Dicke Luft auf Schreckenstein
beugte sich Beni zum Schlüsselloch. Gleich richtete er sich wieder auf, zuckte mit der Nase und nickte. „Drin raucht einer!“
Ärgerlich schüttelte Hans-Jürgen den Kopf. „Und nachher heißt es womöglich, der Qualm sei auch von uns.“
„Die sind wie Aale!“ bestätigte Stephan. „Nirgendwo kannst du ansetzen.“
„Genau“, sagte Andi. Dabei schaute er kühn in die Ferne, als habe er eine Idee.
Es klingelte zur nächsten Stunde.
Beim Mittagessen saß das Studienquintett wieder am Lehrertisch. Heute gab es jedoch keine angeregte Konversation. Jeder kaute verbissen an seinen Bissen.
Den Rittern war auch nicht gerade zum Lachen zumute. „Ganz schöne Appetitzügler, die Muffelbande!“ brummte Dampfwalze. Er griff jedoch ordentlich zu.
„Die fahren mit uns Schlitten, als war’s Winter“, klagte Stephan.
Chefredakteur Mücke brachte die Lage auf den kürzesten Nenner. „Zwickmühle. Ohne die Wachsamkeit der Minis wäre der Streich von den Mädchen gelungen. Durch den Verlauf der Sache stehen wir aber genauso dumm da.“
„Du hättest’s auch nicht anders gemacht!“ verteidigte sich der kleine Kuno. „Wir haben unser Bestes gegeben.“
„Zugegeben“, antwortete Mücke ruhig. „Leider genügt es nicht, das Beste nur zu wollen, man muß es auch geschickt anfangen.“
„Und vor allem, schön natürlich bleiben“, alberte Klaus. Die Ansage des Schulkapitäns kündigte neue Schwierigkeiten an: „Gleich nach Tisch ist Schulversammlung im Wohnzimmer.“
Wortlos im Gedränge vereint, verließen Ritter, Lehrer und Gäste den Eßsaal. Droben bildete sich der Halbkreis um den Kachelofen. Doktor Waldmann geleitete die Studienmacher zum Konzertflügel, wo sie für alle gut zu sehen waren.
Schulkapitän Ottokar schloß die Tür hinter dem Rex, der wie immer vor den Kachelofen trat und einen Augenblick in die Runde sah, ehe er begann.
„Wir wollen noch einmal in Ruhe über die Ereignisse der letzten Nacht reden. Wie ihr wißt, besteht der Vorwurf, ihr hättet die Türen verkeilt. Es sah jedenfalls so aus. Ihr sagt nein. Für mich ist der Fall damit erledigt. Ich glaube euch. Aber unsere Gäste habt ihr noch nicht überzeugt. Bitte erbringt den Beweis. Worum es mir vor allem geht, ist ein weiterer Vorwurf, den sie erheben: Daß es unzumutbar sei, zum Spaß anderer eingesperrt zu werden. Wenn da ein Brand ausbricht…“
„Genügt ein Hilferuf und wir sind da!“ unterbrach Stephan lautstark. „Das haben wir doch wohl bewiesen.“
„Wir waren sogar schon vorher da und haben gleich aufgemacht“, bestätigte der kleine Kuno.
Dampfwalze pumpte sich auf, als wolle er tauchen. „Das kann auch Mauer… Graf Mau… äh, unser Burgherr bestätigen, wie’s kürzlich bei ihm gebrannt hat.“
„Stimmt. Da hat unsere Schulfeuerwehr gelöscht“, erläuterte der Rex. „Man hört Hilferufe hier überall. Um alle Ecken. Ich selbst bin heute nacht auch dagewesen. Im Hintergrund. Mir waren die verschiedenen Reaktionen interessant. Sie wären vielleicht anders ausgefallen, wenn ich mich bemerkbar gemacht hätte.“ Er lächelte den Studienmachern zu. Die schwiegen leicht betreten. Dafür gab’s bei der Ritterschaft freudige Rempler.
„Mann! Ein Punkt für uns“, flüsterte Walter.
Nun war die Gegenseite an der Reihe. Nach kurzem Getuschel räusperte sich der schwarzlockige Professor. „Zuerst möchten wir Ihnen danken, Direktor Meyer. Für diese Zusammenkunft. Offene Aussprachen zwischen allen Beteiligten sind immer nützlich. Wir akzeptieren Ihr Vertrauen in die… Ritterschaft – wie Sie hier sagen – und sehen der Beweisführung mit Interesse entgegen.“ Er wandte sich an die Ritter. „Damit wir uns richtig verstehen: Wir kennen viele Schulen, viele Schulsysteme. Überall wird ein bißchen gemogelt und geschwindelt, manchmal mehr, manchmal weniger. Bisweilen wird auch vorsätzlich gelogen und getäuscht. Von Zigaretten und so weiter gar nicht zu reden. Da fällt es, wie ihr euch denken könnt, nicht ganz leicht, zu glauben, daß es bei euch anders sein soll. Bis jetzt konntet ihr uns jedenfalls nicht vom Gegenteil überzeugen.“
„Das ist klar“, antwortete Mücke. „Bis jetzt haben Sie ja auch kaum mit uns geredet…“
„Außer nachts im Zorn!“ fuhr Mini—Ritter Kuno dazwischen.
Stephan, neben ihm, machte eine dämpfende Handbewegung.
„Glauben Sie uns denn bei Tag?“ fühlte Olf mit Unschuldsmiene vor.
Prompt fiel die Schnittlauchsemmel drauf rein. „Dazu habt ihr
Weitere Kostenlose Bücher