Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte
würde, war völlig offen, wie lange der Krieg im Pazifik noch dauern würde. Im Falle Deutschlands beschloss man zwar die Einrichtung von Besatzungszonen und die Zahlung von Reparationen. Wie aber langfristig mit Deutschland zu verfahren sei, ob es also aufgespalten werden sollte, darüber wurde in Jalta nicht entschieden. Auch der Verlauf der künftigen Westgrenze Polens wurde nicht abschließend geregelt.
Die Konflikte, die in der Folge zum Kalten Krieg führten, stehen durchaus in Verbindung mit der Konferenz in Jalta, denndie Großen Drei ließen wichtige Aspekte ungeklärt. Aber die Probleme wären so oder so aufgetreten, auch wenn Jalta sich ihrer angenommen hätte. Nach Kriegsende waren die Konflikte unvermeidbar, sodass dann Europa in zwei Lager zerfiel und der Kalte Krieg den Kontinent beherrschte.
Die Großen Drei waren durchaus guten Willens, in Jalta ein Einvernehmen der Siegermächte zu treffen, das auf möglichst lange Zeit einen weiteren Krieg verhindern würde. Tagespolitisch wichtiger als eine Einigung in allen wichtigen Fragen war aber, dass die Welt die Konferenz als Erfolg aufnehmen würde. Vor allem anderen ging es den Staatsmännern darum, Einigkeit zu demonstrieren.
Und wie steht es mit Roosevelts Verhandlungsfähigkeit? In Jalta war auch Churchills Arzt Lord Moran, der später vom überaus schlechten Zustand des US-Präsidenten sprach. Roosevelt habe in die Gespräche nur selten eingegriffen und häufig mit offenem Mund abwesend dagesessen. Ganz offensichtlich sei der Präsident hochgradig verkalkt und habe nicht mehr lange zu leben. Das deutet darauf hin, dass am Urteil der Nachwelt etwas dran sein könnte. Allerdings äußerten sich andere Teilnehmer der Konferenz ganz anders. Der britische Außenminister Eden beispielsweise, näher am Konferenzgeschehen als Churchills Arzt, bestätigte zwar, dass Roosevelt angegriffen war. Sein Urteilsvermögen habe aber ganz und gar nicht gelitten. Auch der Verlauf der Konferenz lässt nicht vermuten, dass Roosevelt den Verhandlungen nicht ausreichend hätte folgen können. Er ergriff durchaus die Initiative, äußerte Einwände und machte Vorschläge wie seine beiden Kriegspartner auch. Genauso richtig ist aber, dass Stalin auf der Konferenz in Hochform war. Er verlor nur ein einziges Mal die Fassung, blieb ansonsten ruhig, überlegt und souverän. Er bewies Verhandlungsgeschick und war dreist genug, die tatsächlichen Verhältnisse in Polen oderden deutschen Ostgebieten unkorrekt darzustellen, wenn es zur Durchsetzung seiner Pläne dienlich war.
Der Ausgang der Konferenz lässt sich völlig befriedigend dadurch erklären, dass zum Zeitpunkt der Verhandlungen der Krieg noch in vollem Gange war. Die Verhandlungsposition Roosevelts und Churchills war auch dadurch bestimmt, dass zu diesem Zeitpunkt die Rote Armee in Deutschland sehr viel weiter vorangekommen war als die von Westen her vorstoßenden Truppen der Briten und Amerikaner. Ebenso klar war, dass die Sowjetunion bei Weitem am stärksten vom Krieg betroffen war und mit einiger Berechtigung daraus Ansprüche ableiten konnte. Es waren nun einmal die drei Sieger des Krieges, die über das Nachkriegseuropa verhandelten und dabei weniger das Wohlergehen und das Selbstbestimmungsrecht der kleinen Länder im Auge hatten als ihre eigenen Interessen in Europa und die Weltordnung insgesamt. Diese Haltung nahm nicht nur Stalin ein, auch Roosevelt und Churchill berieten ohne Konsultationen mit den betreffenden Ländern, wie die neuen Grenzen verlaufen sollten und wer in welcher Ecke Europas seinen Einfluss geltend machen dürfe. Das gilt natürlich für Deutschland, das als Verursacher und Verlierer des Krieges ohnehin kein Recht auf Mitsprache hatte, aber so verfuhr man auch mit Polen und China.
Im Falle Polens war den Großen Drei wichtiger als eine wohlüberlegte, polnische Interessen berücksichtigende Entscheidung, dass sie in dieser wichtigsten Frage der Konferenz Einigkeit demonstrieren wollten. Im Falle Chinas und anderer außereuropäischer Schauplätze ging es im gegenseitigen Geben und Nehmen um die geopolitischen Interessen der drei Mächte. Staatsleute entscheiden selten allein nach idealistischen und grundsätzlichen Erwägungen – und die drei von Jalta hatten durchaus noch US-Präsident Wilson als mahnendes Beispiel vor Augen, dessen 14-Punkte-Plan für Europa nach dem Ersten Weltkriegvor den realpolitischen Verhältnissen keinerlei Bestand gehabt hatte.
Davon abgesehen war die Konferenz
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