Diagnose negativ
Allmählich warf sich für die leitenden Beamten der GWA die Frage auf, in welchem Eckchen der Büros ein wirkliches Arbeiten noch möglich war.
Torpentouf kämpfte mit ähnlichen Schwierigkeiten. Sein großer »Schreibtisch« war derart mit Geräten überladen, daß er auf den freien Flächen bestenfalls einige Schnellhefter unterbringen konnte.
Der Offizier vom Dienst meldete mich an. Wenn Torpentouf im Umgang mit seinen Leuten auch ausgesprochen tolerant war, so richtete er sich doch in vielen Dingen haargenau nach den Dienstvorschriften.
Ich fand ihn hinter seinem Schalttisch. Auf den zahlreichen Bildflächen waren alle wichtigen Anlagen des Raumhafens zu übersehen. Auch die fünf Satellitenbahn-Transporter wurden von hervorragenden Kameras eingefangen.
Seine Begrüßung äußerte sich in einer leichten Handbewegung. Er schwitzte immer noch, obwohl die Klimaanlage einwandfrei funktionierte.
»Wie machen Sie das?« erkundigte ich mich interessiert.
»Was?« stöhnte er. Sein ehemals weißes Uniformhemd sah besonders in der Kragengegend erheblich deformiert aus.
»Ich finde Ihre Transpiration erstaunlich, Mike. Ihre Klimaanlage ist doch in Ordnung. Außerdem ist es hier unten von Natur aus kühl.«
»Mir aber nicht«, grollte er und trat hinter dem Arbeitstisch hervor.
»Was ich sagen wollte …«, er blickte gegen die weiße Kunststoffdecke, »Sie sind doch Kommandeur der GWA-Raumgarde, oder?«
Ich stellte den Becher mit dem perlenden Getränk auf den kleinen Tisch.
»Ja! Und?«
»Dann geben Sie Major Putchinger den Befehl oder meinetwegen auch den freundschaftlichen Rat, seine dreihundert Mann in die Quartiere zurückzuführen. Die fünf Raumer haben Startverbot.«
Ich erstarrte.
»Mike, was ist hier los? Ich habe Spezialbefehle. Von wem kommen die Anweisungen?«
»Sie sollen sofort den Chef anrufen«, wich er aus. Damit wußte ich genug.
»Also von ihm direkt?«
Torpentouf nickte wortlos und deutete auf das Visifon.
»Beeilen Sie sich. Sie brauchen nur einzuschalten.«
Ich ging die wenigen Schritte zu dem Gerät hinüber. Es war eine Spezialausführung für die GWA-Sup-Ultrakurzwelle. Die grüne Lampe glühte. Also hatte er mit seinem Elektronenschlüssel die Verbindung bereits freigegeben.
Washington kam sofort. Die Zentrale stellte die Verbindung mit Vier-Sterne-General Arnold G. Reling her. Während der kurzen Wartezeit überfiel mich wieder das sattsam bekannte ungute Gefühl. Die Umstände waren mehr als seltsam.
Relings Gesicht erschien so plötzlich auf dem Bildschirm, als wäre er hineingesprungen. Er schien erregt zu sein, was sich besonders in seiner überbetonten Beherrschung ausdrückte. Wer ihn kannte, wußte genau, daß äußerste Wachsamkeit angebracht war.
»Major HC-9?« klang es fragend aus dem Lautsprecher.
»Jawohl, Sir. Am Apparat.«
»Sind Sie allein?«
»Colonel Torpentouf befindet sich im Raum.«
Der Kommandant stand bereits hinter mir. Er hatte sogar die Dienstmütze aufgesetzt. Über Relings Lippen huschte ein Lächeln.
»Tut mir leid, Mike, aber ich muß Sie bitten, den Raum für einige Augenblicke zu verlassen. Das ist nicht gegen Sie persönlich gerichtet.«
»Natürlich nicht, Sir«, murmelte Torpentouf. »Haben Sie für mich noch besondere Anweisungen?«
»Nein, vielen Dank. Das wird HC-9 erledigen. Darf ich nun bitten?«
Torpentouf tat mir leid, als er stillschweigend zur Tür ging. Als ich ihm entschuldigend nachblickte, winkte er lächelnd ab. Er verstand wohl sehr gut, daß der Alte seine Gründe hatte.
»Okay, Chef, Torpentouf ist draußen. Sie sehen mich etwas verblüfft.« Ich hörte sein humorloses Lachen.
»Nennen Sie mir
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