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Diaspora

Diaspora

Titel: Diaspora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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Versionen, die über die gesamte Diaspora verstreut waren.
    Aber er war hierhergekommen, um persönlich den Transformern zu begegnen, nicht um einen Makrosphären-Zwilling zu gebären, der es an seiner Stelle tun würde. Und wenn die Diaspora-Klone bereit waren, zu fusionieren und zur Erde zurückzukehren – falls das jemals möglich war –, was würde dann aus einem Klon werden, der in einem Regenwald durch den Mangel an Sinneseindrücken wahnsinnig würde, der unter einem mitternächtlichen Wüstenhimmel stand und frustriert über die Schlüssellochperspektive aufschreien würde?
    Orlando legte die Erweiterungen vollständig ab und fühlte sich plötzlich wie nach einem Gedächtnisverlust oder einer Amputation. Er starrte vom Flugdeck auf Poincaré und war benommener und hilfloser als je zuvor.
    Paolo wollte wissen, wie es ihm ging. »Alles in Ordnung«, antwortete er. »Ich komme gut zurecht.«
    Er wußte genau, was geschah: Er hatte die Reise mitgemacht, soweit es ihm möglich war, während er immer noch auf eine Rückkehr hoffte. Aber hier gab es keinen stabilen Orbit. Entweder näherte man sich dieser Welt mit hoher Geschwindigkeit, nahm mit, was man brauchte, und zog sich wieder zurück – oder man ließ sich einfangen und trudelte der unausweichlichen Kollision entgegen.
     
    »Es ist ein sehr schwacher Effekt, aber ich habe überall Hinweise gefunden, daß das Ökosystem leicht zu ihren Gunsten verschoben ist. Es ist keineswegs so, daß sie hinsichtlich der Anzahl oder der Ausnutzung der Ressourcen dominieren, aber es gibt bestimmte Glieder in der Nahrungskette, die letztlich alle dieser Spezies nützen und deren Robustheit und Zuverlässigkeit kaum natürlich sein kann.«
    Elena sprach zu den meistern Bürgern von C-Z U-Stern, fünfundachtzig Individuen, die sich in einem kleinen Saal versammelt hatten. Es war zur Abwechslung eine 3-Landschaft, und Orlando war dankbar, daß er nicht der einzige war, der eine Erholung von der Realität der Makrosphäre ertragen konnte. Die detaillierte Kartographierung von Poincaré hatte keine offensichtlichen Anzeichen auf eine technische Zivilisation ergeben, aber die Xenologen hatten Zehntausende Spezies pflanzlichen und tierischen Lebens identifiziert. Ähnlich wie auf Swift war es natürlich möglich, daß sich die Transformer irgendwo in einer gut versteckten Polis verbargen, doch nun behauptete Elena, den Beweis für biologische Manipulationen gefunden zu haben, und die Nutznießer schienen über keine weitere Tarnung zu verfügen als das bescheidene Ausmaß ihrer Bemühungen.
    Die Xenologen hatten vorläufige ökologische Modelle für alle Spezies entworfen, die groß genug waren, um aus dem Orbit sichtbar zu sein – in den zehn Regionen, die sie einer genaueren Analyse unterzogen hatten. Mikroben blieben eine Sache der Spekulation. Die riesigen ›Türme‹, die nun als Janus-Bäume bezeichnet wurden, wuchsen entlang der Küstenregionen und gewannen ihre Energie aus dem Licht, das vom geschmolzenen Ozean abgestrahlt wurde, jeder individuelle Baum besaß eine laterale Symmetrie, die auf Orlando extrem bizarr wirkte. Die Blätter waren auf der landwärtigen Seite größer, vertikaler und spärlicher. Dieselbe morphologische Verschiebung setzte sich von Baum zu Baum fort, zwischen jenen, die direkt dem ozeanischen Licht ausgesetzt waren, und den vier bis fünf Reihen dahinter, die weniger privilegiert waren. Die Blätter in der ersten Reihe waren auf der meerwärtigen Hyperfläche in einem lebhaften Bananengelb gefärbt und auf der Rückseite in hellem Purpurrot. Die zweite Reihe benutzte dasselbe Purpurrot, um die überschüssige Energie aus der ersten Reihe aufzufangen, und strahlte ihre eigene mit blau-grünen Rückseiten ab. In der vierten und fünften Reihe hatten sich die Pigmente der Blätter in den ›Infrarot‹-Bereich verschoben, was sie im ›sichtbaren Licht‹ blaßgrau erscheinen ließ. Diese Farbverschiebungen entsprachen den Anordnungen der Wellenlängen, wogegen die Unterscheidung zwischen sichtbarem und infrarotem Licht notwendigerweise willkürlich war, da verschiedene Spezies des Poincaré-Lebens für unterschiedliche Ausschnitte des Spektrums empfindlich waren.
    Da die meisten dieser Blätter nahezu vertikal standen, behinderten sie das Sichtfeld der Sonden viel weniger, als wenn sie dem Himmel zugewandt gewesen wären, und durch zufällige Lücken ergaben sich beträchtliche zweidimensionale Einblicke. Man hatte eine atemberaubende Vielfalt

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