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Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte

Titel: Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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auch längst nicht mehr.
    Als verdächtig wird häufig wahrgenommen, dass Freimaurer kein großes Aufheben aus sich und ihrer Zugehörigkeit machen. Früher war dies angesichts der Anfeindungen von vielen Seiten eine Notwendigkeit; heute liegt es wohl eher daran, dass die im Allgemeinen männlichen Mitglieder ihr Freimaurertum eher als private Sache betrachten, die keine Öffentlichkeit braucht. Wenn sie jedoch für die Allgemeinheit handeln, dann tun sie es, ohne allzu sehr auf ihren Hintergrund einzugehen, weil das ihrem Selbstverständnis widerspräche.
    Die erste Großloge der Freimaurer wurde 1717 in London gegründet. Sie stellte sich dabei in die Tradition der Werkmaurergilden des Mittelalters und der Renaissance und gab sich mit den sogenannten »Alten Pflichten« eine Verfassung, die die Mitglieder zu einem ethisch einwandfreien Lebenswandel, zu Toleranz gegenüber anderen Menschen, Religionen und Weltanschauungen verpflichtet. Nach und nach gründeten sich Logen in anderen Ländern, und unter ihren Mitgliedern finden sich zahlreiche wichtige Männer aus Politik, Philosophie, Kunst und Wissenschaft – von Goethe bis Mozart und Montesquieu, von Herder bis George Washington und Gustav Stresemann. Insofern ist der Einfluss der Freimaurer auf die Geschicke der Welt nicht unwesentlich gewesen, weil viele Impulse von Freimaurern ausgingen – allerdings als Einzelpersonen und nicht im Auftrageines Geheimordens. Vor allem in Frankreich waren viele Freimaurer unter den wichtigsten Köpfen von Aufklärung, Liberalismus, Humanismus und Demokratie; in Italien arbeiteten sie im 19. Jahrhundert für die Einigung des Landes.
    Während aufgeklärte Herrscher wie Friedrich der Große von Preußen oder Franz I. von Österreich Mitglieder waren, beäugten die spätabsolutistischen Fürsten Europas die Freimaurer höchst argwöhnisch. Die alte Ordnung sah weder die Mündigkeit aller Untertanen noch ihre Gleichheit vor, folglich musste sie durch die freigeistige Ausrichtung der Freimaurer gefährdet sein. Ebenso fühlte sich die katholische Kirche angegriffen, zumal die Freimaurer im protestantischen England gegründet worden waren. Der Papst exkommunizierte die Freimaurer; in kirchlichen Kreisen setzte sich die Auffassung durch, man habe es mit einer Art neuer Ketzersekte zu tun, die es ganz generell auf die katholische Kirche abgesehen habe. Ob in Spanien, Frankreich oder Deutschland – zahllose Kampfschriften und Pamphlete gegen die Freimaurer erschienen, in denen schon bald Juden und Freimaurer zusammengebracht wurden, die gemeinsam an einer Weltverschwörung arbeiten würden. Dies wurde durch das Toleranzideal der Freimaurer begünstigt, das die Mitgliedschaft aller Schichten, Nationen und Religionen erlaubt.
    Diese Abwehr liberaler, freiheitlicher, toleranter Vorstellungen verstärkte sich durch die Französische Revolution 1789. Besonders in Deutschland war die Furcht vor einer importierten Revolution groß, und die Propaganda machte mal die Freimaurer, mal den militanten bayrischen, schon 1785 verbotenen Illuminatenorden zu Drahtziehern der Französischen Revolution. Der Begriff »Freimaurer« wurde zum Schimpfwort der Gegner von Revolution und Aufklärung.
    Verschwörungsvorwürfe gegen die Freimaurer hatten immer wieder Konjunktur, wenn politische, gesellschaftliche oder wirtschaftlicheEntwicklungen unwillkommen waren. Das konnte Napoleon sein, der mithilfe der Freimaurer aus dem Exil seine Herrschaft wiedererlangen wollte, oder die von den Freimaurern ins Leben gerufene Sozialistische Internationale; ebenso wurden Freimaurer als Schuldige am deutschen Liberalismus des 19. Jahrhunderts oder am Ersten Weltkrieg ausgemacht. Auch die Ablehnung von Modernisierung und Industrialisierung im 19. Jahrhundert äußerte sich unter anderem in der Beschwörung der »freimaurerischen Gefahr«.
    Nun ist unüberlegte Abwehr eine verbreitete Reaktion auf unliebsame oder unverständliche und daher unheilvoll erscheinende Entwicklungen. Was nicht sein darf, kommt entweder von außen oder vom Fremden, Andersartigen inmitten der Gesellschaft – das hatten sowohl die frühen Christen in Rom als auch die europäischen Juden des Mittelalters sehr schmerzhaft erfahren müssen, und dieses Muster hat bis heute Bestand. Nicht zufällig also wurden Juden und Freimaurer gleichgesetzt, was in der haltlosen Theorie der »jüdischen Weltverschwörung« der sogenannten Protokolle der Weisen von Zion und der NS-Propaganda gipfelte, die Juden und

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