Diamantrausch - Hot Ice
dass Taylor in Versuchung geraten war, jedes Geheimnis, das sie hatte, auszuplaudern. In Versuchung geraten . Aber sie war nicht dumm.
»Jetzt wäre ein ausgezeichneter Zeitpunkt, damit zu beginnen«, meinte Hunt und rührte sich nicht. »Und ja. Ich meine die vollkommene Wahrheit.«
Er senkte den Kopf ein wenig, und sein dunkles Haar glänzte in dem schwachen Licht. » Warum stehlen Sie wirklich?« Jetzt war sein Akzent wieder ganz deutlich zu hören. Das bedeutete, dass er auch wieder verärgert war. »Ganz sicher müssen Sie doch mittlerweile genügend Blutgelt zusammenhaben, dass es Ihnen für fünf Leben reicht.«
Taylor hielt seinem eindringlichen Blick stand. »Ich bekomme nur fünf Prozent von dem, was ich zurückhole.«
»Zurückhole…« Seine Augen blitzten. » Versicherung . Allmächtiger Himmel. Sie arbeiten für eine Versicherungsgesellschaft ? Das hätten Sie mir doch sagen...«
»Für einen Rückversicherer. Das ist eine Gruppe europäischer Gentlemen«, erklärte sie ihm, »die es vorziehen, anonym zu bleiben. Auf meiner Visitenkarte steht als Beruf: »Internationale Immobilienmaklerin.«
»Wie lange schon?«
Taylor zuckte mit den Schultern. »Beinahe zehn Jahre lang.«
Er setzte sich aufrecht. »Und wo war, verdammt, diese Gruppe europäischer Geschäftsmänner, als man sie im Gefängnis von San Cristóbal bewusstlos geschlagen hat?«
»Sie sind nicht für mein Wohlergehen verantwortlich«, erklärte sie ihm, sein Zorn verwirrte sie. »Immerhin war ich diejenige, die geschnappt worden ist.«
Sie sah, wie ein Muskel an seinem Kinn zuckte. »Sie hätten in diesem Teufelsloch verrecken können.«
»Ich verdanke es Ihnen«, meinte sie leichthin, »dass das nicht passiert ist.«
»Wissen Sie eigentlich, wie viel verfick… wie viel verdammte Zeit Sie mir hätten ersparen können, wenn Sie mir einfach gesagt hätten, wer Sie sind und was Sie in Morales’ Safe zu suchen hatten?«, fragte er voller Wut.
»Ich hatte keine Ahnung, wer Sie sind«, erklärte sie ihm. »Und ich hatte absolut keinen Grund, Ihnen zu trauen, dagegen gab es viele Gründe, das nicht zu tun.«
»Trauen Sie überhaupt jemandem?«, fragte er mit ausdrucksloser Stimme. »Irgendjemandem?«
Taylor runzelte die Stirn. »Ich verstehe Sie nicht. Warum sind Sie so wütend? Wir haben das Spielchen gespielt. Ich habe es versaut. Sie haben gewonnen.«
»Beantworten Sie meine Frage.«
»Nein«, behauptete sie, seine Frage und sein Zorn verwirrten sie noch immer. »Es gibt niemanden, dem ich vertraue.« Jetzt hatte sein Gesicht wieder diesen unergründlichen Ausdruck angenommen. »Sie vertrauen genauso vielen Menschen«, fügte sie noch hinzu. »Stimmt’s?«
Er stand auf und stellte sich vor sie, dabei nahm er ihr das ganze Licht. Taylors Herz schlug bis in ihren Hals, als sie zu ihm aufsah.
Hunt wollte am liebsten etwas zerschlagen. Fest. »Da gibt es sicher nur eine Hand voll Menschen«, stimmte er ihr zu. »Aber es gibt Menschen, denen ich vertraue.«
Gütiger Himmel. Gab es denn wirklich niemanden, dem sie vertraute? Niemanden, auf den sie sich verlassen konnte? Gab es wirklich niemanden, der auf sie aufpasste, wenn sie Leib und Leben riskierte, nur für irgendwelche leblosen kalten Stücke aus Metall und Stein?
Noch schlimmer. Sie erwartete gar nichts anderes. Sie fand das sogar ganz in Ordnung. Mit bemerkenswerter Gelassenheit streckte Hunt die Hand aus und vergrub sie in ihrem seidigen Haar, seine Finger schlossen sich um ihren Hinterkopf. Ihre Augen wurden ganz groß, als er sie auf die Beine zog, seine Sanftheit stand vollkommen im Gegensatz zu dem,
was er wirklich fühlte. Seine Gefühle waren wild. Primitiv. Ungestüm.
Erwartung, keine Angst, las er in ihrem Gesicht, als sie sich auf die Zehenspitzen stellte, so dass sie fast auf der gleichen Augenhöhe waren. Ihm stockte der Atem, als er sie ansah. Er wollte seine Lippen auf die kleine Ader an ihrem Hals drücken, die heftig pulsierte. Er wollte sie zu Boden ziehen und seine Hände über ihren sanften Körper gleiten lassen.
»Sollte es nicht eigentlich anders herum sein?«, fragte sie und schien sich um seine Stimmung gar nicht zu kümmern. Ihr hübscher Mund verzog sich zu einem Lächeln, während sie auf Zehenspitzen stand und ihre Hände auf seine Arme legte, um nicht zu fallen. »Wenn ich Ihnen alles erzählt hätte, müsste ich Sie umbringen... Mmmm !«
Er presste seine Lippen auf ihre in einem sanften, betörenden Kuss. Der Kuss war unvermeidlich. Er
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