Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte
ohne Achtung vor anderen, sondern Zurückhaltung und dass er sein Wort halte. Der Weg zum Ruhm sei der der Vernunft. Bei aller Herrlichkeit und Pracht, die Ludwig entfaltet, und aller Selbstgewissheit seiner Position als absoluter Monarch ist Ludwig ein Gegner despotischer Willkürherrschaft und sieht sich mit Regeln und Pflichten konfrontiert. Staatsräson heißt das oberste Prinzip, dem sich auch der Monarch zu unterwerfen hat; seinem Volk hat er beispielsweise durch eine sittenhafte Lebensführung ein Vorbild zu sein. Auch in anderen seiner Schriften bezeichnet sich Ludwig als den Untertanen und Gott verpflichtet.
Passt es also zu diesem König, dass er bei allem absoluten Selbstverständnis vom Gottesgnadentum einen solchen Ausspruchtut und damit nahelegt, er könne unumschränkt alles tun, was ihm beliebt? Im Sinne einer »abstoßenden Selbstvergötterung«, wie ein Historiker einmal schrieb, und sich den Staat schlichtweg einverleibend? Das klingt unwahrscheinlich, zumal der Überlieferung nach Ludwig diesen Satz als junger König und vor der Übernahme der Alleinregierung geäußert haben soll.
Ludwig war 1655, als sechzehnjähriger König, in Jagdkleidung und mit Reitgerte vor dem widerspenstigen Pariser Parlament erschienen, das sich neuen Steuerabgaben für den Krieg gegen Spanien widersetzte. Mit seinem selbstbewussten Ausspruch soll er alle Einwände der anwesenden Herren vom Tisch gefegt haben.
Die historischen Quellen belegen in der Tat diesen ungewöhnlichen Auftritt des Königs im Parlament ohne die übliche Vorankündigung und in unpassender Jagdbekleidung. Ebenfalls anders als sonst sprach nicht Kardinal Mazarin in seinem Namen, sondern der König selbst. Ludwig trat selbstbewusst bis überheblich auf und verbot dem Parlament weitere Beratungen. Nicht ganz klar ist jedoch, ob Ludwigs Äußerungen von ihm selbst stammen oder von Mazarin vorformuliert waren. Was aber kein Augenzeuge des Vorfalls erwähnt, ist der berühmt gewordene Ausspruch »L’État c’est moi« − auch nicht für einen späteren Zeitpunkt der Regierung Ludwigs. Aber auch wenn Ludwig diesen Satz offenbar nie gesagt hat und er auch nicht seinem monarchischen Selbstverständnis entsprach, trifft er auf die tatsächliche Regierungspraxis durchaus zu. Er muss also weder aus der Geschichte Ludwigs XIV. noch aus der Geschichte des Absolutismus vollständig getilgt werden.
Freimaurer: Im Geheimorden zur Weltherrschaft?
FREIMAURER
IM GEHEIMORDEN ZUR WELTHERRSCHAFT?
Vor allem im debattenreichen 18. Jahrhundert gründeten sich zahlreiche »Geheimgesellschaften«, deren bekannteste zweifellos die der Freimaurer ist. Während viele andere Organisationen ins Leben gerufen wurden, eine Zeit lang existierten und wieder verschwanden, gibt es die Freimaurer bis heute. Weil sie diskret und verschwiegen sind, haftet den Freimaurern noch immer das Label des »Geheimordens« an. Von dort ist es nur ein kleiner Schritt zu der Überzeugung, da würde im Verborgenen von anstößigen Ritualen bis zur Planung von Attentaten alles Mögliche oder Unmögliche durchgeführt oder ausgeheckt. Hartnäckig halten sich daneben Gerüchte über den Auftrag, den sich die Freimaurer bei ihrer Gründung gegeben haben sollen und seither im Geheimen umzusetzen versuchen: Nichts weniger als die Weltherrschaft würden sie anstreben – ein Verdacht, der seit ihrer Gründung im frühen 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart immer wieder erhoben wird. Was also hat es mit den Freimaurern auf sich, und was ist dran am Plan der Weltherrschaft?
Zunächst führt das Wort »geheim« auf eine ganz falsche Fährte. Es bedeutet nämlich für den Wortgebrauch des 18. Jahrhunderts in den meisten Fällen nicht mehr als »privat« oder »nichtstaatlich«. Damals existierte kein Versammlungsrecht, wie unsere Demokratien es kennen. Die geheimen Gesellschaften arbeiteten diskret und wurden vom Staat nur akzeptiert, wenn sie unpolitisch blieben und sich bei der absolutistischen Obrigkeitnicht durch unerwünschte Aktivitäten unbeliebt machten. Heute sind die Logen der Freimaurer amtlich eingetragene Vereine, auch wenn Traditionen und Rituale hochgradig symbolisch geblieben sind und von Außenstehenden als geheimnisvoll oder gar okkult verstanden werden. Dabei betreiben die Freimaurer heute Öffentlichkeitsarbeit, laden zu öffentlichen Veranstaltungen ein und sind sogar im Internet vertreten. In den freien Gesellschaften der westlichen Welt verbergen die Mitglieder ihre Zugehörigkeit
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