Diadem von den Sternen
Frau – vergiß es.“
„Ich wüßte gern, ob du es könntest.“ Skeptisch betrachtete sie ihn. „Wieviel weißt du wirklich über diese Dinge?“
„Nicht viel“, gab er zu. „Komm.“
Aleytys lächelte. Sie ahmte seinen breitbeinigen Gang nach und folgte ihm über das spärliche Gras. Nach ein paar Schritten schrie sie auf und hob ihren Fuß. Nervös hüpfte sie im Kreis herum und untersuchte die Unterseite des verletzten Fußes. Dort, wo die Sohle am Boden scheuerte, war die Haut zart, aber der Schmerz kam von ihrem großen Zeh; ein schwarzer, glasartiger Steinsplitter steckte darin, dunkelrotes Blut quoll ringsum hervor. „Ahai“, hauchte sie, und in dem knappen Wort vibrierte der Schmerz. Sie riß den Splitter heraus und verzog das Gesicht, als das Blut auf ihre Hände tropfte.
„Wo, zum Teufel, sind deine Stiefel!“ Stavvers nervöse Stimme erschreckte sie dermaßen, daß sie ihren Fuß senkte und beinahe auf ihr Gesicht gefallen wäre.
„A’fi!“ Sie hielt sich gerade und funkelte ihn an. „Du hast mich angebrüllt, ich solle den Plunder zurücklassen.“
Er schüttelte empört den Kopf. „Gib mir deinen Fuß.“ Er kniete hin und untersuchte die Wunde. Das Blut verklumpte, der Schnitt zog sich zusammen, verschwand rasch. „Deine Wunden heilen schnell“, sagte er ziemlich verblüfft. „Meinst du, du kannst gehen?“
Sie machte ihren Fuß frei und balancierte darauf. „Natürlich.“
Er stand auf, wischte seine Knie ab. „Ich werde dich über die Lava tragen müssen“, sagte er mürrisch.
„Warum? Hai, es ist nur flacher Stein. Ich bin auf Schlimmerem barfuß gegangen.“
„Ich sollte es dich versuchen lassen.“ Mit zwei großen, geschmeidigen Schritten überquerte er die Grasfläche. „Komm her.“ Sie wählte ihren Weg zu ihm vorsichtig; neben dem Lavastrom hielt sie an. „Schau dir das Zeug an“, knurrte er. „Fühle es, aber sei vorsichtig.“
Sie berührte den Stein. „Er ist rauh. Na und?“
„Dieser hübsche, flache Stein wird deine Füße bis zu den Knien hinauf abnutzen, bevor du auch nur halbwegs zum Schiff hinüberkommst. Und braten, was übrig ist.“
„Hai.“ Sie hob ihre Arme. „Also werde ich reiten.“
„Gib mir zuerst das Baby, dann werde ich mit dir mein Bestes versuchen.“ Als er die Schlinge über seine Schulter schob, blickte er zum Schiff hinüber. „Gott sei Dank ist es nicht weiter.“
Nach einer heißen und schweißtreibenden Anstrengung stellte er sie wieder auf die Füße, dann streckte er sich und rieb seinen müden Rücken. „Hast du je daran gedacht, ein bißchen abzunehmen?“ Er schob die Schlinge von seiner Schulter. „Nimm diesen kleinen Bleiklumpen.“
Aleytys schnaubte. „Du wolltest es doch tun. Deine Männlichkeit beweisen oder was?“
„Hah. Sieh dir meine Stiefel an.“ Er hob einen Fuß hoch. Die Stiefelsohle war so dünn wie Pergament.
Eine Stunde später saß Aleytys in der offenen Schleuse, ihre Beine baumelten über den Rand. Sharl saugte eifrig an ihrer Brust, konzentrierte seinen ganzen Körper aufs Essen, zappelte herum wie ein junger Hund und patschte mit seinen kleinen Fäusten in ihr weiches Fleisch. Über ihr wirbelte und pulsierte die Dampfdecke und warf die ganze Hitze, die von der schwarzen Lavadecke ausstrahlte, wieder zur Erde zurück, direkt in ihr Gesicht … So kam es ihr wenigstens vor. Zum hundertsten Mal wischte sie über ihr Gesicht und verzog es; die vor ihr ausgebreitete Szene war aber auch zu langweilig.
Der allgegenwärtige Wind pfiff um das Schiff und ließ einen jagenden Sandstrom über die Lava prasseln. Schweiß quoll ihr aus den Poren und stand in runden Kügelchen, die sich in der gesättigten Luft weigerten zu verdunsten, auf ihrer Haut. Jeder Atemzug, den sie machte, war schwer und unbefriedigend. Unruhig bewegte sie sich und sah über ihre Schulter zu dem Mann hin, der unbequem auf den staubbedeckten, verwitterten Matten lag.
Seine Augen waren geschlossen, aber unter den blassen Lidern zuckten sie nervös. Sein Atem kam langsam und gleichmäßig und gipfelte alle paar Minuten in einem Tenorschnarcher. Während sie ihn ansah, bewegte er sich, setzte sich auf und blinzelte mit schlafgetrübten Augen. Die trockene Haut seiner Hände scharrte über den Schleusenboden, dann hob er sie, rieb mit den Handflächen über sein gefurchtes Gesicht. „Wie spät ist es?“
Aleytys lehnte sich hinaus und blickte zum Himmel hinauf. Der rote Nebel mit seinen blaßblauen Schatten war auf
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