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Diadem von den Sternen

Diadem von den Sternen

Titel: Diadem von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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flüsternden Blätter über nackte Nerven schabten. Hastig glitt sie in die verhüllenden Schatten der Bäume auf der anderen Seite des Flusses.
    Beim alten Horan legte sie eine Hand auf den knorrigen Stamm und rief leise: „Vajd?“
    Das Wasser murmelte vorbei, und die Nacht um sie herum war erfüllt von geheimnisvollem Knarren und Rascheln.
    Aleytys umarmte den Baum und schloß ihre Augen. „Vajd?“ Keine Antwort. Die Furcht bildete einen kalten und wachsenden Klumpen in ihrer Magengegend. Was, wenn er nicht kam …
    „Leyta?“ Das Flüstern zischte an ihrem Ohr vorbei.
    Sie klammerte sich an den Baum, preßte sich fest gegen die rauhe Rinde.
    „Hai …“ Er krabbelte zu ihr herunter und hob sie in seine Arme. „Arme kleine Gurb.“
    Sanft gegen seine Brust gedrückt, versuchte sie zu antworten, aber ihre Zähne klapperten so laut aufeinander, daß sie die Worte einfach nicht herauspressen konnte.
    „Sei nur ruhig, Liebes. Entspanne dich … Wir haben die ganze Nacht …“ Er hielt sie fest in seinen Armen und strich mit sanften Händen über ihr Haar und ihren Rücken hinunter.
    Allmählich schmolz die Kälte dahin. Sie sog einen langen, ungleichmäßigen Atemzug ein und ließ ihn sodann wieder herausströmen. Sie nahm ihren Kopf von seiner Brust und berührte seine Wange mit ihren Fingerspitzen, dann, zufrieden seufzend, schmiegte sie sich wieder gegen seinen starken, warmen Körper.
    „Es war ein höllischer Tag.“
    „Ich weiß, Leyta, ich weiß.“
    Sie neigte ihren Kopf zurück. „Was war beim Mulaqat los?“
    Er antwortete nicht, aber sein Gesicht wirkte finster.
    „So schlimm?“
    Er zog seine Arme fester um sie und küßte sie leicht dorthin, wo sich ihr Haar scheitelte. „So schlimm, wie es nur sein kann.“
    „Oh. Willst du es mir nicht lieber sagen?“
    Sie zog ihre Finger über seine Hände hin und her, leicht abgelenkt vom harten, starken Anfühlen seiner Haut, seiner Muskeln. „Vajdmi?“
    Er nickte, schien aber zögernd anzufangen. Sie konnte hören, wie schnell sein Herz unter ihrem Ohr schlug.
    „Nun?“ Sie wand sich ungeduldig. „Azdar hielt mich den ganzen Tag in meinem Zimmer eingeschlossen. Twanit war zu verängstigt, um etwas zu sagen. Nach ihrer Rückkehr vom Mulaqat fing sie jedesmal, wenn sie mich ansah, zu weinen an, armes Kind, aber ich fand es sehr frustrierend.“ Sie fröstelte. Die Kälte kroch in ihren Beinen hoch.
    „Du frierst“, sagte er scharf. „Deine Hände zittern.“
    Sie stieß sich von ihm fort und runzelte die Stirn. „Vajd!“
    Er lachte. „Nicht hier, Liebes.“ Er stellte sie auf die Füße und streckte sich und gähnte; die senkrechten Streifen seiner schwarzsilbernen Abba bewegten sich im Mondlicht hin und her. „Der Finjan ist draußen. Zu weit. Sollen wir zu den Pferden gehen?“
    „Lieber Pferde als ein neugieriger Idiot. Viel lieber.“
    Vajds Zähne schimmerten, als er zu ihr hinunterlächelte. „Ich vergaß.“ Er griff nach ihrer Hand. „Du magst Tiere.“
    Sie tasteten sich über die Wurzeln voran, und Aleytys legte ihre Finger fester um seine Hand und kam näher zu ihm. „Meistens sind sie netter als die Leute. Wenigstens zu mir.“
    Er legte seinen Arm um ihre Hüfte und schob sie vor sich die Rampe zur Stalltür hinauf. Vajd schob die Tür zurück, und sie verkrampfte sich. Er gluckste und rieb seine Hand an ihrer Seite. „Ruhig Blut, Liebes. Alle vernünftigen Leute sind um diese Zeit im warmen Bett.“
    Sie schnaubte und trat in den Stall hinein. Nachdem er die Tür zugeschoben hatte, folgte er ihr. Sie hörte das leise Schniefen und Knistern, als sich die Pferde in flüchtigen Träumen bewegten. Obwohl durch staubige Doppelfenster hoch droben an jeder Seite des langen, schmalen Gebäudes fahles Licht hereinsickerte, konnte sie so gut wie nichts sehen; nur undeutliche Körper, die sich hier und da zu beiden Seiten eines Mittelganges erhoben. Die Luft war schwer und warm von tierischen Ausdünstungen und Körperhitze. Sie fühlte, wie die zittrigen Schauer, die ihren Körper überzogen, nachzulassen begannen. „Vajd …“
    „Die Leiter hinauf.“ Er gab ihr einen Klaps auf die Kehrseite. Seine Hände waren warm.
    Aleytys tastete sich zum Heuboden hinauf und glitt über das lose, rutschige Stroh in eine Ecke, wo ein Fenster einige wenige Mondlichtstrahlen an Spinnweben und Heustaub vorbeigleiten ließ; ein kleiner Haufen wurde angeleuchtet. Vor Vergnügen seufzend, ließ sie sich auf das Stroh fallen und wühlte herum, bis

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