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Die 2 Chance

Titel: Die 2 Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson Andrew Gross
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veränderte sich alles. Sie holte tief Luft.
    »Warum haben Sie nichts unternommen?«, fragte Jill.
    »Sie müssen sich mal vorstellen, wie das damals war. Wenn man damals die blaue Uniform trug, war man Gott. Und ich war doch nur ein kleiner Punk, richtig?«
    Jill schaute ihm tief in die Augen. »Erinnern Sie sich an den zweiten Polizisten?«
    »Sie hatten doch gesagt, Sie würden niemand festnehmen?«
    »Tue ich auch nicht. Das ist eine persönliche Sache. Würden Sie den Mann wieder erkennen, wenn ich Ihnen ein Foto zeige?«
    Sie gingen zu einem glänzenden neuen Toyota. Jill holte aus der Aktentasche ein Foto und zeigte es ihm. »Ist das der Polizist, den Sie gesehen haben, Mr Charles?«
    Er betrachtete das Foto längere Zeit. Dann sagte er: »Ja, das ist der Mann, den ich gesehen habe.«
    Ich verbrachte den ganzen Tag im Präsidium mit Telefonaten und dem Studium der Quadrate des Stadtplans. Ich leitete die Fahndung nach Frank Coombs.
    Wir postierten Leute bei etlichen seiner Bekannten und an Orten, zu denen er vielleicht gehen könnte. Auch bei Tom Keatings. Ich ließ den gelben Pontiac Bonneville überprüfen, der Coombs mitgenommen hatte, und die Telefonnummern, die ich auf seinem Schreibtisch gefunden hatte. Fehlanzeige. Um vier Uhr stellte sich der Kerl, der das Haus in South San Francisco gemietet hatte. Er erklärte nachdrücklich, er habe Coombs dort zum ersten Mal getroffen.
    Coombs hatte kein Geld, kein Eigentum. Kein uns bekanntes Fahrzeug. Jeder Polizist in der Stadt hatte sein Foto.
Also wo, zum Teufel, war er?
    Wo war die Chimäre? Und was würde sie als Nächstes tun
?
    Um halb acht saß ich immer noch am Schreibtisch, als Jill hereinkam. Sie war erst vor wenigen Tagen aus dem Krankenhaus entlassen worden. Sie trug ein braunes Regencape und eine Coach-Aktentasche über der Schulter. »Was machst du denn noch hier?« Ich schüttelte den Kopf.
    »Geh heim und ruh dich aus.«
    »Hast du eine Minute Zeit?«, fragte sie.
    »Klar, setz dich. Leider kann ich dir kein Bier anbieten.«
    »Macht nichts.« Sie lächelte, öffnete die Aktentasche und holte zwei Sam Adams heraus. »Ich habe was mitgebracht.« Sie bot mir ein Bier an.
    »Ach, was soll’s!« Ich seufzte. Wir hatten noch keine Spur von Coombs. Ich las Jill vom Gesicht ab, dass sie etwas auf dem Herzen hatte, und vermutete, es ging um Steve, der wieder einem neuen Abschluss nachjagte und sie allein gelassen hatte.
    Aber dann holte sie eine blaue Personalakte heraus. Ich las den Namen:
Boxer, Martin C
.
    »Ich habe dir doch sicher erzählt, dass mein Vater im Highland Park Strafverteidiger war, oder?«, fragte sie.
    »Höchstens hundertmal.« Ich lächelte.
    »Eigentlich war er der beste Anwalt, den ich je erlebt habe. Immer bestens vorbereitet, unbeeinflusst davon, ob der Mandant zahlen konnte oder welche Hautfarbe er hatte. Mein Dad war ein durch und durch aufrechter Mann. Einmal habe ich beobachtet, wie er an einem Fall sechs Monate lang abends zu Hause gearbeitet hat, um die Revision des Urteils über einen Erntehelfer auf einer Salatplantage zu erreichen, der wegen Vergewaltigung verurteilt worden war. Damals haben viele Leute meinen Vater bedrängt, er solle sich in den Kongress wählen lassen. Ich habe meinen Dad geliebt. Und das tue ich heute noch.«
    Ich saß stumm da und sah, wie Tränen in ihre Augen traten. Sie trank einen Schluck Bier. »Erst im letzten Studienjahr habe ich herausgefunden, dass der Scheißkerl meine Mutter zwanzig Jahre lang betrogen hatte. Der große aufrechte Mann, mein Held.«
    Ich brachte ein zaghaftes Lächeln zustande. »Marty hat mich die ganze Zeit über belogen, richtig?«
    Jill nickte und schob mir die Personalakte meines Vaters sowie eine Zeugenaussage über den Schreibtisch. In der Aussage war eine Seite mit Marker gelb hervorgehoben. »Lies das mal, Lindsay.«
    Ich wappnete mich und las so leidenschaftslos wie möglich Kenneth Charles’ Zeugenaussage. Dann las ich alles noch einmal. Während dieser Zeit wuchs in mir das Gefühl der Enttäuschung, und dann bekam ich Angst. Meine erste Reaktion war, es nicht zu glauben. Wut stieg in mir auf. Aber gleichzeitig wusste ich, dass es wahr war. Mein Vater hatte sein ganzes Leben lang gelogen und vertuscht. Er hatte jeden, der ihn geliebt hatte, enttäuscht und betrogen.
    Meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich fühlte mich so schrecklich verraten. Tränen liefen mir über die Wangen.
    »Es tut mir Leid, Lindsay. Glaube mir, es ist mir schwer gefallen, dir das

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