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Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte

Titel: Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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keine Schwäche erlauben und den Florentiner Wissenschaftler nicht ungeschorendavonkommen lassen. 1633 kam Galileo nicht so leicht aus der Sache heraus wie 1616, aber er kam heraus. Die Behandlung durch die Inquisition war nicht nur respektvoll, sondern auch erheblich milder und umsichtiger als zumeist behauptet.
    Der Prozess gegen Galileo Galilei war also kein unerbittlicher Schauprozess, in dem die Kirche die Wahrheit blutig unterdrückte. Da Kopernikus’ Thesen damals noch nicht bewiesen waren, lässt sich die Affäre Galileo auch nicht zu einem Konflikt zwischen Glauben und Wahrheit stilisieren. Ein Ruhmesblatt war er trotzdem nicht, was wohl jeder Kirchenmann bestätigt und Papst Johannes Paul II. bald nach seinem Amtsantritt 1978 veranlasste, den Physiker nach und nach vollständig zu rehabilitieren. Vom Index verbotener Bücher waren Galileos Schriften schon 1835 gestrichen worden. Auf der anderen Seite war auch Galileo nicht der unerschrockene Streiter für eine freie Wissenschaft, als der er bis heute gerne dargestellt wird. Er hat von vornherein versucht, sich nicht mit der Kirche anzulegen, und schließlich, als er doch vor die Inquisition zitiert wurde, bereitwillig eingelenkt. Er bot sogar an, sein Buch durch eindeutige Ergänzungen klar von dem Vorwurf zu befreien, es propagiere Kopernikus’ These von der Erdbewegung. Den Titel des aufrechten Wissenschaftlers darf wohl eher der prinzipientreue Protestant Johannes Kepler für sich beanspruchen. Galileo hingegen trieb erheblichen Aufwand, um einer Konfrontation mit der Kirche aus dem Weg zu gehen. Was ihn schließlich vor die Inquisition brachte, war seine selbstgerechte Überheblichkeit, mit der er aufgrund eigener wissenschaftlicher Überzeugungen glaubte, den Theologen vorschreiben zu können, wie sie die Bibel auszulegen hätten.

Ludwig XIV.: »Der Staat bin ich«?
LUDWIG XIV.
»DER STAAT BIN ICH«?
    Ludwig XIV., Sonnenkönig und Bauherr von Versailles, ist neben Napoleon der wahrscheinlich bekannteste aller französischen Herrscher. Ob im Positiven oder Negativen, Ludwig gilt als der vorzügliche Vertreter des Absolutismus – der monarchischen Regierungsform, in der alle Macht vom Herrscher ausgeht. Überall in Europa ahmten größere und kleinere Fürsten seine Regierungsart nach, sei es äußerlich mit dem Bau repräsentativer Paläste und der Unterhaltung eines prachtvollen Hofes oder politisch mit einem absoluten Machtanspruch. Ludwigs XIV. angeblicher Ausspruch, »L’État c’est moi − Der Staat bin ich« wird bis heute als Essenz der Regierungsauffassung des Absolutismus verstanden. Der Herrscher ist Zentrum der Macht und maßgebliches Gesetz, er ist außer Gott nur noch seinem Gewissen verantwortlich. Aber hat Ludwig XIV. von Frankreich diesen Satz auch tatsächlich gesagt?
    Nach dem Tod von Kardinal Mazarin übernahm Ludwig XIV. die Alleinregierung − dargestellt in einem berühmten Gemälde der Grande Galerie von Versailles, auf dem der König symbolisch für die Staatsgeschäfte ein Steuerrad in der Hand hält. Ludwig regierte als absoluter Monarch ohne die Beteiligung der Stände, entmachtete Parlamente und oberste Gerichtshöfe, disziplinierte den widerspenstigen Adel. Er ließ Versailles bauen, das weniger als Bühne bloßer Prachtentfaltung gedacht war denn als programmatischer Ausdruck für seinen Herrschaftsanspruch.
    Der Ausspruch »L’État c’est moi« scheint also bestens geeignet, die Regierungszeit Ludwigs XIV. zu charakterisieren. Aber war Ludwig über seinen absoluten Anspruch hinaus so selbstherrlich und überheblich, dass dieser Satz auch seiner Selbstwahrnehmung entsprach?
    Ludwigs Memoiren, die er für die Erziehung des dauphin , des französischen Thronfolgers, erstellen ließ und persönlich bearbeitete, sind eine Art frühes politisches Testament. Sie strotzen zwar von Selbstlob, von Überheblichkeit distanziert sich der König jedoch. Über das Verhältnis zu seinen Untertanen schreibt er, ihre Achtung und ihr Gehorsam seien kein freiwilliges Geschenk. Vielmehr sei es »das Entgelt für die Gewährung von Gerechtigkeit und Schutz, die sie von uns erwarten. Wie sie uns ehren sollen, sollen wir über sie wachen und uns vor sie stellen«.
    Ludwig betont außerdem, er benötige den Rat anderer und ihren Widerspruch, auch wenn er alle Entscheidungen schließlich alleine treffe − ein Grundsatz, den er während seiner langen Regierungszeit auch befolgte. Er empfiehlt seinem Nachfolger keine überhebliche Haltung

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