Diamantrausch - Hot Ice
belustigen. Sie wollte ihn hinters Licht führen.
»Ich habe es geliebt«, sprach Taylor weiter und erwärmte sich für das Thema. »Natürlich durfte ich ihn nur im Sommer besuchen - damals waren meine Eltern schon geschieden - aber ich habe die Tiere geliebt und den Geruch nach Schminke …«
»Und wie war der Name?«
»Max Factor?«
»Der Name des Zirkus«, erklärte er geduldig.
»Es war nur ein kleiner Zirkus. In Familienbesitz, deshalb war er nicht sehr bekannt...« Sie brauchte einen Namen - schnell. »Coretti. Der Coretti Familienzirkus. Sie sind von Stadt zu Stadt gereist. Und sie hatten ein recht gutes Publikum. Der Zirkus besaß drei herrliche weiße Tiger, vier afrikanische Elefanten und natürlich die Löwen. Pumbaa, Mufasa und Scar.«
Oh, das hatte sie gut gemacht. Es war immer gut, die Dinge einfach zu halten, nicht zu sehr ins Detail zu gehen, um sich noch einen Ausweg offen zu halten.
»Es ist ganz offensichtlich, dass der Eigentümer des Zirkus Disney liebte«, meinte er mit spöttischer Stimme.
Verdammt, er ist wirklich schnell. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass dieser Mann sich eine Aufführung des »König der Löwen« angesehen hatte, doch sie würde gut daran tun, ihn nicht zu unterschätzen. »Oh, den Zirkus gab es schon, lange bevor Disney die Namen unserer Löwen übernommen hat. Eigentlich«, sie beugte sich vor, als wolle sie ihm ein Staatsgeheimnis anvertrauen«, glaube ich, dass Papa Coretti deshalb sogar eine Klage eingereicht hat. Er denkt, wenn Disney schon die Namen seiner Löwen gestohlen hat, dann
sollen sie auch dafür zahlen. Ich glaube, er hat eine gute Ausgangsbasis, Papa ist ein harter Mann.« Glaubte er ihr? Sie konnte es nicht sagen. Sie hielt seinem Blick stand, hart wie ein Fels, ohne zu blinzeln.
Einen Herzschlag lang. Zwei. Zehn.
Ein kleiner Muskel in seinem Mundwinkel zuckte. »Es klingt so, als sei Papa ein sturer Kerl.« Mit jeder Minute klang sein Akzent britischer. Was wollte er damit sagen? Entspannte er sich? Glaubte er ihr? Oder war genau das Gegenteil der Fall?
»Oh, Sie haben ja keine Ahnung. Die Trapezartisten haben mich praktisch adoptiert«, erklärte Taylor ihm. »Mein Vater hatte immer so viel zu tun, müssen Sie wissen. Also habe ich all das gelernt, was auch die Kinder der Corettis lernten. Da ich ein Einzelkind war, habe ich es geliebt, mit ihnen zusammen zu sein. Es waren elf Kinder. Die Mahlzeiten in Mama Corettis Caravan waren herrlich, laut und mit viel Gelächter.« Himmel, sie konnte es beinahe sehen. Schmecken. »Es war ein wundervolles Leben. Ich habe es immer gehasst, im September wieder nach Hause zu müssen.«
Er verzog den Mund. »Ich bin sicher, wenn auch nur ein Wort Ihres Märchens wahr wäre, wäre es wirklich so gewesen.«
»Verdammt.« Taylor lächelte ihn an und zog dann die Beine unter sich. Himmel. Wie konnte sie nur einem Mann widerstehen, der sie so leicht durchschaute. »Was hat mich verraten? Es waren die Namen der Löwen, nicht wahr?«
»Ich bin sicher«, antwortete er ruhig, »wenn Sie wirklich gewollt hätten, dass ich Ihnen Ihre Geschichte glaube, dann hätte ich sie auch geglaubt. Sie sind viel zu gut, um einen solchen Fehler zu machen.«
»Ich bin wiederum nicht sicher, ob das gut oder schlecht ist.« Es faszinierte sie, wie sich kleine Fältchen in seinen Augenwinkeln bildeten, wenn er belustigt war und sich dennoch weigerte, zu lächeln. Sie legte den Kopf ein wenig schief. »Lachen Sie überhaupt einmal?«
»Wenn etwas wirklich lustig ist.«
Da war... was? Ein Nachlassen der Anspannung um seine Augen herum? Ein wärmerer Schein in seinem eisigen Gesicht? »Und wann haben Sie zum letzten Mal etwas wirklich lustig gefunden?«
In seinen grauen Augen blitzte es auf. Neugierig geworden nahm sie an, dass er insgeheim wirklich belustigt war, doch sein Gesicht blieb ernst. »Ihre Geschichte war schon recht lustig.«
Taylor lehnte sich zurück, ihr Lächeln wurde breiter. »Mir hat sie ganz sicher gefallen.«
»Wenn ich Ihnen eine Frage stelle, werden Sie mir dann die Wahrheit sagen?«
Ihr Lächeln schwand ein wenig. »Vollkommen?« Wann hatte sie jemandem zum letzten Mal die Wahrheit gesagt, außer den Mitgliedern des Komitees von Consolidated, die höchst verschwiegen waren. Vor langer, langer Zeit. Sie war viel besser darin, etwas zu erfinden als die Wahrheit zu sagen. »Bei meiner Art der Arbeit wird man nicht sehr oft mit der Wahrheit konfrontiert.«
Dies war das erste Mal seit über zehn Jahren,
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