Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär
un (31 449 056)sere ein (31 449 055) zige Chance! (31 449 054) Wir wissen (31 449 053) sonst nie ge (31 449 052) nau, wann der (31 449 051) richtige (31 449 050) Augenblick (31 449 049) ist!«
Es war, als hätte ich Zahlenschluckauf.
Widerstrebend willigte Balduan in den Plan ein.
31 449 023 ... 31 449 022 ... 31 449 021 ...
Als nächstes versuchte ich die anderen Bewohner der Tornadostadt davon zu überzeugen, mit uns zu fliehen. Bei Votan von Oslo, Slagoud Pällworm, Yson Bro und einigen anderen Draufgängern rannte ich offene Türen ein, aber bei den meisten anderen war es problematischer. Auf die Dauer war es mir zu langwierig, jeden einzeln zu überzeugen (zumal ich nebenher auch noch rückwärts zählen mußte). Also berief ich eine große Sitzung im Gemeindehaus ein, bei der ich meinen Plan in allen Einzelheiten erläuterte, unter Zuhilfenahme einer großen Schultafel, die ich mir zusammen mit verschiedenfarbigen Kreiden aus dem Zentrallager geborgt hatte.
Mein Plan stieß auf wenig Begeisterung. Die Bewohner der Tornadostadt waren Änderungen im Tagesablauf, abenteuerliche Pläne und vor allen Dingen körperliche Anstrengung nicht mehr gewohnt. Es war nicht leicht, die nötige Überzeugungsarbeit zu leisten. Nach meinem Vortrag herrschte aufgeregtes Gemurmel, ein paar Stimmen riefen sogar laut »Schnickschnack!«, »Jugendlicher Leichtsinn« und ähnliches. »Warum sollten wir überhaupt fliehen? Aus dem Paradies?« War eins der Gegenargumente. »Wir haben alles, was wir brauchen. Genug zu essen und zu trinken. Gute Bücher. Wir haben beinahe ewiges Leben!«
Viele der Insassen hatten mittlerweile die Mentalität von langjährigen Gefängnisinsassen. Sie hatten Angst vor der Freiheit, Angst vor der fremden Welt da draußen, Angst vor einem ungeregelten Leben.
»Wer garantiert uns, daß wir uns wieder verjüngen, wenn wir durch die Tornadowand gehen? Vielleicht altern wir noch mehr! Womöglich sterben wir bei dem Versuch!« rief einer.
Ein nur schwer zu entkräftendes Argument.
»Hier drinnen habe ich vielleicht noch zwanzigtausend Jahre, wahrscheinlich viel mehr. Draußen höchstens fünfzig - wenn das mit dem Verjüngen überhaupt klappt. Das soll ein guter Plan sein?«
Ich druckste ein bißchen herum von freiem Willen und Risikobereitschaft, frischer Luft und guter Sicht und versuchte dabei das Zählen nicht zu vergessen. Im ganzen kein besonders überzeugender Vortrag.
»Wollt ihr vielleicht enden wie Phonzotar Hueso?« rief ein alter Mann.
»Wieso? Was ist denn mit mir?« wunderte sich Phonzotar, der sich seit einiger Zeit wieder unter die Leute wagte und sogar der Versammlung beiwohnte. Er verstand die Frage nicht.
Viele standen einfach auf und verließen die Versammlung. Das waren die, die auch im Verlauf des Jahres nicht mehr zu überzeugen waren. Die anderen, etwa ein Drittel der Tornadobevölkerung, blieben sitzen und waren zumindest bereit, über die Sache zu reden. Das waren die, die noch nicht sehr lange im Tornado waren, die Aussichten hatten, daß ihre Freunde und Verwandten noch lebten. Und jene, die sich ihre außergewöhnliche Verwegenheit noch bis ins hohe Alter erhalten hatten.
15 678 978 ... 15 678 977... 15 678 976 ...
Ein halbes Jahr verging. Es hatte in der Zwischenzeit eine Spaltung unter den Bewohnern gegeben zwischen dem einen Drittel, das auch jetzt noch zur Flucht bereit war, und
den anderen beiden Dritteln, die zu uns auf Distanz gegangen waren, vielleicht aus Angst, sich an unserer waghalsigen Dummheit anzustecken.
Wir Fluchtwilligen aber hatten uns regelmäßig in der Teestube getroffen und unseren Tornadoausstieg strategisch vorbereitet. Zuerst kam der theoretische Teil. Wir überprüften täglich die verbliebene Sekundenanzahl, machten Riß- zeichnungen vom Tornado, errechneten seine Wandstärke und Höhe. Anschließend suchten wir den unteren Teil nach der günstigsten Absprungstelle ab. Wir entschieden uns für einen Punkt, an dem uns die Wand verhältnismäßig dünn erschien und der etwa zwei Meter über der Erde sein muß- te, wenn der Tornado zum Stillstand kam.
13 478 333 ... 13 478 332 ... 13 478 331 ...
Während des ganzen Jahres bereiteten wir uns körperlich auf unseren Fluchtversuch vor. Wir waren alle extrem schlecht in Form, wozu nicht nur das Alter, sondern auch das bequeme Leben im Tornado, das gute Essen und die beschränkten Bewegungsmöglichkeiten beigetragen hatten. Warum soll man sich in Form halten, wenn man sowieso fast ewig lebt?
Die
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