Diadem von den Sternen
Khateyat schüttelte ihren Kopf. „Warum … warum kann sie den Dieb nicht als das sehen, was er ist? Warum kann sie die Frau nicht sehen, wie sie ist? Leyta ist ein gutes, kleines Ding. Ich mag sie, Khepri. Sie hat Mut, ist großzügig und sogar ein bißchen weise; viel für ihr Alter.“ Kheprat lächelte, und als sie ihren Kopf bewegte, glitzerten ihre blinden Augen weiß. „Wir leben damit, Khatya, wie mit der Sonne, die brennt, und dem Wind, der trocknet. Raqat hatte schon immer ihre Fehler. Wir beide haben dies schon vor langer Zeit erkannt. Es tut mir weh, dies zu sagen, aber vielleicht ist es besser. Sie wäre dem Zabyo gefährlich gewesen. Jetzt vielleicht … ich weiß nicht. Aber es ist nicht dein Versagen, Schwester.“
Wieder seufzte Khateyat. Sie tätschelte Kheprats Hand. „Es wird wohl das beste sein, wir bauen jetzt ebenfalls unser Zelt auf.“
5
Aleytys schreckte zusammen, als sich die Hand auf ihre Schulter legte. Sie fuhr herum. „Stavver!“ Sie schloß ihre Augen, stieß einen Arm vor, ihre Hand packte zu, hielt sich an seiner Schulter fest; sie stützte sich ab. „Du hast mich fast zu Tode erschreckt.“ Hastig schaute sie sich um. „Geh raus! Ich will nicht die Augen ausgekratzt bekommen.“
„Hast du den Fluß schon vergessen?“ Seine Stimme war tief und zärtlich, und seine Hände glitten über ihre Wangen, Schultern, Brustwarzen, Hüften hin zu ihren Leisten und entflammten das Feuer in ihr.
„Madar!“ Sie drehte sich weg. „Bist du verrückt geworden, Dummkopf?“
„Verrückt nach dir, Hexe!“
Rasch starrte sie zu dem dünnen Schutzwall aus verkümmerten, verkrüppelten Bäumen hin. „Sieh mal, gut, wenn du mich berührst, dann werden meine Knie schwach. Vielleicht bin ich, was das anbelangt, eine Frau, aber ich bin kein Dummkopf. Warum, denkst du wohl, habe ich mich von dir ferngehalten? Wenn ich Ärger mache, dann werfen sie mich raus. Ich bin tot. Tot!“ Wieder sah sie sich nervös um. „Geh, verschwinde.“
„Wie wär’s mit einem Geschäft?“
„Was für ein Geschäft?“ Sie wischte die kitzelnden Haarsträhnen aus ihrer Stirn.
„Ich werde dich jetzt allein lassen, wenn du heute nacht in mein Chon kommst.“
„Du bist verrückt. Ich werde bestimmt nicht kommen.“
Er schob seinen Arm um ihre Hüfte und zog sie in einem stolpernden Gang Richtung Lager. Aleytys wehrte sich, wobei sie ärgerlich durch die Zähne zischte. „Sei lieber still, Liebes“, sagte Stavver kühl.
„Schon gut, schon gut.“ Sie trat ihm vors Schienbein. „Aber du kommst zu mir.“ Sie zappelte herum und trat wieder nach ihm. „Laß mich los, oder ich beiße, du Narr!“
„Das hört sich schon besser an.“ Er ließ sie los und trat einen Schritt zurück. „Also gut, ich werde da sein, sobald das Lager dunkel ist.“
Sie schüttelte ihren Kopf. „Sei vorsichtig, hörst du? Du alberst mit meinem Leben herum. Was ist mit Raqat? Wird sie dich nicht wollen?“
Er zuckte mit den Schultern. „Sie hat ihre Regel. Wird mich ein paar Tage nicht in ihre Nähe lassen.“
„Sie könnte immerhin nach dir sehen.“
„Nein, meine Süße. Wenn sie ihre Tage hat, kann sie nicht in die Nähe eines Mannes gehen. Sie wagt es nicht. Sie sitzt völlig eingewickelt in ihrem Chon und bleibt den ganzen Tag im Herret. Wenn ihr Schatten einen Mann berührt, muß sie geschlagen werden und ein Reinigungsritual durchlaufen. Berührt ihr Atem einen Mann, wird sie getötet. Sie wird nicht draußen sein. Wir sind sicher.“
Aleytys fröstelte leicht vor Abscheu. „Ahai, du läßt es so schmutzig klingen.“
„So ist das Leben, kleine Katze.“
„Nun“, schnauzte sie hitzig. „Nächsten Monat wird es nicht passieren. Du wirst dir einen anderen Bettwärmer suchen müssen.“
„Aber Liebes …“
„Nenn mich nicht Liebes, du … du A’fi!“ Sie löste sich von ihm. „Ich mag es nicht.“ Sie lachte wild, und rückte langsam zu den Bäumen hin zurück. „Nächsten Monat werde ich verdammt zu schwanger sein, als daß du mich nicht berührst.“
„Zu schade. Dann werden wir einfach das Beste aus dem machen müssen, was wir haben.“ Er grinste sie an. „Bis heute nacht.“
6
Den blauen Hesh als brennendes Geschwür an ihrer rechten Seite, hing Horli als heißer, roter Kreis hinter Aleytys. Fetzen des Wasserstoffringes, der die beiden verband, klebten goldene Schimmer auf das verschwimmende Rot. Hinter dem Herretwe schwärmten die Yd’r zu einer unregelmäßigen
Weitere Kostenlose Bücher