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Bernsteinzimmer: Verbrannt, verschollen oder gut versteckt?
DAS BERNSTEINZIMMER
VERBRANNT, VERSCHOLLEN ODER GUT VERSTECKT?
Das Ereignis wurde insbesondere in Russland hoch gehandelt: Am 31. Mai 2003 erstand das verschollene Bernsteinzimmer aus dem Schloss Zarskoje Selo bei Sankt Petersburg wieder neu. Keine Geringeren als Bundeskanzler Schröder und Russlands Präsident Putin übergaben das kostbare Bernsteinkabinett, das mit deutscher Sponsorenhilfe rekonstruiert worden war, zum 300. Geburtstag Sankt Petersburgs im Katharinenpalast von Zarskoje Selo der staunenden Öffentlichkeit.
Kunsthistoriker geraten bis heute in traurige Schwärmerei, wenn die Sprache auf den kostbaren Saal kommt, denn das originale Bernsteinzimmer gilt seit dem Zweiten Weltkrieg als verschollen. Jahrzehnte später hatten Dutzende Kunsthandwerker vor Ort anhand von Fotografien aus den Dreißigerjahren in mühevoller Kleinarbeit eine originalgetreue Kopie des Schmucksaales erstellt. Fast ein Vierteljahrhundert hatten die Arbeiten gedauert, bei denen sechs Tonnen Bernstein aus der Ostsee verarbeitet wurden. Mit 10,5 mal 11,5 Metern fast quadratisch, ist der Saal sechs Meter hoch und über und über mit Bernsteinmosaiken ausgelegt. Ein kunsthandwerkliches Kleinod, dessen Wiedergeburt stolz mit dem Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche verglichen wird.
Wo aber ist das echte Bernsteinzimmer abgeblieben? Wurde es während der deutschen Belagerung Leningrads zerstört, oder hat jemand die Kriegswirren genutzt und sich dieses besondereSchmuckstück unter den Nagel gerissen? Nur zwei Originalstücke tauchten 1997 wieder auf: auf dem Schwarzmarkt ein florentinisches Mosaik aus Bremen, eine allegorische Darstellung von »Geruchs- und Tastsinn«, sowie eine russische Truhe, die Jahrzehnte unerkannt in der DDR überstanden hatte.
Bernstein, einstmals »Tränen der Götter« genannt, ist ein fossiles Harz, das vor allem in der Ostsee vorkommt und dort insbesondere in der Gegend um Kaliningrad, dem ehemaligen Königsberg. Das Harz des baltischen Bernsteins ist über fünfzig Millionen Jahre alt und stammt meist von skandinavischen oder osteuropäischen Kiefern oder Zedern, in denen häufig kleine Insekten oder Pflanzenteile eingeschlossen sind. Wegen seiner goldbraunen Farbe und Transparenz wird es vor allem zu Schmuck verarbeitet. Es diente früher aber auch zur Herstellung von Lupen oder Brillen oder als Arzneimittel.
Das einzigartige Kunstwerk Bernsteinzimmer stammte ursprünglich aus Preußen. Für das Berliner Schloss plante der preußische Hofarchitekt Andreas Schlüter ein bernsteingetäfeltes Prachtzimmer für die Privaträume des Königs. Friedrich I., König in Preußen, war für Prunk immer zu haben, schon um seine neu erlangte Königswürde mit Prachtvollem würdig zu schmücken. Anderen Berichten zufolge hatte er denn auch selbst die Idee für ein solches Prachtzimmer, als er 1701 nach der Krönung von Königsberg zurück nach Berlin fuhr. Aber er starb über den langwierigen Arbeiten an dem ehrgeizigen Projekt, für das erst einmal genügend Material zusammenkommen musste. Noch unfertig wurde es in einem Eckzimmer im dritten Stock des Berliner Schlosses installiert.
Friedrichs Nachfolger, der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., war im Unterschied zu seinem Vater ein sparsamer und bodenständiger Mann, der der Idee eines ganz mit Bernstein verkleideten Saales wenig abgewinnen konnte. Das Projekt wurdebeerdigt, die unfertige Arbeit in Kisten eingelagert. Als jedoch der russische Zar Peter I. 1716 dem brandenburgischen Havelberg einen Besuch abstattete, erhielt er das ungeliebte und unfertige Schmuckstück als Dank für ein Bündnis gegen Schweden. Peter, der die Arbeit schon bei einem früheren Besuch in Berlin bewundert hatte, revanchierte sich mit einer Spezialeinheit der vom Soldatenkönig so geschätzten »langen Kerls«.
In Russland gelangte unter Peters Nachfolgerin Elisabeth I. das Bernsteinzimmer zu seinem verdienten Glanz: Zunächst in Sankt Petersburg, dann auf dem Sommersitz der Zaren in Zarskoje Selo, wurde es vom russischen Hofarchitekten Rastrelli mit Spiegeln und Skulpturen ergänzt. Hunderte Kerzen ließen die warme Farbe des Bernsteins effektvoll schimmern, und der Saal des Schlosses wurde ein gern genutzter Ort für Empfänge der Kaiserin. Jahrzehnte später soll Katharina II. den Saal vorzugsweise zum Kartenspiel genutzt und dabei angeblich immer gewonnen haben. Nach der Russischen Revolution und dem Ende der Herrschaft
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