Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diamantenschmaus

Diamantenschmaus

Titel: Diamantenschmaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
Vom Netzwerk:
damit der Braten nicht anbrannte?
    Er versuchte es, indem er begann, behutsam über den Fall Karl
Lesonic zu sprechen, über Sohlenabdrücke am Tatort bzw. am Ort, an dem die
Leiche gefunden worden war. Und schließlich kam er auf den Abdruck zu sprechen,
den er heute im Eingangsbereich der Dreierstiege entdeckt hatte, kurz
nachdem …
    »So, Schluss
damit. Jetzt müssen wir unbedingt einen Schnaps trinken«, fiel die Wurminzer
Palinski energisch ins Wort, »sonst schlägt sich diese schreckliche Geschichte
noch auf deinen Magen und ich bleibe auf meinem Schweinslungenbraten sitzen.«
Diese Vorstellung schien ihr wesentlich mehr Probleme zu bereiten als der noch
nicht ausgesprochene Name der Person, welche …
    Sie wusste natürlich ganz genau, wann ihr Herzibinki Bernie
das Haus verlassen haben musste. Vielleicht sogar mit zwei, drei Flaschen Bier
in den Händen.
    Bei dieser Frau hätte sogar der Vogel Strauß noch
Nachhilfeunterricht in Politik nehmen können.
    Und schon war sie wieder da und brachte ihm ein halb volles
Wasserglas mit einer leicht gelblichen Flüssigkeit, die entfernt nach
Marillenbrand roch. Gar nicht so schlecht, dachte Palinski, dem sich die
letzten Minuten ein wenig aufs Gemüt gelegt hatten, und nahm ein, zwei kräftige
Schlucke.
    Dann hatte … auch … Hermine plötzlich ein Glas in
der Hand und … prostete ihm zu. Sonderbar, ihr Schnaps schien viel gelber
zu sein als seiner. Viel ch… chinesischer. Ups, das war ja … beinahe
rassistisch gewesen.
    Also gut, zum Wohl, ein Hoch auf Bernie, den Killerenkel.
Palinski schüttete den Rest des Schnapses in sich hinein. Komisch, dass …
der Marillenbrand einen leicht bitteren Nachgeschmack hatte. War ihm noch gar
nicht … aufgefallen.
    Plötzlich sah er Wilma vor sich, nein, das war … Wo
blieb eigentlich der Braten? Er sollte was essen, sonst … zu viel Alkohol.
    »Heb einmal den Arm hoch, du Scheißer«, fauchte die Wurminzer
Palinski böse an. Der schaffte es mit dem rechten ganze 20 Zentimeter, mit dem
linken eventuell zehn Zentimeter mehr. Also … viel war das … nicht
gerade. Er lachte dümmlich und murmelte etwas, das wie »’tschuldigung« klang.
    »Na, das wirkt ja
schneller, als ich gehofft habe«, freute sich die ganz und gar nicht mehr
freundliche Tante Hermine. »Na ja, doppelte Menge. Bist zwar ein ausgewachsener
Kerl, aber man weiß ja nie. Tja, ich war früher Hilfskrankenschwester und hab
viel dabei gelernt. Die Ärzte haben mir eine Menge beigebracht in den langen
Nachtdiensten. Aber das hast du nicht gewusst, gelt, du Klugscheißer. Und damit
hast du auch nicht gerechnet. Aber meinem Bernie einen Mord anhängen, das
kannst du. Du hast allerdings nicht die geringste Ahnung.«
    Daraufhin schlug
sie ihm ins Gesicht. Haute ihm eine runter, und recht ordentlich. So viel Kraft
hätte man einer alten Frau gar nicht zugetraut.
    »So, jetzt werde ich dir erzählen, wie das alles
wirklich gewesen ist.« Sie hatte sich wieder hingesetzt. »Und genieße die
nächste Stunde, denn …« Sie sprach es nicht aus, doch die weltweit
bekannte eindeutige Geste, nämlich die Kante der rechten Hand von links nach
rechts am Hals vorbeigeführt, ließ kaum irgendwelche Zweifel offen.
    Ob Linkshänder diese Geste mit der linken Hand
und entsprechend von rechts nach links machten?, ging es Palinski plötzlich
durch den Kopf. Und das, nachdem man ihm eben unverhohlen mit dem Tode gedroht
hatte. Was er für Sorgen hatte. Er war wirklich ein eigenartiger Vogel.
    »… Bundespräsident beginnt auf beiden Programmen des TVA«,
tönte es aus dem Radio. Palinski, der auf seinem Sessel zusammengesunken war,
versuchte, sich etwas aufzurichten. Was ihm mit größtmöglicher Konzentration
und übermäßiger körperlicher Anstrengung auch gelang.
    »Kann … Fernsehen, bitte«, lallte er in Richtung
Wurminzer.
    »Was, du willst hören, was der Herr Doktor Schiefer uns zu sagen
hat?« Hermine hatte sofort kapiert, was er wollte, und bewies dazu noch einen
fast schon britisch anmutenden Sinn für Humor.
    »Na gut, jeder Mensch hat das Recht auf einen letzten
Wunsch.« Sie lachte herzlich auf. »Mich interessiert das eigentlich auch. Also
schaun wir uns das einmal an, ehe ich mit dir weitermache.«

     
    *

     
    Mithilfe einer Thermografiekamera hatten die Spezialisten
der Sondereinheit Cobra rasch herausgefunden, in welchem der Badehäuser auf dem
Gelände des Donaustrandbades Klosterneuburg sich eine Person verborgen hielt.
    Vorsichtig hatte

Weitere Kostenlose Bücher