Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel
den Namen «Saul» trug, der griechisch «Saulus» geschrieben wird, und in einer griechisch sprechenden Welt, in der er Paulus hieß. «Paulus», oft «Paullus» geschrieben – ein häufiger lateinischer Beiname – bedeutet «der Kleine» (vgl.
paullulus
«klein»). Diese Wortbedeutung mag zu der Vorstellung geführt haben, Paulus sei «ein Mann klein von Gestalt, kahlgeschoren und mit krummen Beinen» gewesen (
Taten des Paulus und der Thekla
, spätes 2. Jahrhundert n. Chr.) – falls der Nameseinem Träger nicht beigelegt wurde, weil dieser nicht von bemerkenswerter Statur war.
92. Was hat es mit der Zahl 666 auf sich? Die Offenbarung des Johannes entwirft das Porträt eines tyrannischen Herrschers, den sie, unter Verschweigen des richtigen Namens, als «666» bezeichnet (Offenbarung 13,11–18). Der Tyrann wird in allegorischer Verhüllung als hörnertragendes teuflisches Tier geschildert. Er lässt Feuer vom Himmel auf die Erde herabfallen sowie eine Kolossalstatue errichten, die angebetet werden soll; wer sie nicht anbetet, wird getötet.
Was von dem tyrannischen Herrscher gesagt wird, lässt sich ohne Mühe auf Kaiser Nero beziehen. Nachdem im Jahr 64 n. Chr. eine möglicherweise vom Kaiser selbst verursachte Feuersbrunst den Stadtkern von Rom verwüstet hatte, ließ Nero dort die kaiserliche Residenz vergrößern und mit einer (im Jahr 75 fertiggestellten) 30 Meter hohen Statue schmücken. In der Gestalt eines nackten, mit einer Strahlenkrone versehenen Jünglings stellte sie den gottgleichen Kaiser selbst dar. Das als Gegenstück zum Koloss von Rhodos
(Abb. 10)
gestaltete Monument sollte Nero als «Weltwunder» inszenieren. Im Zusammenhang mit dem Brand (und nicht mit der Statuenverehrung) ließ Nero Christen hinrichten. Auch die Zahl 666 verweist auf Nero. Da jeder Buchstabe des hebräischen Alphabets einen Zahlenwert besitzt, lässt sich der Name «Caesar Nero» in Zahlen schreiben: QSR NRWN = 100+60+200+50+200+6+50 = 666.
Heute gilt die Zahl 666 als Symbolzahl für das Böse und für Satan. In der Popkultur der Jugendlichen stehen die drei Ziffern für Sex, Gewalt und Drogen.
Wörter der Bibel
93. Warum hat Gott einen Eigennamen? Israels Gott heißt «Jahwe». Der Gott Israels hat einen Eigennamen wie alle anderen Götter der alten Welt auch – wie Zeus, Jupiter oder Venus. Befragt, wer er sei, antwortet der Prophet Jona: «Ich bin ein Hebräer und verehre Jahwe, den Gott des Himmels.» (Jona 1,9; Einheitsübersetzung) Als die Einheitsübersetzung im Jahr 1980 erschien, war das eine Sensation: die erste deutsche Bibelübersetzung, die an einigen Stellen des Alten Testaments den Eigennamen des Gottes Israels enthielt. (Die revidierte Einheitsübersetzung will auf den Namen Jahwe wieder verzichten.) Die übliche Wiedergabe lässt sich an der Übersetzung Luthers ablesen: «Ich bin ein Hebräer und fürchte den HERRN, den Gott des Himmels.» Luther hatte eigens die Kapitälchen eingeführt, um den Gottesnamen anzuzeigen. Schreibt Luther dagegen «Herr», liegt ein Titel Gottes vor, das klangvolle hebräische Wort
Adonai
, und nicht der Eigenname.
Im Judentum wird die Aussprache des Eigennamens Gottes aus Ehrfurcht vermieden; man schreibt den Namen, liest aber ein Ersatzwort, eben «der Herr». Heute verwendet die religionsgeschichtliche Literatur oft den Namen Jahwe, obwohl die genaue Aussprache des nur konsonantisch überlieferten Wortes
jhwh
unbekannt ist. Die beste Alternative zu Jahwe ist Jahu. Die schlechteste lautet Jehova; sie ist im 16. Jahrhundert aufgekommen und wurde beispielsweise von dem Reformator Calvin benutzt, gilt aber heute als obsolet. Heinrich Heine hat das Wort gleichwohl in den stolzen Worten Belsazars verewigt: «Jehova! dir künd ich auf ewig Hohn – ich bin der König von Babylon!» (nach Daniel 5,23)
Die Bibel kennt eine Reihe weiterer Bezeichnungen für Israels Gott. Die folgende Übersicht ordnet sie nach der Häufigkeit in deutschen Bibelausgaben:
Sehr oft gebraucht:
der Herr, der HERR, Gott
Weniger oft:
der Allerhöchste, der Allmächtige, der Herr der Heere, der Höchste, der Höchste Gott
Selten:
El-Schaddai, der Heilige Israels, der Hochbetagte, Jahwe, Jah
Die Vielzahl erklärt sich aus der Entstehungsgeschichte des Monotheismus: Ursprünglich hat man in Israel mehrere Götter gekannt; diese sind im Laufe der Entwicklung zum Monotheismus gleichgesetzt worden, ohne dass auf den Gebrauch der alten Bezeichnungen ganz verzichtet wurde.
Das Neue Testament spricht
Weitere Kostenlose Bücher