Die 2 Chance
ich leise und rang mir ein Lächeln ab.
Claire nickte und tippte auf den Verband um ihren Hals. »Habe ich auch gehört. Wie auch immer, gratuliere… Du hast dir für die nächsten Wochen einen gemütlichen Schreibtischposten verdient.«
»Ich habe schon einen Schreibtischposten, Claire«, sagte ich und blickte verwirrt im Krankenzimmer umher. Mühsam zog ich mich in eine sitzende Stellung hoch. Meine Seite brannte wie Feuer.
»Das hast du gut gemacht, Mädel.« Claire drückte meinen Arm. »Coombs ist tot, und jetzt schmort er sicher in der Hölle. Draußen ist eine Menschenmenge. Alle wollen mit dir reden. Du musst dich an die Auszeichnungen gewöhnen.«
Ich schloss die Augen und dachte an die unangebrachte Aufmerksamkeit, die mir zuteil werden würde. Und dann traf mich wie durch einen Nebel die Erinnerung an das, was ich entdeckt hatte, ehe ich in Ohnmacht fiel.
Ich umklammerte Claires Arm. »Frank Coombs hatte keine Tätowierung.«
Sie machte große Augen. »Na und…?«
Das Sprechen tat weh, deshalb flüsterte ich. »Der erste Mord, Claire. Estelle Chipman… sie wurde von einem Mann mit einer Tätowierung ermordet. Das hast du selbst gesagt.«
»Ich könnte mich geirrt haben.«
»Du irrst dich nie.« Ich lächelte.
Sie setzte sich wieder auf den Stuhl und runzelte die Stirn. »Montagmorgen mache ich die Obduktion von Frankie-Boy. Es könnte eine stark pigmentierte Hautstelle geben.«
»Obduktion…? Meine professionelle Meinung ist, dass er erschossen wurde.«
»Danke.« Claire grinste. »Aber jemand muss die Kugeln aus ihm rausholen und mit den anderen vergleichen. Es wird eine Untersuchung geben.«
»Ja.« Ich stieß die Luft aus und ließ den Kopf auf das Kissen sinken. Bruchstückhaft tauchten die Bilder des Dramas vor mir auf. Der Polizist in Uniform, wie er auf mich zukam. Dann, als ich Coombs erkannte, das Mündungsfeuer aus seiner Waffe…
Claire stand auf und strich den Kostümrock glatt. »Du solltest dir Ruhe gönnen. Der Doktor hat gesagt, dass sie dich morgen schon entlassen wollen. Ich rede noch mal mit ihm.« Sie beugte sich herab und gab mir einen Kuss. Dann ging sie zur Tür.
»He, Claire…«
Sie drehte sich um. Ich wollte sagen, wie sehr ich sie liebte, wie dankbar ich war, eine solche Freundin zu haben. Aber ich lächelte nur und sagte: »Halte die Augen auf und finde die Tätowierung.«
Den Rest des Tages verbrachte ich mit dem Versuch, mich auszuruhen. Aber leider marschierten ständig Presseleute und hohe Tiere in mein Krankenzimmer. Alle wollten sich in meinem Ruhm sonnen und mit der verwundeten Heldin fotografiert werden.
Der Bürgermeister kam in Begleitung seines Pressesprechers und Chief Tracchio. Sie hielten im Krankenhaus eine spontane Pressekonferenz ab, bei der sie mich in den Himmel lobten und sich anerkennend über die großartige Arbeit des Morddezernats der Stadt äußerten, dieselbe Einheit, der sie beinahe den Fall entzogen hätten.
Nachdem endlich ein wenig Ruhe eingetreten war, kamen Cindy und Jill vorbei. Jill brachte eine einzelne Rose in einer schlanken Vase, die sie auf den Nachttisch stellte. »Du bleibst hier ja nicht so lange, dass sich mehr Rosen gelohnt hätten.« Sie lächelte verschmitzt.
Cindy gab mir eine eingewickelte Video-Kassette. Ich machte sie auf.
Xena, die Kriegerprinzessin
. Sie zwinkerte mir zu. »Ich habe gehört, dass sie sogar die Stunts selbst macht.«
Ich richtete mich auf und legte die steifen Arme um die beiden. »Aber nicht zurückdrücken«, warnte ich lächelnd.
»Haben sie dir gute Pillen verabreicht?«, fragte Jill.
»Ja, Percocets. Ihr solltet sie mal ausprobieren. Absolut das Risiko wert.«
Einen Moment lang saßen wir da, ohne zu sprechen.
»Du hast es geschafft, Lindsay«, sagte Cindy schließlich. »Du bist zwar total verrückt, aber niemand kann behaupten, du seiest keine Superpolizistin.«
»Danke.«
»Glaube ja nicht, dass du dich vor meinem Exklusiv-Interview drücken kannst, bloß weil du angeschossen bist. Ich lasse dir aber ein bisschen Zeit, wieder auf die Beine zu kommen. Wie wär’s mit heute sechs Uhr?«
»Alles klar.« Ich lachte. »Bring mir von Susie’s Huhn-Enchilada mit.«
»Der Doktor hat gesagt, wir dürfen nur eine Minute bleiben«, sagte Jill. »Wir rufen später noch mal an.« Beide lächelten und gingen zur Tür.
»Ihr wisst ja, wo ihr mich findet, Ladys.«
Gegen fünf Uhr steckten Jacobi und Cappy die Köpfe ins Zimmer.
»Wir haben uns gefragt, wo du wohl steckst«, sagte
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