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zufolge liegt das Zimmer noch immer in den weitläufigen Kellergewölben des Königsberger Schlosses, auf dessen Fundamenten die Bauruine des nie vollendeten»Hauses der Räte« steht. 2006 wurden die ersten Meter dieses gotischen Tunnels freigelegt, dessen Großteil aber unzugänglich sein dürfte. Augenzeugenberichte über einen umfangreichen Abtransport der Bernsteinintarsien gibt es nicht, dafür aber Angaben, die Kisten mit dem verpackten Schatz hätten sich am Tag vor dem Einmarsch der Roten Armee noch in der Stadt befunden.
Übereinstimmend gehen die meisten Fachleute inzwischen davon aus, dass das Bernsteinzimmer die Hauptstadt Ostpreußens nicht mehr verlassen hat, weil auch der Königsberger Hüter des Bernsteinzimmers, Museumsdirektor Rohde, weiter im bedrohten Königsberg ausharrte. Sollte Direktor Rohde aber vom Verbleib des Zimmers gewusst haben, dann hat er das Wissen mit ins Grab genommen. Er und seine Frau verhungerten Ende 1945 im zerstörten und besetzten Königsberg.
Vermutlich suchen auch nach der Einweihung des neuen Bernsteinzimmers noch Dutzende weiter nach dem Original. Über sechzig Jahre später und nach enormen internationalen Anstrengungen ist die Wahrscheinlichkeit allerdings sehr gering, dass das Kunstwerk aus dem 18. Jahrhundert jemals wieder auftaucht. Und zu groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass das fragile Material, das seinen Namen immerhin von seiner Eigenschaft der Brennbarkeit hat (»Brennstein«), in der Endphase des Zweiten Weltkriegs einem Brand zum Opfer gefallen ist – wo und wodurch auch immer.
Konferenz von Jalta: Ein seniler Präsident verspielt die Freiheit?
KONFERENZ VON JALTA
EIN SENILER PRÄSIDENT VERSPIELT DIE FREIHEIT?
Noch vor Ende des Zweiten Weltkrieges trafen sich Anfang Februar 1945 im russischen Kurbad Jalta auf der Halbinsel Krim am Schwarzen Meer die Staatschefs der drei verbündeten Kriegsgegner Deutschlands: Großbritannien, Sowjetunion und die Vereinigten Staaten. Die »Großen Drei« Churchill, Stalin und Roosevelt kannten sich längst von anderen Gipfeltreffen und waren für die Dauer des Kampfes gegen das Deutsche Reich überwiegend einvernehmlich miteinander umgegangen. In Jalta sollte die Zukunft Europas verhandelt werden, denn das Kriegsende war zumindest in Europa in greifbare Nähe gerückt. Folglich hatten die drei Siegermächte in spe zahlreiche Themen auf der Tagesordnung: die Zukunft Polens und seine Grenzen, die Einbeziehung Frankreichs in den Kreis der Siegermächte, die Frage der Aufteilung Deutschlands in Besatzungszonen und deutscher Reparationen sowie nicht zuletzt die gesamteuropäische Nachkriegsordnung und die Einflusssphären der Siegermächte in der Welt.
Vielen gilt die Konferenz bis heute als Schandfleck internationaler Diplomatie. Dort sei die Teilung Europas beschlossen worden, die über Jahrzehnte Bestand haben und durch die Entfremdung der westlichen Siegermächte von der Sowjetunion schon bald nach der Konferenz von Jalta im Kalten Krieg ein hässliches Symbol erhalten sollte: den Eisernen Vorhang quer durch Europa. Ohne Not hätten Churchill und Roosevelt dembauernschlauen Stalin halb Europa überlassen. Insbesondere die Staaten Ost- und Mitteleuropas fühlten sich als Manövriermasse im Verhandlungspoker der Großmächte vom Westen dem Einfluss der Sowjetunion preisgegeben. Auch das geteilte Deutschland konnte dem Ergebnis der Konferenz verständlicherweise nichts abgewinnen, und in Westeuropa drängte sich schon bald der Eindruck auf, der Westen sei von Stalin über den Tisch gezogen worden. Das erschien unverständlich angesichts der schieren Machtfülle der USA und der Beharrlichkeit Churchills – bis der bedauernswerte Schuldige ausgemacht war: Franklin Delano Roosevelt, seit 1933 Präsident der USA, der als kranker Mann auf die Krim reiste und bald danach starb. So überaus geschwächt sei er gewesen, so eine verbreitete Auffassung, dass Stalin sich diese Schwäche kaltblütig zunutze machen konnte und die Konferenz in seinem Sinne beeinflusste.
Die Konferenz von Jalta ist in der Tat eng verknüpft mit der Entstehung der bipolaren Welt. Aber trotzdem trifft der Befund nicht zu, dass dort die Entscheidung darüber gefallen sei. Tatsächlich wurde diese Frage nur angerissen beziehungsweise nicht eindeutig geregelt. Viele Konfliktpunkte wurden schon deshalb nicht angesprochen, weil der Krieg noch andauerte und man aufeinander angewiesen war – auch wenn der Kriegsschauplatz Europa absehbar bald zur Ruhe kommen
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