Diana Palmer
augenblicklich, wie das zustande gekommen war. J.B. hatte seine Sekretärin, Miss Jarrett, die sie alle nur kurz Jarrett nannten, losgeschickt, ein Geschenk zu besorgen. Und die, in der Annahme, dass es sich wieder um eine seiner zahlreichen Eroberungen handelte, hatte ihm dieses Mal eins auswischen wollen, indem sie die albernste Uhr ausgesucht hatte, die sie finden konnte. Sie war es schon lange leid, solche Botengänge erledigen zu müssen. Außerdem war sie der Überzeugung, dass Schmuckstücke dieser Art genau zu den Frauen passten, mit denen J.B. sich einzulassen pflegte. Eine sehr subtile Rache, das muss man zugeben, dachte Tellie.
Es gab ihr einen Stich. Nie würde es J.B. einfallen, Marge oder Brandi oder Dawn etwas zu schenken, was er nicht selbst gekauft hatte. Dieses Geschenk war ein deutliches Zeichen seiner Missachtung.
„Oh … ja, … sehr hübsch“, stammelte sie.
J.B. schwor sich, Miss Jarrett bei nächster Gelegenheit kaltblütig zu erdrosseln. Zu allem Überfluss konnte er seinem Zorn nicht einmal Luft machen, denn er konnte ja nicht gut zugeben, dass er das Geschenk nicht selbst besorgt hatte. „Das ist der allerletzte Schrei“, erklärte er im Brustton der Überzeugung.
„Im Ernst? Ich mag sie.“ Tellie band sich die Uhr ums Handgelenk. Sie hätte sie tatsächlich gemocht. Wenn es ein persönliches Geschenk von J.B. gewesen wäre, hätte sie auch eine tote Ratte in einem Schuhkarton gemocht. Tellie hatte einfach keinen Stolz diesem Mann gegenüber.
J.B. verzog das Gesicht. So verzwickt die ganze Situation war, er konnte sich ihrer Komik nicht entziehen. „Ich wette, du bist die Einzige aus deinem Jahrgang, die so eine trägt. Alle anderen werden platzen vor Neid“, behauptete er kühn.
Jetzt musste auch Tellie lachen. „Jedenfalls danke ich dir, J.B.“
Er beugte sich zu ihr herüber, legte einen Arm um sie, zog sie so weit zu sich heran, wie es die Sitze im Wagen erlaubten, und drückte seine Lippen auf ihren Mund. Tellie erwiderte den Kuss nicht, ihre Lippen waren fest zusammengepresst.
J.B. hielt inne. „Das kannst du doch besser“, bemerkte er mit spöttischem Unterton, umfasste ihr Kinn und küsste sie so fordernd, dass sie seufzte und nachgab.
Als er den Kuss beendete, wich Tellie benommen zurück.
J.B. sah sie an. „Jetzt sind wir wieder beim selben Punkt angelangt“, stellte er fest.
„J.B. …“, begann sie.
Er legte einen Finger auf ihre Lippen. „Ich hab dir doch gesagt, die Sache hat keine Zukunft.“ Er stieg aus und öffnete ihr die Tür.
„Aber ich habe gar nichts gesagt“, protestierte Tellie.
Zusammen gingen sie zu Marge und den Mädchen zurück.
„So eine will ich auch“, platzte Brandi heraus, als sie die neue Uhr an Tellies Handgelenk entdeckte.
„Dann musst du aber auch erst einmal etwas leisten wie Tellie“, wandte Marge ein.
„Nächstes Jahr zu meinem Schulabschluss“, beharrte Brandi.
„Ich werde es mir merken“, versprach J.B. schmunzelnd. Dann wandte er sich zum Gehen. „Ich muss jetzt los. Ich habe heute Abend noch eine Verabredung. Nochmals herzlichen Glückwunsch zum Bachelor, Tellie.“
Sie hatte bei seiner Bemerkung über seine Verabredung nicht mit der Wimper gezuckt. Pflichtbewusst bedankte sie sich noch einmal für die Uhr. Wenig später war der rote Jaguar außer Sichtweite.
Noch immer hatte Brandi sich wegen der Uhr nicht beruhigt. Marge konnte diese Begeisterung nicht teilen. „Eine Frechheit ist das“, schimpfte sie leise.
Tellie zuckte mit den Schultern. „Er hat Jarrett losgeschickt, etwas zu kaufen. Und sie hat vermutlich gedacht, das sei wieder ein Geschenk für eine von seinen Verehrerinnen. Ich finde, sie hat ihre Sache ganz gut gemacht.“
„Es tut mir trotzdem weh, dass es wieder einmal dich getroffen hat.“
„Jarrett wird es auch noch treffen, sobald J.B. sie zu fassen bekommt.“
„Ach, die kann sich schon wehren“, erwiderte Marge. „Und ich hoffe, sie gibt es ihm so richtig.“
„Ist das nicht eigentlich merkwürdig“, meinte Tellie, während sie zurück ins Haus gingen. „Auf der einen Seite all seine geistig unterbelichteten Blondinen. Auf der anderen Seite scheint er eine Schwäche für resolute ältere Damen zu haben. Sieh dir zum Beispiel mal Nell an.“
Marge lächelte. Nell, seine Haushälterin, war so etwas wie lebendes Inventar im Hause Hammock. „Nell ist ein Fall für sich. Ich weiß nicht, was wir als Kinder ohne sie gemacht hätten, nachdem Mom so früh von uns
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