Lungen krampften sich in der eindeckenden Luft zusammen; sie keuchte, rieb ihr Gesicht, bis die Haut brannte.
Eine feine Klangwelle, kühl und erfrischend wie Minze, schnitt durch die überhitzte Nacht. Als sie in die Höhe griff, strichen ihre Finger über kühles Metall. Ein körperlich fühlbares Gewicht band jetzt ihre Schläfen, und tausend Ranken des Schmerzes brannten sich in ihr Gehirn. Ängstlich zog sie ihre Hände herunter und starrte in die züngelnden Flammen.
Das Singen endete plötzlich in einem hohen, fragenden, verlangenden Ton. Die Tänzerin versteifte sich, stand unvermittelt ganz starr, fordernd griffen die Hände nach den Monden. Der Trommelschlag verstummte abrupt. Myawo hielt seine Finger mehrere Zoll von der Oberfläche des Leders erhoben. Die Spannung in der Luft wurde dichter, die Augen sämtlicher Medwey richteten sich heißen, zornigen Blicks auf Raqat, warteten …
„Bwobyan in’m?“ Myawos Stimme erscholl tief und befehlend. Endlich kam Raqats Stimme, eine Antwort, ein heiserer Schrei, der sich schließlich zu abgehackten Verneinungen veränderte. „Nin. Nin … nin … niiiinnnnn …“ Sie brach zu einem keuchenden, sandbeschmierten Bündel zusammen, das Feuer loderte niederer, als würde es von schwarzem Nebel umhüllt.
Aleytys griff nach ihrem Kopf, fröstelte, als sie die klingende Musik registrierte. Das Feuer kam in ihr Gehirn, und ohne es zu wollen, war sie plötzlich auf den Füßen. Sie setzte sich in Bewegung, schritt voran und schlängelte sich steif zwischen den Medwey hindurch. Sie sah mit ihren Augen, Gefangene eines Körpers, den sie nicht einmal fühlen konnte. Steif, dann mit zunehmender Mühelosigkeit, bewegte sich der Körper zum Feuer hin.
Aleytys schrie voller Entsetzen, aber ihr Mund gab keinen Laut von sich; sie fühlte, wie er sich zu einem leeren Lächeln verzog. Sie konnte Khateyats beunruhigtes, finster dreinblickendes Gesicht sehen. Das Diadem, schrie sie ihr zu, nicht ich. Es ist das Diadem, nicht ich … nicht ich … niiiccchhhttt iiiiccchhhh! Der Körper blieb vor dem Feuer stehen. In seinem Innern duckte sich Aleytys in Schmerz und Dunkelheit wie ein verwundetes Tier. Ihr Mund öffnete sich, formulierte Worte von … sie wußte nicht, woher. Ein tiefes, bernsteinfarbenes Leuchten breitete sich über die Szene aus; sie spürte flüchtig ein Etwas sich in ihrem Hinterkopf bewegen, dann vergaß sie es, hörte zu, was ihr Mund sagte.
„Der Wasservergifter …“ Die Stimme, die aus ihrem Mund herausquoll, besaß eine bebende Heiserkeit, eine anschwellende Kraft, anders als ihre eigene Stimme. „Er kennt und bekämpft euch.“ Ihr Arm hob sich, deutete auf die keuchende Gestalt auf dem Sand. „Er hat euch geschlagen. Verteidigung ist leichter als Angriff. Uns kennt er nicht, und wir sind stärker. Wir folgen seinen Spuren. Sucht in den Zelten der Falken nach dem Giftmischer. Diese Frau kann euch hinführen. Sie planen, bei Tagesanbruch zu kommen … Sie wollen die Herde.“ Leise klang das Diadem auf ihrem Kopf.
Myawo beobachtete sie mit feindselig glitzernden Augen.
Ein ächzendes Lachen sprudelte über ihre steifen Lippen. „Sei kein Narr, Weibskerl. Vergiß deine unbedeutende Eitelkeit. Die Tesweyn Tanchar warten.“ Sie machte einen weiteren Schritt auf ihn zu. „Solltest du dich nicht besser bereit machen, dich um die Tanchar zu
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