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Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Titel: Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Moehrs
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Gehirngesellschaft verhelfen. Das war die einzige Möglichkeit, mich ein bißchen zu revanchieren.
    In der linken Gehirnhälfte ging es langweiliger zu, sie war hauptsächlich von Reflexen und Gewohnheitsgedanken bevölkert, das waren kleine schwebende Kugeln und Würfel in verschiedenen Grauwerten, die durch die Gänge schwebten und eintönig vor sich hin brummten.

    In diesem Teil des Gehirns spielten sich keine kreativen Prozesse ab, hier wurden keine Ideen geboren oder Gedanken gewälzt, hier wurden einfach nur Befehle erfüllt, vorhandenes Gedankengut geordnet und das Gehirn im Ganzen verwaltet.
    Wir kamen uns vor wie Ameisen, die sich in den falschen Bau verlaufen hatten. Man ging uns zwar höflich aus dem Weg, aber mit einem mißmutigen Zischeln. In dieser Gehirnhälfte wurden Fremdkörper und Unregelmäßigkeiten offensichtlich nicht geschätzt.
    In den Wänden waren überall Vertiefungen, manche quadratisch, manche halbkugelförmig, in verschiedenen Grö- ßen. Die umherschwirrenden Kugeln und Würfel suchten sich ihre passende Vertiefung, parkten darin und brummten dabei in sie hinein. Dann flogen sie wieder weg.
    BA-RUMMS!
    Es war ein sehr kleines Geräusch, verbunden mit einer sehr kleinen, aber doch spürbaren Vibration.
    »He! Was war das?« fragte 16 U.
    »Keine Ahnung.«
    BA-RUMMS!
    Schon wieder. Leicht vibrierten die Tunnelwände.
    »Was kann das sein?« fragte 16 U.
    »Eine Gehirnerschütterung?« scherzte ich.
    »Ich habe hier so etwas noch nie erlebt. Wir sollten uns beeilen.«
    Je weiter wir vorankamen, desto stärker wurden die Erschütterungen. Zuerst waren sie kaum wahrzunehmen, aber mit der Zeit wurden sie immer heftiger. Sie wiederholten sich rhythmisch, und ich überlegte, woran sie mich erinnerten.
    Plötzlich ging ein Zucken durch den Gehirnboden. 16 U und ich torkelten leicht hin und her.
    »Was geht hier vor?« fragte ich. Langsam wurde auch ich nervös.
    »Keine Ahnung.«
    Ein weiteres Zucken, etwas heftiger.
    Die Gewohnheitsgedanken und Reflexe sausten nun wesentlich hektischer und anscheinend orientierungslos durch den Gedankengang. Sie brummten und brabbelten in heller Aufregung. 16 U hielt einen vorbeiwuselnden Würfel von dunkelgrauer Tönung an. Sie unterhielten sich auf eine Art, die mir leider unverständlich war, nämlich telepathisch. Sie brummten sich eine Weile an, dann ließ 16 U ihn wieder sausen.
    »Und? Was ist los?« fragte ich.
    »Das Gehirn erwacht«, sagte 16 U.
    BA-RUMMS!
    Mir schien es egoistisch, das Bollogg-Gehirn ausgerechnet in diesem wichtigen historischen Augenblick zu verlassen, aber wir hatten den Schmalzsee jetzt erreicht.
    »Du mußt jetzt gehen«, sagte 16 U. »Wir werden schon mit einem wachen Gehirn fertig. Wird Zeit, daß hier mal etwas Leben in die Bude kommt.«
    Wir rissen ein paar von den dicken Ohrhaaren aus, banden sie zusammen (es ist gar nicht so einfach, Haare zu verknoten, aber ich verfügte immer noch über meine bei den Zwergpiraten erworbenen Fähigkeiten) und knüpften eine Schlinge hinein. Die Schlinge warf ich über eine dicke Warze auf der anderen Seite des Tümpels. 16 U zog das Haarseil stramm und hielt es fest, während ich mich mit Armen und Beinen daran hinüberhangelte. Ohne Probleme erreichte ich das andere Ufer. Ohne 16 U hätte ich es wohl nicht geschafft.
    Wir winkten uns noch einmal zu, dann ging sie ins Ohr zurück, die Gehirnkarte unter dem Arm.
    Die beste schlechte Idee, die ich jemals hatte.
    BA-RUMMS!
    Ich trat aus dem Ohrinneren hinaus. Es war um Mittag, die Sonne stand strahlend über Zamonien. Ein Bolloggfloh war nirgends in Sicht. In der Ferne war Atlantis zu sehen, ein endloses Häusermeer, das sich im Sonnenlicht badete. Endlich. Ich mußte nur noch den Bolloggkopf hinunterklettern.
    BA-RUMMS!
    Wieso kam mir dieses Geräusch so bekannt vor?
    BA-RUMMS!
    Ich witterte einen bekannten Geruch. Es roch nach Gefahr.
    BA-RUMMS!!!
    Der Bolloggkopf vibrierte unter jeder Erschütterung. Bei der letzten kam ich ins Torkeln und setzte mich auf den Hosenboden.
    BA-RUMMS!!!!!
    Jetzt wußte ich, was es war. So hörten sich nur Bolloggschritte an. Der urzeitliche Riese war zurückgekommen, um sich seinen Kopf zu holen.
    Das Schlimmste, was jetzt passieren konnte, war, daß sich der Bollogg seinen Kopf wieder aufsetzte, bevor ich den Abstieg geschafft hatte.
    Den Erschütterungen nach zu urteilen, war er jetzt schon sehr nahe herangekommen. Ich kletterte schleunigst aus dem Ohr und machte mich auf den Weg ins Tal.
    Hektisch

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