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Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel

Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel

Titel: Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Lang
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«Christianer» bezeichnet. Immer mehr Menschen strömen der jungen Gemeinde zu, in Jerusalem, in verschiedenenStädten Syriens, Kleinasiens, Griechenlands und schließlich in Rom. Man erfährt von einer erstaunlich mobilen Gesellschaft, in der weite Wege zu Fuß zurückgelegt werden, aber wir hören auch von Christen als Schiffspassagieren. Die Helden der Erzählung sind die Apostel, die mit Ausnahme von Paulus Jesus persönlich gekannt haben und von ihm nach seinem Tod auf geheimnisvolle Weise belehrt worden sind. Unter den Aposteln ragen zwei Gestalten hervor: Petrus und Paulus.
    43. Petrus und Paulus: Warum hat die Apostelgeschichte zwei Hauptpersonen? Die beiden Hauptpersonen der Apostelgeschichte repräsentieren zwei Richtungen im frühen Christentum. Petrus steht für eine Richtung, die sich als Reformbewegung innerhalb des Judentums versteht; ihre Urgemeinde ist in Jerusalem, die Mehrzahl der Mitglieder sprechen Aramäisch. Von Nicht-Juden, die sich der Bewegung anschließen, wird die Übernahme jüdischer Sitten verlangt, was bei Männern die Beschneidung bedeutet. Dagegen ist Paulus Anführer einer Richtung, die das Christentum als eine Glaubensgemeinschaft auffasst, die für alle Menschen offen ist. Ihr erstes Zentrum liegt in der Stadt Antiochia in Syrien, und ihre Mitglieder sprechen zumeist Griechisch. Wenn sich ein Nichtjude der Gemeinde anschließt, wird von ihm keine Übernahme jüdischer Sitten verlangt.
    Beide Richtungen lagen im Streit miteinander. So berichtet Paulus im Galaterbrief von einer Auseinandersetzung mit Petrus – einem Streit, der sich zumindest zeitweise beilegen ließ (Galater 2).
    Das paulinische Christentum wird von Lukas, dem Autor der Apostelgeschichte, unterstützt. Dabei wird jedoch das petrinische Christentum nicht abgelehnt, sondern in friedlicher Absicht umgedeutet. Nach Lukas stimmte Petrus in allem mit Paulus überein. Um die Gleichheit der beiden Protagonisten herauszustellen, werden ihnen dieselben Episoden zugeschrieben: Beide empfangen Offenbarungen von Gott oder Christus, heilen Kranke, halten mustergültige Predigten, geraten in Gefangenschaft, kommen aber auch wieder frei, und reisen zum Zweck der Mission. Besonders auffällig ist die griechische Bildung, die beiden zuerkannt wird. So beruft sich Paulus in seiner Rede vor dem Areopag in Athen ausdrücklich auf ein griechisches Dichterwort, demzufolge die Menschen «in Gott leben und sich bewegen und existieren» und «von Gottes Art» sind (Apostelgeschichte 17,28). Das Wort ist in den
Himmelserscheinungen
desDichters Aratos zu finden: «Voll von Zeus sind alle Straßen, voll alle Plätze der Menschen, voll das Meer und die Häfen. Überall brauchen wir alle Zeus. Wir sind ja auch von seinem Geschlecht. Er aber, den Menschen freundlich, gibt günstige Zeichen.» Petrus führt ein Wort des Sokrates an, wenn er in einer Verteidigungsrede vor Gericht sagt, man müsse «Gott mehr gehorchen als den Menschen» (Apostelgeschichte 5,29). Platon lässt den vor seine Richter tretenden Sokrates sagen: «Ich schätze und verehre euch, ihr Männer von Athen, doch gehorchen werde ich eher dem Gott als euch. Solange ich atme und dazu imstande bin, werde ich nicht aufhören zu philosophieren und auf euch einzureden. Jedem von euch, den ich treffe, werde ich ins Gewissen reden.» (Platon,
Apologie des Sokrates
29 D)
    Lukas beschreibt eine ideale, von Kontroversen freie Anfangszeit der Gemeinde. Irrlehrer, so wird hier suggeriert, treten erst auf, als die Apostel nicht mehr leben; erst dann ist die Einheit der Gemeinde gefährdet (Apostelgeschichte 20, 29–30).
    44. Welche Bücher der Bibel sind Enthüllungsliteratur? Enthüllungsliteratur ist beliebt, denn sie verspricht Einblick in die wahren, bisher geheim gehaltenen Hintergründe politischer und weltgeschichtlicher Vorgänge. Doch während die modernen Enthüllungsbücher Vorgänge der Vergangenheit beleuchten (z.B. die Ermordung Kennedys 1963), blickt die biblische Enthüllungsliteratur auch in die Zukunft. Der Fachausdruck dafür ist «apokalyptische Literatur», das griechische Wort
apokálypsis
bedeutet «Enthüllung». Anders als ihr modernes Gegenstück beruft sich die biblische Enthüllungsliteratur nicht auf bisher unbekannte Dokumente, sondern auf göttliche Offenbarung. Sie bietet Wissen über das Schicksal des jüdischen Volkes oder der Kirche in einer Zeit der Bedrängnis.
    Die Bibel enthält zwei apokalyptische Bücher: das Buch Daniel im Alten Testament und die

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