Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel

Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel

Titel: Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Lang
Vom Netzwerk:
spricht, nämlich in Caesarea Philippi. Ganz im Norden von Palästina an den Jordanquellen gelegen, ist es so weit wie nur möglich von Jerusalem entfernt. Jesus ist stets bereit, seine Jünger ausführlich zu unterrichten und zu instruieren, und auch hier darf der Leser mithören, was der Messias in esoterischer Unterweisung mitteilt. Bis zuletzt hält Jesus an der Geheimhaltung fest. Auch im Verhör des römischen Präfekten Pilatus offenbart er sich nicht. Nur der Leser des Markus-Evangeliums weiß von Anfang an mehr als das Volk, unter dem Jesus seine Wunder tut und von Gottes Reich nur in andeutenden Gleichnissen spricht, ohne seine Rolle als Messias zu erwähnen. Jesus, so wird dem Leser suggeriert, hat eine geheime Mission.
    Wollte man dem Markus-Evangelium einen modernen Titel geben, könnte dieser lauten:
Das Messiasgeheimnis. Ein wahrer Enthüllungsroman.
In der Frühzeit des Christentums war
Das Messiasgeheimnis
ein Bestseller; aus diesem Grund ist es bis heute erhalten geblieben als das – zumindest bei Theologen – beliebteste Evangelium. Beliebt ist das Markus-Evangelium bei kritischen Lesern nicht zuletzt wegen des vollständigen Verzichts auf jene legendären Erzählungen, die von Jungfrauengeburt, Krippenkind in Bethlehem, von Weisen aus dem Morgenland oder von rätselhaften Erscheinungen des auferstandenen Messias handeln.
    40. Wie wird Jesus im Johannes-Evangelium dargestellt? Das Johannes-Evangelium erzählt die Geschichte von Jesu Leben und Werk mit zahlreichen historischen Fakten wie Zeitangaben oder Namen von Orten und Personen. Doch insgesamt herrscht hier mythologischeDichtung vor. Jesus erscheint als hoheitsvolle, göttliche Gestalt, die nur kurze Zeit auf Erden wandelt, um anschließend wieder dorthin zurückzukehren, woher sie gekommen ist: in den Himmel. Hier sind es nicht andere, die Jesu besondere Sendung anerkennen; Jesus selbst erhebt diesen Anspruch, den er in langen Reden erläutert und bekräftigt. Die Reden gipfeln in der mehrfach wiederholten Gleichsetzung von Jesus mit seinem göttlichen Vater. Beide sind ununterscheidbar: «Ich und der Vater sind eins. – Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. – Wer mich hasst, hasst auch meinen Vater.» (Johannes 10,30; 14,9; 15,23)
    Schon auf der ersten Seite des Johannes-Evangeliums entwickelt ein Prolog (in Gedichtform) eine heilsgeschichtliche Schau, die im Verlauf des weiteren Textes verdeutlicht und ergänzt wird. Das Heilsdrama verläuft in mehreren Akten. Der
erste Akt
ist die Erschaffung der Welt: Am Anfang spricht Gott sein «Wort», und das «Wort» hat die Welt ins Dasein gerufen und durchdringt sie für immer mit Leben.
Zweiter Akt
: Die Welt wendet sich von ihrem Schöpfer und dessen Licht ab, um der Finsternis und dem Tod zu verfallen. Darauf muss es zu einem
dritten Akt
kommen: Nun sendet Gott sein «Wort» in die Welt. Dies geschieht dadurch, dass das «Wort» Menschengestalt annimmt, um in einer neuen Offenbarung der Welt Gnade und Wahrheit zu bringen und sie aus der Fülle des Göttlichen schöpfen zu lassen.
Vierter Akt
: Die Erscheinung Jesu Christi – des «Wortes» – in Menschengestalt führt zu einer Teilung der Menschen. Während sich nur wenige dem göttlichen Licht zuwenden, verharren die meisten in der Finsternis und bereiten dem Sohn Gottes einen schmählichen Tod. Vorher aber kann der Gottessohn seine Getreuen noch seiner Liebe versichern und ihnen den sie beschützenden Geist verheißen.
Fünfter Akt
: Nach dem Tod des Gottessohns bilden seine Getreuen eine mystische Gemeinschaft mit ihm. Gleichzeitig sind sie untereinander in enger Bruderliebe verbunden. Mag auch die Welt die Gläubigen hassen, sie lassen sich davon nicht beirren. Vielmehr erfahren sie, wie der Glaube sie schon diesseits des Grabes in den Zustand der wahren und bleibenden Auferstehung versetzt.
    Zwei Stichworte – «Wort» und «Welt», griechisch: Logos und Kosmos – kennzeichnen die Sprache des Johannes-Evangeliums als Insider-Sprache, die nur von Eingeweihten verstanden wird. «Wort» ist eine Bezeichnung für Jesus, dem, in kühner Mythologie, eine Existenz vor der Erschaffung des Universums und eine Beteiligung ander Schöpfung zugeschrieben werden. Dagegen meint «Welt» die in Finsternis verharrende Menschheit, vertreten durch jene Juden, die Jesus nicht als den von Gott Gesandten anerkennen.
    41. Warum erfahren wir nicht, wie Jesus aussah? Jeder Held eines modernen Romans wird genau beschrieben: Körpergröße, Augen- und

Weitere Kostenlose Bücher