Diamantrausch - Hot Ice
Dinge habe ich Ihnen zu sagen. Zunächst einmal sollten Sie auf das achten, was Sie sagen. Und dann sprechen Sie nicht in einer solchen Art mit mir. Es interessiert mich keinen Deut, wer ihr überhaupt seid, aber ich werde nicht zulassen, dass ihr mich respektlos behandelt, weil ihr glaubt, ihr könntet euch das leisten. Ich höre euch zu, aber redet vernünftig mit mir.«
Hunt verzog den Mund. »Wie gut kennen Sie José und Maria Morales?« Diese Frau besaß mehr Mut als Verstand.
Mit ihrer blassen Haut und der wilden Mähne dunklen Haars, zusammen mit diesem Fetzen von einem Kleid, sah sie aus wie ein halbwilder Waldgeist. Ohne ihre gespielte Tapferkeit wirkte sie sanfter und viel verletzlicher aus als Hunt sie je zuvor erlebt hatte. Das bedeutete allerdings nicht, dass sie schwach war, doch jetzt schien sie weniger in der Defensive zu sein. »Ich war bei mehreren ihrer Partys dabei.«
»Wie haben Sie sich kennen gelernt?«, wollte Hunt wissen.
»Auf der Yachtparty der Konstantinopoulos vor ein paar Jahren.«
»Neo Konstantinopoulos?,« fragte Bishop.
Sie nickte.
Die Blicke von Max und Hunt trafen sich kurz. »Auch ein bekannter Terrorist«, meinte Hunt dann.
»Auch?«, fragte sie vorsichtig. Sie war umzingelt, doch das schien sie nicht zu beunruhigen, sie sah nicht einmal nervös aus. Weil, so wurde Hunt plötzlich deutlich, sie einen Plan hatte, ihnen zu entkommen, ehe die Dinge noch wesentlich gefährlicher wurden. Wenigstens glaubte sie das. Doch es würde ein böses Erwachen für sie geben.
»Wollen Sie etwa behaupten«, fragte Hunt und zog dabei eine Augenbraue hoch, »dass sie nicht wissen, dass José Morales ein Terrorist ist?«
»Auf jeden Fall ist es kein Thema, das wir bei den Cocktails erörtert haben, daher ist meine Antwort, nein, natürlich habe ich das nicht gewusst.« Sie blickte auf ihre Fingernägel, dann sah sie wieder auf. »Alles, was ich weiß, ist, dass die beiden ein interessantes Paar sind und dass sie nette Partys geben.«
»Und Sie genießen es, Ihre Freunde zu bestehlen?«
» Meine Bekannten. «
Hunt nickte. »Ihr Bekannter , Morales, hatte Papiere, eine oder mehrere Disketten und wahrscheinlich ein kleines handliches Gerät in diesem Safe. Sie haben diese Dinge gestohlen. Und wir wollen sie haben.«
Sie warf ihnen einen nachdenklichen Blick zu. »Von den anderen Dingen weiß ich nichts. Aber es war nichts Schweres
dabei, ein Gerät kann es also nicht gewesen sein. Und ehe Sie sich gezwungen fühlen, sich zu wiederholen, Ihr Freund hier hat mich bereits gefragt. Ich gebe Ihnen die gleiche Antwort, die ich auch ihm schon gegeben habe. Auf keinen Fall . Ich gehe nicht das Risiko ein, etwas an jemand anderen weiterzugeben. Außerdem, falls ich diese Dinge wirklich genommen hätte - und das ist ein großes falls , Jungs - dann würde ich das doch niemals zugeben und mich damit in Schwierigkeiten bringen.«
»Sie haben Dinge gestohlen, die für die nationale Sicherheit von schwerwiegender Bedeutung sind«, erklärte ihr Hunt, um auf den Punkt zu kommen.
Sie wandte den Kopf und sah von Max zu Hunt. Hätte er sie nicht besser gekannt, hätte sich auch Hunt von ihrer Zerbrechlichkeit täuschen lassen. Aber er wusste Bescheid. Er hatte eine kleine, ein paar Monate alte Narbe über seiner linken Augenbraue als Beweis.
»Warum versteckt ihr euch denn immer hinter der nationalen Sicherheit? Wenn die Dinge, nach denen ihr sucht, wirklich so wichtig sein sollten, warum habt ihr sie dann nicht selbst gestohlen?«
Hunt biss die Zähne zusammen und ignorierte ihre ironische Bemerkung. Sie hatte das getan, was Fisk, der beste Agent von T-FLAC, der sich auf das Stehlen spezialisiert hatte, nicht fertiggebracht hatte. Ihr war es gelungen, diesen verdammten Safe zu öffnen. Als Frank Fisk gehört hatte, dass sie nicht nur Morales’ Safe geöffnet hatte, sondern auch noch mit dem Inhalt des Safes verschwunden war, war er von ihren Fähigkeiten überwältigt und sehr beeindruckt gewesen. Und es brauchte schon verdammt viel, um den wortkargen Fisk zu beeindrucken.
Hunt jedoch war lediglich verärgert. »Geben Sie sich vielleicht dem falschen Eindruck hin, dass unsere Fragen Ihnen überhaupt eine Wahl lassen?«, fragte er. »Wenn Sie uns diese Dinge nicht übergeben, dann werden Sie wegen Hochverrats ins Gefängnis gehen.« Er wartete einen kurzen Augenblick, bis ein wenig mehr ihres Selbstvertrauens angeknackst war.
»Hochverrat ist ein Kapitalverbrechen. Da ist die Todesstrafe nicht
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