Die 39 Zeichen - Die Rache der Romanows - Band 5
ab.
»Das muss ein schlechter Scherz sein«, seufzte Amy.
Vier Minuten vergingen, bevor das Handy erneut summte.
»Wir haben sie verjagt!«
Dieses Mal hatte Dan abgenommen und am anderen Ende sprach Hamilton.
»Mein Vater humpelt«, erklärte er. »Aber er ist hart im Nehmen. Meine Mutter und die Zwillinge holen ihn gerade rein. Hört mal, aber ich muss jetzt mal etwas deutlicher werden. Mein Vater findet es nicht so klasse, wenn ich euch sage, was wir gefunden haben. Also, kann ich euch trauen? Ich meine jetzt echt? Wenn ihr mich hintergeht, wird mein Vater zum Amokläufer.«
»Du kannst mir trauen. Versprochen.«
Und komischerweise meinte Dan das ganz im Ernst. Irgendein Bauchgefühl sagte ihm, dass er Hamilton nicht noch einmal täuschen könne, nachdem er ihnen so geholfen hatte.
»Also, dann kommt’s jetzt«, verkündete Hamilton. »Ich bin kein Geschichtsexperte, aber diesen Kopf kenne
ich. Sogar mein Vater hat ihn erkannt, weil wir ja nun schon eine ganze Weile hier sind. Es ist dieser Lenin. Der, der die Revolution gemacht hat.«
»Der Typ mit dem spitzen Ziegenbart?«
Hamilton fing an, über die Fahrt und ihren coolen Fund zu schwärmen, aber bevor er weiterfaseln konnte, hatte Amy ihrem Bruder das Handy entrissen.
»Komm jetzt rüber mit der Info, Hamilton! Wir haben kaum noch Zeit!«
»Okay«, stöhnte Hamilton. »Die Chefin ist wieder dran. Besorg dir einen Stift, und dann sag ich dir, was auf Lenins Stirn steht.«
»Bin bereit«, erklärte Amy, die längst Stift und Zettel gezückt hatte und darauf lauerte, alles aufzuschreiben, was aus Hamiltons Mund kommen würde.
»SKP BALOG4 R3 T1 45231 T2 45102 T3 NRR.«
»Bist du sicher, dass das so stimmt?«, fragte Amy.
»Natürlich! Hör auf, mich zu nerven! Was passiert jetzt?«
Amy sah Dan an. Der zuckte mit den Schultern.
»Äh … ihr habt uns wirklich sehr geholfen. Jetzt geht es zurück nach Moskau. Wir melden uns, sobald wir etwas wissen.«
»Ende der Durchsage«, erklärte Hamilton.
Amy wandte sich an ihren Bruder. »Bist du bereit? Dann lass uns in den Kreml einbrechen.«
Elftes Kapitel
Ian Kabra hatte keine Ahnung, was schlimmer war: auf einer Knochenstraße festzustecken oder sich mit seiner kleinen Schwester herumzuschlagen.
»Sieh dir das an! Eine Katastrophe!«, kreischte sie.
Ian verzog den Mund. Natalies Leggings waren zerrissen, ihre Prada-Schuhe völlig zerschrammt, und ihr normalerweise seidiges Haar sah aus, als sei es mit einem Schneebesen bearbeitet worden. Aber Ian selbst war es nicht besser ergangen. Im Kampf mit den Holts war er grün und blau geschlagen worden.
»Diese Zeichenjagd ist blöd. Blöd! Blöd! Blöd !«, schimpfte Natalie, und ihre Stimme schallte extrem schrill von der schmalen Rückbank des zerdrückten Landrovers. Der Fahrer hing am Telefon und versuchte, einen Abschleppwagen zu organisieren. Dabei betastete er vorsichtig seine gebrochene Nase.
»Big Daddy ist flinker, als er aussieht«, meinte Ian und versuchte, die Stimmung aufzuhellen. »Dem möchte ich nicht mit gesundem Rücken begegnen.«
»Ian, sieh es ein, wir sind am Ende. Die haben unser Auto geschrottet. Wir hocken auf Bauernknochen und
stecken mitten in Sibirien fest. Es ist ein Albtraum. ICH WILL NACH HAUSE!«
Das reichte. Ian hielt es nicht eine Sekunde länger auf so engem Raum mit Natalie aus. Er stieg aus dem Auto, holte sein Telefon hervor und ging ein paar Schritte. Fünf Mal ließ er es klingeln, dann legte er auf. Sein Vater war nicht erreichbar. Wie immer. Er wählte eine andere Nummer. Dieses Mal meldete sich Irina Spasky.
»Ich habe zu tun«, meckerte sie.
»Unser Tag verläuft nicht so gut wie erwartet. Ich hoffe, bei dir gibt es bessere Neuigkeiten.«
»Ihr seid also mit den Holts nicht fertiggeworden? Warum wundert mich das nicht?«
Ian weigerte sich, auf ihr Gekeife einzugehen. Er nahm sich zusammen, holte tief Luft und gab den entscheidenden Befehl.
»Du musst sie aus dem Weg schaffen. Sie arbeiten mit den Holts zusammen, und ich bin ziemlich sicher, dass sie noch einen weiteren Hinweis bekommen haben. Dan und Amy sind zu nah dran.«
Aus irgendeinem Grund kamen ihm auf einmal Amys Gesicht und ihr dümmliches Gestotter in den Sinn. Er zögerte. »Schaff die beiden aus Russland raus.«
Er hatte seine Worte sorgsam gewählt. Das war kein offizieller Mordbefehl. Doch er wusste, dass Irina vor keinem Extrem zurückscheute, um die Gefahr zu beseitigen.
»Verstanden«, antwortete Irina schließlich.
»Gib die
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