Diagnose negativ
Ihren echten Namen!« befahl er. Ich stellte keine Fragen.
»Thor Konnat, aktiver Einsatzagent ›zur besonderen Verwendung‹ Dienstgrad und Dienstalter …«
»Danke, reicht«, wurde ich unterbrochen. Auf meinem Bildschirm tauchte eine Spezialuhr auf. Reling hatte wohl das Handgelenk direkt vor der Aufnahmeoptik gehoben.
»Hören Sie zu. Ich habe wenig Zeit. Sie fliegen zu Major Putchinger. Zeigen Sie ihm Ihre Marke und erteilen Sie ihm Startverbot. Er hat mit seinen dreihundert Mann in den Quartieren auf weitere Befehle zu warten. Ist das klar?«
Ich bestätigte.
»In Ordnung. Wir stellen Putchinger in Reserve. Sie nehmen sich anschließend einen schnellen Jagdbomber. Besatzung höchstens zwei Mann außer Ihnen. Sie starten zur Antarktis, wo Sie sich im Marinestützpunkt von Siple-Base bei Konteradmiral John F. Woolser melden.«
»Huh?« fragte ich verblüfft. Dann etwas klarer:
»Sir, meinen Sie nicht auch, die Antarktis und der Mond wären zwei grundverschiedene Dinge?«
Er sah mich gelassen über den Bildschirm an. Man konnte zweifellos mit Reling reden; wir hatten nur in vielen Fällen das Pech, daß er unseren Überlegungen immer um einen Schritt voraus war. Genauso war es jetzt!
»Was Sie nicht sagen, Konnat«, lautete seine Antwort. »Ich gebe zu, daß beide Orte etwas weit voneinander entfernt sind, was aber nicht für Ihre Aufgabe zutrifft. Sie starten, so schnell es Ihnen möglich ist.«
»Jawohl«, bestätigte ich verstört. Was, um alles in der Welt, hatte ich in der Antarktis zu suchen?
Die Aufklärung erfolgte sofort.
»Die Marinebasis liegt im Wrigley-Golf, Ross-Quadrant auf hundertsechsundzwanzig Grad westlicher Länge. Geben Sie Ihrem Piloten die Position. Admiral Woolser ist von mir über Ihre Ankunft informiert worden. Sie werden dringend erwartet. Melden Sie sich als Oberstleutnant HC-9. Haben Sie verstanden?«
Ich fiel aus allen Wolken. Wieso Oberstleutnant? Ich erkundigte mich zurückhaltend, ob dies wohl ein Scherz wäre.
»Sie sind soeben befördert worden. Bilden Sie sich darauf aber nichts ein. Ihren Leistungen entsprechend müßten Sie noch Captain sein. Hier geht es darum, einen höheren GWA-Offizier in den Einsatz zu schicken.«
»Vielen Dank, Sir«, gab ich zurück.
»Okay, erledigt«, wehrte er ab. »Der Marinestützpunkt ist zum Zwecke einer Tiefsee-Erforschung der antarktischen Gewässer nahe dem sechsten Kontinent errichtet worden. Weitere Informationen erhalten Sie von Admiral Woolser. Der Mann war zum Glück schlau genug, uns sofort zu benachrichtigen. Daher auch das Startverbot. Stellen Sie fest, wieso ein Mann in den eiskalten Gewässern des Südpols den Tod finden konnte. Ist das auch klar?«
Ich starrte sprachlos auf den Schirm und stammelte, nachdem ich mich etwas von dem Schock erholt hatte:
»Sir, auf die Gefahr hin, von Ihnen für verblödet gehalten zu werden: So etwas soll es geben. Wenn ich mich nicht täusche, sind schon viele Leute in den antarktischen Gewässern erstarrt, ertrunken, oder sonstwie ums Leben gekommen.«
»Sehr klug«, sagte er sarkastisch. »Das wissen wir auch. Was mich interessiert, ist die Frage, wieso Dr. M. Fabulin in den eisigen Gewässern verbrühen konnte. Nein, murmeln Sie nichts von unterseeischen Vulkanen. Dort gibt es zufällig keine. Melden Sie sich also bei Admiral Woolser. Anschließend kommen Sie mit dem Toten ins Hauptquartier. Ich schicke Ihnen eine Transportmaschine. Noch Fragen?«
Ich schwieg für einige Augenblicke. Im hintersten Winkel meines Erinnerungszentrums war ein kleines Licht aufgegangen.
»Wie heißt der Mann?« fragte ich zurück. »Dr. M. Fabulin? Vielleicht Mathias Fabulin?«
Reling nickte
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