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Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte

Titel: Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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Vierteln der Bevölkerung deutschsprachig.
    Die Geschichte der knappen Entscheidung über Englisch als US-Nationalsprache ist also schon deshalb falsch, weil auf die gesamten Vereinigten Staaten bezogen die deutschen Einwanderer immer eine Minderheit waren, die ihre Sprache nie gegen die angelsächsische Mehrheit hätten durchsetzen können.Aber wie verhielt es sich in Pennsylvania? Eine gemäßigte Form der Deutsch-Legende besagt denn auch, es habe dort eine Abstimmung über die Amtssprache gegeben. Weil Englisch und Deutsch gleich viele Stimmen erhielten, habe ausgerechnet die Stimme des Vorsitzenden den Ausschlag für Englisch gegeben: die des deutschstämmigen Frederick August Mühlenberg.
    Frederick August Mühlenberg (1750−1801) gehörte zu einer bedeutenden Familie Pennsylvanias. Sein Vater Heinrich Melchior war 1742 nach Nordamerika gekommen und begründete die lutherische Kirche der USA. Die Familie stellte außer Theologen auch einen General des Unabhängigkeitskrieges und mehrere Politiker, zu denen auch Frederick Mühlenberg gehörte.
    Mühlenberg war nicht nur in Pennsylvania als mehrmaliger Parlamentspräsident ein bedeutender Mann, sondern nach der Unabhängigkeit auch langjähriger Kongressabgeordneter in Washington und der erste Sprecher des US-Repräsentantenhauses. Die Dokumente der zahlreichen Gremien, in denen der einflussreiche Mühlenberg Mitglied war, geben aber keinerlei Hinweise darauf, dass er die unrühmliche Rolle gespielt hat, die ihm zugeschrieben wurde. Mehr noch, kein einziges Mal hat das Parlament von Pennsylvania darüber abstimmen müssen, ob Deutsch die Amtssprache Englisch ablösen solle. Mühlenberg traf jedoch einmal eine unpopuläre Entscheidung in einer ganz anderen Sache, die ihm viel Kritik einbrachte und das Ende seiner Karriere als Kongressabgeordneter besiegelte. Daraus muss sich das Gerücht gebildet haben, dass die Germans von Pennsylvania nur knapp mit dem Vorhaben gescheitert seien, ihre Muttersprache zur Nummer eins in ihrem Staat zu machen.
    Es gab in Pennsylvania immer wieder Versuche, die deutsche Sprache aufzuwerten. Am weitesten für eine Gleichberechtigung des Deutschen ging eine Entscheidung der gesetzgebenden Versammlung von Pennsylvania von 1778, ihre Protokolle nicht nurin Englisch, sondern in Kopien gleicher Zahl auch in Deutsch zu veröffentlichen. Später wurde das Verhältnis auf 2:1 zugunsten des Englischen verschoben. Ähnlich verfuhren auch andere US-Staaten mit einer größeren Minderheit deutschstämmiger Siedler. Seit der amerikanischen Revolution wurden an den Gerichten von Pennsylvania außerdem deutsche Dolmetscher beschäftigt. Dort, wie beispielsweise auch in Ohio, setzten Deutschstämmige dann im 19. Jahrhundert durch, dass Deutsch als zweite Unterrichtssprache neben Englisch gepflegt werden durfte. 1836/37 stärkten in Philadelphia Deutschstämmige ihre Sprache in Pennsylvania erneut: Dort konnten künftig rein deutschsprachige Schulen gegründet werden; wichtige Gesetze wurden neben Englisch weiterhin in Deutsch veröffentlicht.
    Darüber hinaus wurden aber keine maßgeblichen Regelungen zugunsten der deutschen Sprache getroffen – geschweige denn eine Abstimmung anberaumt, bei der die englische nur ganz knapp den Sieg über die deutsche Sprache davongetragen hätte.
    Abgesehen von den Mehrheitsverhältnissen waren die deutschen Einwanderer ohnehin keine einheitliche Gruppe: Sie gehörten ganz unterschiedlichen Glaubensrichtungen an und kamen außerdem aus einem zersplitterten Land mit zahllosen Kleinstaaten. Das begünstigte eine rasche Assimilierung, sodass die meisten Familien schon Ende des 18. Jahrhunderts zweisprachig waren und sich auf Deutsch im familiären Zusammenhang beschränkten.

Fürst Potemkin: Bloß ein Kulissenschieber?
FÜRST POTEMKIN
BLOSS EIN KULISSENSCHIEBER?
    Begriffe und Redewendungen mit historischem Bezug sind keine Seltenheit, und je gängiger ihr Gebrauch, desto hartnäckiger setzt sich ihr vermeintlich historischer Gehalt im allgemeinen Bewusstsein fest. Das gilt ganz besonders für die Redewendung von den »Potemkinschen Dörfern«. Wann immer eine zweifelhafte Behauptung oder vorgebliche Tatsache mit der Präsentation von unechten Fassaden belegt werden soll, hinter denen bei näherer Betrachtung gar nichts steckt, wird früher oder später diese Formulierung bemüht: Wer Potemkinsche Dörfer vorführt, ist ein Hochstapler.
    Der Hintergrund der Redewendung ist dabei noch einigermaßen bekannt: Fürst

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