Diamantrausch - Hot Ice
klugen gelben Augen ein, die er zu Schlitzen zusammengepresst hatte, während er die Wagen beobachtete. Er öffnete das Maul - Himmel, es war riesig - und brüllte.
»Er will uns sagen, wir sollen verschwinden und seine Damen in Ruhe lassen«, übersetzte Hunt.
Sie legte eine Hand auf Coetzees Schulter. »Fahren Sie langsamer. Bitte.«
Und dann reckte sie den Hals, als sie langsam an den Löwen vorüberfuhren. »Mein Gott, sieh ihn dir doch nur an. Er ist einfach herrlich«, flüsterte sie. »Er muss mindestens zweieinhalb Meter lang sein. Ich hatte ja keine Ahnung...«
Sie fühlte ein eigenartiges Ziehen in ihrem Herzen, als sie die Tiere betrachtete. Nicht, weil sie beinahe so nahe waren, dass man sie hätte berühren können, ohne die begrenzenden Zäune eines Zoos zwischen ihnen, sondern wegen der unglaublichen Schönheit hier in ihrem natürlichen Lebensraum.
In diesem Augenblick war eine Kamera gar nicht notwendig. Sie streckte die Hand aus und griff nach Hunts Hand, weil sie diesen Augenblick mit ihm teilen wollte. Er legte seine Finger um ihre. Stark. Verlässlich. Sicher.
Taylors Herz machte einen kleinen Sprung. Und dann noch einen. Und einen weiteren, als ihre Blicke sich trafen.
Sie wusste nicht, wie sie die Stimmung beschreiben sollte, die plötzlich zwischen ihnen entstanden war. Sie war ihr so fremd. Oh Gott. Sie steckte in Schwierigkeiten.
In großen, großen Schwierigkeiten.
Das Gefühl war eine das Herz rührende Mischung aus Glück und Entsetzen. Das Letzte, was sie sich wünschte, was sie erwartet hatte, war es, sich zu verlieben. Ganz besonders nicht in einen Mann wie Huntington St. John.
Gefühlsmäßige Bindungen waren nicht von Dauer, das wusste sie. Sie war nie so dumm gewesen, einen Mann so nahe an sich heranzulassen. Jörn nicht und auch nicht Daniel.
Es fiel ihr schwer, ihre Blicke von seinen zu lösen, zur Hälfte war sie entsetzt, zur Hälfte begeistert. Ihr Herz schlug schnell, und alles verschwamm vor ihren Blicken, als sie den Kopf abwandte und blicklos aus dem Fenster starrte. Wie konnte das passieren? Wann war es passiert? War es seine schnelle Reaktion, Mandy in Sicherheit zu bringen, ohne auch nur eine Frage zu stellen? Oh Gott. Vielleicht war es ja schon vorher passiert. Als er sie festgehalten hatte, als sie sich übergab, nachdem die bösen Kerle sie beinahe vergast hatten? Das war wohl kaum ein romantischer Augenblick gewesen, und dennoch...
Oh Gott. Oh Gott. Sie konnte diesen Mann nicht lieben. Das war vollkommen... unwahrscheinlich. Unmöglich. Verrückt.
Nur vage hörte sie das Zischen, als eine Dose geöffnet wurde. »Hier.« Hunt drückte ihr eine Dose Sodawasser in die Hand. »Was zum Teufel ist passiert? Du bist plötzlich ganz blass geworden.«
»Niedriger Blutzuckerspiegel. Danke.« Sie nahm einen Schluck und drückte dann die kühle Dose an ihre Stirn. Vielleicht hatte sie ihr Gefühl ja auch nur falsch gedeutet?, überlegte sie ein wenig hysterisch. Vielleicht war es ja auch etwas, das so einfach und umkompliziert war wie Lust. Lust war in Ordnung. Lust konnte man kontrollieren. Lust riss einem nicht das Herz aus der Brust.
Sie sah ihn unter halb gesenkten Lidern her an. Es war Lust, schon richtig, deutliche Lust. Er verkörperte all das, was sie an einem Mann mochte. Alles, wovon sie je geträumt hatte in diesen langen, einsamen Nächten allein in ihrem Bett, wenn ihre Gedanken ins Unterbewusste sanken.
Das wehende Gras draußen verschwamm vor Taylors Blicken wie verwaschene Wasserfarben. Sie fühlte sich ganz elend, ihrer üblichen, schützenden Schicht beraubt, die sie diesen ungewohnten Gefühlen gegenüber vollkommen schutzlos machte.
Hunt drückte ihre Hand, wie eine Schlafwandlerin wandte sie sich zu ihm. »Möchtest du, dass wir anhalten? Ist dir übel?«
Sie schüttelte den Kopf.
Glücklicherweise kam genau in diesem Augenblick ein weiteres langes Fax an. Die nächsten Stunden verbrachten sie damit, über die Wärmebilder des Satelliten von der Mine zu diskutieren und was das aus geologischer Sicht zu bedeuten hatte, für Taylor war all das nur eine verblasste Erinnerung aus ihrer Schulzeit. Sie wollte mit den Männern nichts anfangen,
doch die Art, wie sie ihre Arbeit erledigte, machte es für sie nötig, sich das Ziel selbst anzuschauen. Sie konnten sich mit ihren technischen Einzelheiten in ein Koma reden, sie würde ihre Arbeit trotzdem so tun, wie sie es gewohnt war.
Als die Sonne sich langsam zum Horizont neigte, überquerten sie
Weitere Kostenlose Bücher