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Die 2 Chance

Titel: Die 2 Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson Andrew Gross
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hatte, in denen er einen neuen Prozess verlangte. Dann eine verblasste Kopie des Originalberichts der Polizeikommission über den Vorfall in Bay View. An den Rändern standen viele wütende Kommentare von Coombs. »Lügner!«, dick unterstrichen, »Elender Feigling!«. Mit roten Klammern war die Aussage von Field Lieutenant Earl Mercer hervorgehoben.
    Ferner eine Reihe Artikel über die jüngsten Morde: Tasha Catchings, Davidson, Mercer… eine kleine Notiz in der
Oakland Times
 über Estelle Chipman. Daneben war gekritzelt: »Ein Mann ohne Ehre entehrt alles.«
    Ich schaute Jill an. Es war nicht perfekt. Es war nichts, was wir unmittelbar mit einem Mord verknüpfen konnten. Aber es war genug, um jeglichen Zweifel zu beseitigen, dass wir unseren Mann gefunden hatten. »Es ist alles hier«, sagte ich. »Zumindest können wir das bei den Morden an Chipman und Mercer verwenden.«
    Sie dachte kurz nach und nickte dann.
    Als ich den Stapel wieder zusammenlegte, glitten meine Augen über die letzten Seiten. Plötzlich stockte mir der Atem.
    Es war ein Zeitungsausschnitt über die erste Pressekonferenz nach dem Mord an Tasha Catchings. Das Foto zeigte Chief Mercer hinter mehreren Mikrofonen.
    Jill bemerkte meine veränderte Miene und nahm mir den Ausschnitt aus der Hand. »
O mein Gott, Lindsay…«
    Auf dem Foto standen hinter Mercer mehrere Leute, die alle irgendwas mit der Aufklärung zu tun hatten. Der Bürgermeister, der Chief of Detectives Ryan, Gabe Carr.
    Um ein Gesicht hatte Coombs einen roten Kreis gezeichnet.
    Um mein Gesicht
.
    Am Ende des Tages war der Steckbrief Frank Coombs’ in den Händen eines jeden Polizisten in San Francisco. Das war eine persönliche Sache. Wir alle wollten ihn kriegen. Ich ganz besonders.
    Soweit wir wussten, hatte Coombs keinerlei Besitz, kein Geld, kein Netzwerk. Nach menschlichem Ermessen müssten wir ihn schnell fassen.
    Ich bat meine Freundinnen zu einem Treffen in Jills Büro, nachdem alle anderen nach Hause gegangen waren. Als ich eintraf, waren sie gut gelaunt und lächelten. Wahrscheinlich wollten sie mir gratulieren. Die Zeitungen brachten Coombs’ Foto auf der Titelseite. Er sah aus wie ein Killer.
    Ich ließ mich neben Claire auf die Ledercouch sinken.
    »Irgendwas stimmt nicht«, sagte sie. »Ich glaube nicht, dass wir es hören wollen.«
    Ich nickte. »Ich muss euch etwas erklären.«
    Dann berichtete ich ihnen von meinem Abenteuer am vergangenen Abend. Die
wahre
Version: wie riskant und unüberlegt die Verfolgung von Coombs gewesen war – allerdings hatte ich keine andere Wahl gehabt –, wie ich in die Falle gelaufen war und wie mein Vater mich gerettet hatte, als ich alle Hoffnung aufgegeben hatte.
    »O mein Gott, Lindsay«, sagte Jill fassungslos. »Würdest du
bitte
vorsichtiger sein?«
    Claire schüttelte den Kopf. »Neulich hast du gesagt: ›Ich weiß nicht, was ich ohne dich täte‹. Und dann gehst du ein derartiges Risiko ein. Meinst du nicht, dass deine Worte auf uns alle zutreffen? Du bist wie eine Schwester. Bitte, hör auf, die Heldin zu spielen.«
    Sie schauten mich mit ernsten Gesichtern an. Plötzlich fingen wir alle an zu kichern, dann lachten wir. Der Gedanke, meine Freundinnen zu verlieren oder dass sie mich verlieren könnten, ließ alles, was ich getan hatte, noch verrückter erscheinen.
    »Dank sei Gott für Marty«, rief Jill.
    »Ja, der gute alte Marty.« Ich seufzte. »Mein Dad.«
    Jill spürte meine gemischten Gefühle und beugte sich vor. »Er hat doch keinen getroffen, oder?«
    Ich holte tief Luft. »Coombs. Vielleicht noch einen.«
    »War Blut am Tatort?«, fragte Claire.
    »Wir haben alles untersucht. Das Haus hat ein kleiner Gauner gemietet, der abgetaucht ist. Auf der Zufahrt waren Blutspuren.«
    Sie schauten mich stumm an. Schließlich sagte Jill: »Und wie bist du mit dem Dezernat verblieben, Lindsay?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Gar nicht. Ich habe meinen Vater nicht erwähnt.«
    »Herrgott, Lindsay, dein Vater hat womöglich jemanden erschossen«, fuhr Jill mich an. »Er hat seine Nase in Polizeiangelegenheiten gesteckt und geschossen.«
    Ich blickte sie an. »Jill, er hat mir das Leben gerettet. Ich kann ihn nicht einfach anzeigen.«
    »Du nimmst ein großes Risiko auf dich. Weshalb? Seine Waffe ist ordentlich registriert. Er ist dein Vater und ist dir gefolgt. Er hat dich gerettet. Das ist doch kein Verbrechen.«
    »Die Wahrheit ist«– ich schluckte –, »ich bin nicht sicher, dass er mir gefolgt ist.«
    Jill musterte mich

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