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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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braune Stroh, das von letztem Jahr übrig geblieben war, und in den kahlen Wäldern sprossen winzige Blätter an jedem Ast. Während des Winters hatten sich auf den Stränden Berge von totem Seetang angesammelt, die nun von der Flut hin weggespült wurden. Die Zugvögel kehrten zurück, und ihre Lieder hallten herausfordernd von den bewaldeten Hügeln über die Strände, wo die Seevögel sich lärmend um die besten Nistplätze an den Klippen stritten. Der Frühling belebte auch die düsteren Hallen der Burg, denn in jeder Nische fanden sich blühende Äste, und die ersten Blumen umrahmten die Eingänge zu den Versammlungsräumen .
    Die warmen Winde vertrieben auch meine düstere Stimmung. Zwar bekümmerten mich noch stets dieselben Probleme, doch der Frühling vermag eine Vielzahl von Sorgen hinwegzufegen. Meine Gesundheit hatte erstaunliche Fortschritte gemacht - ich musste ein junger Mann Mitte Zwanzig gewesen sein, als ich mich zum letzten Mal so frisch und lebendig gefühlt hatte. Nicht nur, dass meine Muskeln zu alter Stärke zurückgefunden hatten, mein Körper befand sich endlich wieder in dem trainierten Zustand, der einem Mann in meinen Jahren gebührte. Die harte Heilung, die mir durch die unerfahrenen Hände der Kordiale zuteil geworden war, hatte auch alte Wunden wieder genesen: Missbrauch, den ich durch Galens Hände erfahren hatte, als ich von ihm im Gebrauch der Gabe unterwiesen worden war; Verletzungen, die ich als Krieger erlitten hatte; und selbst die tiefen Narben waren verschwunden, die ich von der Folter in Edels Kerker davongetragen hatte. Nur noch selten plagten mich Kopfschmerzen; meine Sicht war nicht länger verschwommen, wenn ich müde war; und die morgendliche Kälte bereitete meinem Körper keine Schmerzen mehr. Ich lebte nun in dem Leib eines starken, gesunden Tiers. Nur wenige Dinge sind so belebend wie gute Gesundheit an einem klaren Frühlingsmorgen.
    Ich stand auf der Turmspitze und blickte aufs Meer hinaus. Hinter mir standen junge Obstbäume in Töpfen mit frisch gedüngter Erde, sortiert nach weißen und rosa Blüten. Aus einigen kleineren Töpfen kletterten lange Ranken, die ebenfalls die ersten Knospen trugen. Zwiebelblumen reckten ihre grünen Blätter empor, als wollten auch sie die herrliche Frühlingsluft kosten. In anderen Töpfen steckten noch kahle, dürre Zweige; doch um sie herum kündigte sich schon neues Leben an, während sie noch auf wärmere Tage warteten. Zwischen ihnen standen kunstvoll arrangierte Skulpturen und Bänke, die zum Verweilen einluden. Vor dem Wind beschirmte Kerzen warteten auf sanfte Sommernächte, um ihr Licht in die Dunkelheit zu senden. Königin Kettricken hatte die alte Pracht des Königinnengartens wiedererstrahlen lassen. Dieser hochgelegene Zufluchtsort war ihr privates Reich. Seine gegenwärtige Schlichtheit spiegelte ihre Bergwurzeln wider, doch seine Existenz hatte eine wesentlich ältere Tradition hier in der Bocksburg.
    Ruhelos schritt ich den Rand entlang und zwang mich schließlich dazu, ruhig stehen zu bleiben. Der Junge war nicht zu spät; ich war zu früh. Dass die Minuten sich so in die Länge zogen, war nicht seine Schuld. Erwartung und Widerwille rangen in meinem Inneren miteinander, während ich auf mein erstes Treffen mit Flink, Burrichs Sohn wartete. Meine Königin hatte mich damit betraut, Flink neues Wissen zu lehren und ihn im Umgang mit Waffen auszubilden. Ich fürchtete mich vor dieser Aufgabe. Der Junge verfügte nicht nur über die Alte Macht, er war auch noch unbestreitbar eigensinnig. In Verbindung mit seiner Intelligenz konnten ihm diese beiden Eigenschaften rasch Ärger einbringen. Laut Verfügung der Königin musste jeder die Zwiehaften mit Respekt behandeln, doch viele glaubten noch immer, dass die besten Heilmittel für > Tiermagie < ein Strick, ein Messer oder das Feuer seien.
    Ich verstand, warum die Königin mir Flink anvertraut hatte. Sein Vater, Burrich, hatte ihn aus dem Haus geworfen, als der Junge der Alten Macht nicht entsagen wollte. Doch derselbe Burrich hatte Jahre seines Lebens dafür geopfert, mich großzuziehen, als ich ein kleiner Junge gewesen war, den sein königlicher Vater im Stich gelassen hatte, weil er es nicht gewagt hatte, mich als Bastard anzuerkennen. Es war nur angemessen, dass ich nun das Gleiche für Burrichs Sohn tat, auch wenn ich den Jungen nie wissen lassen durfte, dass ich einst FitzChivalric und das Mündel seines Vaters gewesen war. So kam es, dass ich Flink, einen dürren

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