Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte
der Romanows wurde das Schloss mitsamt dem Bernsteinzimmer zum Museum.
Als 1940 die deutschen Truppen beim Russlandfeldzug der Wehrmacht Leningrad immer näher kamen, blieben die Petersburger Stadtpläste vor deutschen Plünderern verschont. Diese hatten einen umfassenden Kunstraub zwar etwas voreilig schon vorbereitet, die Belagerung der Stadt blieb aber erfolglos. Den Katharinenpalast im südlichen Vorort Zarskoje Selo nahmen die Deutschen dagegen am 17. September 1941 ein. Die Frauen des Ortes hatten viele Kunstwerke des Palastmuseums noch rechtzeitig ins russische Hinterland schicken können – nicht jedoch das Bernsteinzimmer. Bald darauf kam eine Sondereinheit sogenannter »Kunstschutzoffiziere« nach Zarskoje Selo, zerlegte das Bernsteinzimmer in seine Einzelteile, verstaute es in 27 Kisten und brachte es nach Deutschland.
Vor allem der unersättliche Kunstraffer Göring hatte es auf diesen Schatz abgesehen und wollte ihn seiner überwiegend zusammengestohlenen Kunstsammlung auf seinem Landsitz Carinhall nördlich von Berlin einverleiben. Vermutlich verließ sich Göring darauf, dass das Vorhaben gelingen würde, denn er hatte sich von überall her und ohne zimperlich zu sein die größten Kunstschätze Europas unter den Nagel gerissen. Aber im Falle des Bernsteinzimmers ging sein Kalkül nicht auf. Der nicht viel weniger skrupellose Gauleiter von Ostpreußen Koch überredete Hitler, vermutlich auf Veranlassung des Königsberger Museumsdirektors und Bernsteinexperten Rohde, den Schatz aus Sankt Petersburg nach Königsberg schaffen zu lassen. Nach dem Krieg sollte es angeblich an das geplante »Führermuseum« im österreichischen Linz weitergereicht werden.
Im Frühling 1942 wurde das Bernsteinzimmer im Museum des alten Königsberger Schlosses der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dort soll es im Spätsommer 1944 zwei britische Bombenangriffe unversehrt überstanden haben und wurde angeblich Anfang 1945 nach Westen transportiert. Aber da hatte sich seine Spur bereits verloren.
In den Wirren der letzten Kriegsmonate sind zahlreiche Kunstwerke, Handschriften und andere wertvolle Objekte verschwunden oder vernichtet worden. Einiges tauchte später wieder auf, aber das Bernsteinzimmer konnte nie gefunden werden. Dafür gab es die unterschiedlichsten Hinweise über seinen Verbleib: Mal sollte das Bernsteinzimmer den Krieg in einem niedersächsischen Kalibergwerk überstanden haben, mal in der Nähe von Königsberg versteckt worden und dadurch in die Hände der Russen geraten sein. In Russland verdächtigte man dagegen die USA, in Besitz des Bernsteinzimmers zu sein. Dann wieder sollte es, nach Auskunft des in Polen einsitzenden ehemaligen Gauleiters Koch, 1945 mit dem Flüchtlingsschiff »Wilhelm Gustloff«untergegangen sein. Wracksucher fanden jedoch keine Spur von der kostbaren Fracht. Andere Hinweise nannten einen thüringischen Stollen, den die Nazis kurz vor Kriegsende sprengten – nachdem zuvor eine geheimnisvolle Ladung aus Königsberg dort eingetroffen sei. Alle Anhaltspunkte wurden erschöpfend untersucht, nichts wurde gefunden.
Über Jahrzehnte machten sich immer wieder Hobbyforscher auf die Suche, was den verschollenen Schatz und sein Schicksal nur noch geheimnisvoller werden ließ. Als erster Schatzsucher betätigte sich die DD -Staatssicherheit unter Erich Mielke, blieb aber trotz jahrzehntelanger kostspieliger Recherchen an rund 150 Orten und trotz 180
000 Seiten zusammengeschriebener Untersuchungsakten ebenso erfolglos wie alle anderen. Nach der Wiedervereinigung hatten Gerüchte und Hinweise mitunter abstruser Art erneut Hochkonjunktur, aber wieder blieb der Erfolg der Schatzsuche aus.
Vieles spricht dafür, dass das Bernsteinzimmer Königsberg gar nicht verlassen hat. Möglicherweise ist es in der alten preußischen Krönungsstadt bereits bei einem verheerenden britischen Bombenangriff 1944 verbrannt, als große Teile der Stadt in Flammen aufgingen. Oder es verbrannte im Zuge der Einnahme Königsbergs durch die Rote Armee. Überreste von Beutegut aus Zarskoje Selo wurden tatsächlich gefunden, denkbar schien also durchaus, dass auch die Bernsteinarbeiten betroffen waren, aber keine Spuren mehr hinterlassen haben, weil Bernstein rückstandsfrei verbrennt. Andere, nicht brennbare Fragmente des kostbaren Kabinetts konnten im Schutt des Königsberger Schlosses durchaus noch zugeordnet werden. Mit diesem Befund stellte die russische Seite die Suche denn auch ein.
Einer anderen Theorie
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