Diamantendiebe
ihren Köpfen am Boden. Die Soldaten hatten verdächtiges Material gefunden, das zur Herstellung von Bomben benutzt werden konnte. Einige der Soldaten waren gerade dabei, die Taschen zu untersuchen, als plötzlich ein lauter Pfeifton ertönte und eine Spur weißen Rauchs auf sie zugeflogen kam. Die Gruppe lief auseinander und suchte in verschiedenen Richtungen Deckung. Das Geschoss landete genau neben drei Soldaten und explodierte als großer Feuerball. Laute Rufe und entsetzte Schreie durchdrangen die Luft, begleitet vom Lärm schnell abgefeuerter Schüsse.
Captain Bailey entdeckte die Männer, die auf sie feuerten. Er schrie laute Befehle an seine Soldaten, die zurückschießen sollten. Ein lautes Fauchen ertönte, als ein weiteres Geschoss heranzischte. Max und die Soldaten rannten los, um hinter einigen großen Steinen Deckung zu suchen und die Soldaten feuerten zurück.
»Wir sind in einen Hinterhalt geraten und sind von unbekannten Feinden umzingelt«, rief Captain Bailey zu Max hinüber und befahl ihm, seinen Kopf und seinen Körper möglichst nahe am Boden zu halten. Max‹ erster Gedanke galt Tess.
Die Flüchtlinge im Lager hatten alles liegen und stehen lassen, als sie die Schüsse gehört und den Feuerball gesehen hatten. Sie schrien laut durcheinander und rannten in Deckung. Einige der Hilfskräfte und Dr. Santiago eilten aus ihren Zelten, um zu sehen, was los war. Ein lauter Knall folgte, der das gesamte Camp erschütterte.
Tess, die Tessie leise summend im Arm gehalten hatte, fühlte, wie ihr fast das Herz stillstand. »Was um alles in der Welt ist das?«
Mit Tessie im Arm eilte sie zum Fenster, um einen Blick hinaus zu werfen und sah in einiger Entfernung dunklen Rauch aufsteigen und orangerote Flammen, die gegen den wolkenlosen Himmel zischten.
»Oh mein Gott!«, schrie sie entsetzt, die Augen vor Schreck weit aufgerissen. Jemand hatte Raketen auf sie abgeschossen und sie nahm an, dass sie aus dem Gebiet um den Fluss kamen. Waren das die Hutu-Extremisten, die sie attackierten?
Jemand schrie laut, dass die Hutus gekommen wären und die Hölle brach los. Tess Herz schlug wie wild, als sie die Gruppen verängstigter Flüchtlinge sah, die ihre Familie und ihr Eigentum zusammenrafften und um ihr Leben rannten. Mit Tessie im Arm griff sie nach ihrem Rucksack und rannte, so schnell sie ihre Füße zu tragen vermochten. Sie lief zu Dr. Santiagos Zelt, aber die Ärztin war nicht da. Dann griff sie nach dem Megafon und rannte auf die Menge zu. Sie musste die Leute daran hindern, in Panik zu geraten. Sie sah, wie die Wachen und die Hilfskräfte die Flüchtlinge zu beruhigen und daran zu hindern suchten, das Lager zu verlassen. Die verängstigten Menschen wollten nicht hören und das Meer von Leibern wogte.
»Nein!«, schrie Tess entsetzt.
Ihre Gedanken gingen zu Max und ihre Blicke suchten verzweifelt nach ihm. »Wo zum Teufel bist du?« Und wo waren die Friedenstruppen? Sie wurden gebraucht, um die Flüchtlinge zur Ordnung zu rufen. Tessie verzog das Gesicht und fing laut zu weinen an. Der Lärm machte ihr Angst. Die verängstigte, schreiende Menge drückte Tess weiter und trampelte fast über sie hinweg. Sie kämpfte sich vor zu den Lastwagen, die am Tor geparkt waren.
»Hierher Tess«, riefen Schwester Jo, Schwester Cecilia und Dr. Santiago. Die drei Frauen standen auf dem Lastwagen, winkten und schrien, um ihre Aufmerksamkeit zu erringen. Mit ziemlichen Schwierigkeiten kämpfte sich Tess zu ihnen durch. Tessie weinte so heftig, dass ihr Gesicht ganz rot war. Schließlich stand Tess vor dem Wagen, mit tausend Flüchtlingen hinter ihr, die sie beinahe zu Tode quetschten. Sie hob Tessie hoch und Dr. Santiago griff hinab und nahm die Kleine hinauf. Als Tessie sicher in den Armen der Ärztin war, wollte sie hinaufklettern.
Hunderte von Händen zerrten verzweifelt an ihr, rissen ihre Kleider in Fetzen und flehten Tess und die Nonnen an, sie auch in die Lastwagen zu lassen. Die drei Frauen zerrten Tess an den Armen hinauf. Als sie endlich oben war, hob sie das Megafon und schrie: »Bitte beruhigt euch! Hört auf zu drängen!«
Die schreienden Flüchtlinge hörten nicht auf sie. Sie rüttelten so wild an den Lastwagen, dass die drei Frauen hinfielen. Tess schrie wieder und wieder ins Megafon. »Niemand greift uns an. Es war ein Geschoss oder eine Rakete, die am Fluss explodiert ist. Wir sind nicht in unmittelbarer Gefahr! Wir werden nicht angegriffen!«
Der hohe Drahtzaun gab nach und die Flüchtlinge
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