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Die 2 Chance

Titel: Die 2 Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson Andrew Gross
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während meiner Karriere ständig mit mir herumgeschleppt hatte, waren Marksteine eines langen Wegs, der mittlerweile meilenweit hinter mir lag.
    Ich ging zur Tafel, wo unsere aktuellen Fälle aufgelistet waren, und wischte Tasha Catchings’ Namen aus. Auch den von Art Davidson.
    Mich erfüllte eine stille, übergroße Freude. Ich war unendlich erleichtert und zufrieden.
    Die Toten kann man nicht zurückholen. Man vermag auch oft keinen Sinn in gewissen Ereignissen zu erkennen. Man kann nur sein Bestes geben, um den Lebenden den Glauben zu schenken, dass ihre Seelen Frieden haben.
    Die Detectives standen um mich herum und schauten mir zu.
    Dann wischte ich Earl Mercers Namen von der Tafel.
    In den nächsten Stunden kamen viele Anrufe rein, aber hauptsächlich saß ich am Schreibtisch und überlegte mir den Wortlaut meiner Aussage. Eine Untersuchung wegen Coombs stand bevor, aber das war Standardverfahren, wenn ein Polizist geschossen hatte.
    Immer noch war der Vorfall für mich unklar. Die Ärzte hatten mir gesagt, dass dieser Zustand eine Zeit lang anhalten könnte. Eine Art unterdrückter Schock.
    Blitzartig tauchten Bilder vor mir auf. Die veraltete Uniform und Coombs’ brennende Augen. Sein ausgestreckter Arm, das orangefarbene Mündungsfeuer. Ich war sicher, dass jemand meinen Namen gerufen hatte. Wahrscheinlich Cappy oder Jacobi. Und dann hatte eine andere Stimme gerufen: »Schieß…«
    Und meine Glock, die wie in Zeitlupe hochkam, und dass ich mir bewusst war, dass ich einen Herzschlag zu spät reagiert hatte. Dann Schüsse – aus allen Richtungen.
    Irgendwann gelang es mir, die Bilder aus dem Kopf zu drängen und mich wieder der Arbeit zu widmen.
    Ungefähr eine Stunde später blätterte ich in den Akten neuer wichtiger Fälle, als Claire in der Tür erschien.
    »Hallo!«
    »Hallo, Lindsay.«
    Ich kannte Claire… Ich kannte ihren Gesichtsausdruck, wenn sie gefunden hatte, was sie erwartet hatte, und jeglicher Zweifel ausgeräumt war. Und ich kannte den Ausdruck, wenn es nicht so gut gelaufen war.
    Diesmal zeigte sie eindeutig den Nicht-so-gut-gelaufen-Ausdruck.
    »Du hast also keine Tätowierung gefunden, richtig?«
    Sie schüttelte den Kopf. Wenn sie herausgefunden hätte, dass ihr Edmund oder einer ihrer Söhne etwas Furchtbares angestellt hätten, wäre ihre Miene nicht besorgter gewesen.
    Ich winkte ihr, hereinzukommen und die Tür zu schließen. »Okay, was
hast
du gefunden?«
    Sie schaute mich betroffen an. »Ich habe herausgefunden, weshalb Coombs
daneben geschossen hat

    Claire setzte sich und begann zu erklären. »Ich habe eine histologische Routineuntersuchung durchgeführt, in der substantia nigra –«
    »Auf Englisch, Claire«, unterbrach ich sie. »S’il vous plaît? Por favor?«
    Sie lächelte. »Ich habe aus dem mittleren Hirn ein paar Zellen herausgekratzt. Coombs wurde neun Mal getroffen. Acht Einschüsse von vorn. Einer von hinten. Dieser hat seine Wirbelsäule im Nacken getroffen. Das war der Grund, weshalb ich überhaupt im Kopf nachgesehen habe. Ich habe nach der genauen Todesursache gesucht.«
    »Und was hast du gefunden?«
    Ihr Blick schien mich zu durchbohren. »Ein auffälliger Mangel an Neutronen… Nervenzellen.«
    Mir schlug das Herz im Hals. »Was bedeutet das, Claire?«
    »Das bedeutet… Coombs hatte Parkinson, Lindsay. Und schon ziemlich weit fortgeschritten.«
    Parkinson
… Mein erster Gedanke war:
Deshalb hat er mich nicht richtig getroffen
. Deshalb habe ich so viel Glück gehabt.
    Als ich sah, wie auf Claires Gesicht die kühle Professionalität großer Sorge wich, wusste ich, dass der Fall nicht so einfach war.
    »Lindsay, jemand in dem Stadium von Parkinson wie bei Coombs konnte
nie und nimmer
diese gezielten Schüsse abgeben.«
    In Gedanken ging ich zurück zum Tatort an der La-Salle-Heights-Kirche… Tasha Catchings, gefällt von diesem unglaublichen Schuss… und Art Davidson, ein einziges Einschussloch im Kopf… Die Kugel war von einem nahe gelegenen Dach durchs Fenster gekommen, und zwar aus etwa hundert Meter Entfernung.
    Ich hing an Claires Lippen. »Und du bist ganz sicher?«
    Sie nickte langsam. »Ich bin kein Neurologe…« Aber dann fuhr sie mit unbeirrter Klarheit fort: »Ja, ich bin sicher, absolut sicher. Sein Stadium der Erkrankung hätte nie die notwendige Interaktion zwischen Hand und Hirn ermöglicht, die für derartige Schüsse nötig ist. Seine Krankheit war zu weit fortgeschritten.«
    Mir lief es eiskalt über den Rücken. Übelkeit stieg

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