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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Sechs Provinzen überfallen haben, sondern auch die Weißen Schiffe, die die grausamen Werkzeuge der Bleichen Frau gebracht haben. Es war eine seltsame Erfahrung für mich, in eine echte Schlacht verwickelt zu sein, und es hat mir nicht gefallen.«
    »Das gefällt niemandem«, versicherte ich ihm. Ich legte die Stirn wieder auf die Knie und schloss die Augen.
    »Da hast du wohl Recht. Doch als ich diesmal mit ihr flog, war es anders. Diesmal gab es kein Töten, keine anderen Drachen neben uns. Stattdessen gab es nur sie und mich. Ich saß hinter ihr und hatte meine Arme um ihre schlanke Taille geschlungen. Sie ist ein Teil des Drachen, weißt du, kein eigenständiges Wesen. Sie ist mehr eine Gliedmaße in Mädchenform als sonst irgendwas. Sie sprach nicht mit mir, doch seltsamerweise lächelte sie manchmal, drehte sich zu mir um und deutete auf etwas in der Welt unter uns, von dem sie wollte, dass ich es sah.
    Sie flog unermüdlich. Von dem Augenblick an, da ich hinter ihr aufsaß und die mächtigen Schwingen des Drachen uns über die Baumwipfel erhoben, bis zu dem Moment, da wir am schwarzen Sandstrand von Aslevjal landeten, gönnte sie sich keine Ruhe. Und ich auch nicht. Zunächst flogen wir über den blauen Himmel der Länder jenseits des Bergreichs. Dann stiegen wir immer höher hinauf, bis mein Herz pochte und mir schwindelig wurde. Wir flogen über die schneebedeckten Gipfel und ausgetretenen Pässe des Bergreichs. Das Volk dort lebt an den Berghängen, und von oben wirken ihre weit verstreuten Schafsherden wie weiße Apfelblüten auf einer Wiese nach einem Frühlingssturm.«
    Ich sah das alles vor meinem geistigen Auge und lächelte leicht, als der Narr den Flug über ein Dorf der Sechs Provinzen im Frühling beschrieb und von dem einen Jungen berichtete, der nach oben schaute, sie sah und heulend zu seiner Hütte rannte. Und er sprach weiter, von Flüssen wie Silberfäden, Feldern wie Flickenteppichen und vom Meer, das sich wie in Silber getauchtes Papier kräuselte. In meinem Geist flog ich mit ihm.
    Eingelullt von seiner merkwürdigen Geschichte muss ich eingeschlafen sein. Als ich wieder aufwachte, war bereits tiefe Nacht. Im Lager draußen war es still, und das kleine Feuer des Narren bestand nur noch aus einer einzigen Flamme an einem öligen Docht. Ich hatte mich in eine seiner Decken gewickelt und war seitwärts aufs Bett gefallen. Der Narr schlief zusammengerollt wie ein Kätzchen. Seine Stirn berührte fast die meine. Sein Atem war tief und gleichmäßig, und eine lange Hand lag mit dem Handteller nach oben auf der Decke zwischen uns, als wolle er mir etwas anbieten. Verschlafen streckte ich die Hand aus und legte sie in die seine. Er wachte nicht auf. Seltsamerweise herrschte Frieden in mir. Ich schloss die Augen und versank in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

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