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Die 7 Suenden

Die 7 Suenden

Titel: Die 7 Suenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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verkniffenen Gesichtsausdruck, aber sie wagte nicht, gegen Campions ausschweifende Schilderung seines Schmerzes im Angesicht des Verlustes seines Sohnes Einspruch zu erheben. Campion drehte sich nun um und blickte der Angeklagten direkt ins Gesicht, sprach sie an, traurig, aber nicht unfreundlich.

    »Wenn ich doch nur bei Michael hätte sein können, als er gestorben ist«, sagte Connor Campion zu Junie Moon. »Wenn ich ihn doch nur im Arm gehalten und ihn getröstet hätte. Wenn er doch nur bei mir gewesen wäre und nicht bei Ih- nen .«

50
    »Die Anklagevertretung ruft Mr. Travis Cook in den Zeugenstand«, sagte Yuki.
    Alle Köpfe wandten sich der Doppeltür am hinteren Ende des Gerichtssaals zu, und ein junger, etwa achtzehn Jahre alter Mann mit einem grauen Schuluniform-Blazer, das Wappen der Newkirk Preparatory School auf der Brusttasche, kam den Mittelgang entlang und trat durch die Abschrankung.
    Cooks wildes Haar wirkte eher platt gedrückt als gekämmt, und seine Schuhe mussten mal wieder geputzt werden. Er schwor, die Wahrheit zu sagen und nichts als die Wahrheit, schien sich dabei aber nicht sonderlich wohl zu fühlen. Dann betrat er den Zeugenstand.
    Yuki wünschte ihrem Zeugen einen guten Morgen und sagte dann: »Woher kannten Sie Michael Campion?«
    »Wir sind zusammen auf die Newkirk Prep gegangen.«
    »Und wann haben Sie ihn kennen gelernt?«
    »Schon im ersten Schuljahr, aber gute Freunde sind wir erst im letzten Jahr geworden.«
    »Was war denn Ihrer Meinung nach der Grund für diese Freundschaft?«
    »Ähm, Michael hatte eigentlich nicht so viele Freunde«, erwiderte Travis Cook, blickte Yuki kurz in die Augen und dann wieder hinab auf seine Hände. »Die anderen mochten ihn gern, aber so richtig enge Beziehungen sind nicht entstanden, weil er keinen Sport treiben oder in die Kneipe gehen oder so was machen konnte. Wegen seines Herzfehlers.«
    »Aber für Sie hat das nicht so eine große Rolle gespielt?«
    »Ich habe schweres Asthma.«
    »Und welchen Einfluss hatte das auf Ihre Freundschaft?«

    Travis Cook sagte: »Seine Krankheit war schlimmer als meine, aber ich konnte mir vorstellen, wie das sein musste. Wir haben viel darüber geredet, wie nervig es ist, ständig mit so einem Handicap zu leben.«
    »Nun, haben Sie Michael irgendwann einmal von der Angeklagten, Ms. Moon, erzählt?«
    »Ja.«
    »Travis, mir ist klar, dass das für Sie ein bisschen unangenehm sein kann, aber Sie haben geschworen, die Wahrheit zu sagen.«
    »Ich weiß.«
    »Gut. Also, was haben Sie Michael über Ms. Moon erzählt?«
    »Dass ich bei ihr gewesen bin«, nuschelte er.
    »Bitte sprechen Sie etwas lauter, damit die Geschworenen Sie auch hören können«, sagte Yuki.
    Der Junge setzte noch einmal an. »Ich habe Michael erzählt, dass ich bei ihr gewesen bin. So wie viele von uns. Sie ist ein nettes Mädchen für jemanden, der... jedenfalls … Sie ist nicht irgendwie unsensibel oder so...« Travis seufzte. »Deshalb ist sie eine gute Lehrerin.«
    »Lehrerin?« Yuki wandte den Blick von ihrem Zeugen ab und den Geschworenen zu. »Ich weiß nicht genau, was Sie damit meinen.«
    »Für das erste Mal. Dann muss man sich keine Gedanken machen, was das Mädchen von einem hält oder so. Ich meine, man kann ganz man selbst sein, es genießen, bezahlen und wieder gehen.«
    »Ich verstehe. Und wie hat Michael Campion reagiert, als Sie ihm von Ms. Moon erzählt haben?«
    »Er hat gesagt, dass er nicht als Jungfrau sterben will.«
    »Travis, haben Sie Michael am Tag vor seinem Verschwinden gesehen?«

    »Ja, beim Mittagessen.«
    »Welchen Eindruck hatten Sie da von ihm?«
    »Einen glücklichen. Er hat gesagt, dass er am Abend ein Date mit Junie hat.«
    »Danke, Travis. Ihr Zeuge«, sagte Yuki zu L. Diana Davis. Davis trug einen blauen Zweireiher mit großen, weißen Perlenknöpfen, zwei mal vier, sowie eine dreifache Perlenhalskette. Ihr silbernes Haar wirkte frisch, fast schon spitz.
    Sie erhob sich, blieb aber hinter dem Tisch der Verteidigung stehen. »Ich habe nur eine Frage an Sie, Mr. Cook.«
    Der Junge blickte sie aus ernsthaften Augen an.
    »Haben Sie gesehen, wie Michael Campion das Haus von Junie Moon betreten hat?«
    »Nein, Madam.«
    »Keine weiteren Fragen, Euer Ehren«, sagte Davis und setzte sich wieder.

51
    Tanya Brown hatte ihren Spaß und bereitete Yuki gleichzeitig Kopfschmerzen.
    Ms. Brown lächelte dem Gerichtsdiener zu, warf ihre Haare nach hinten, während sie schwor, die Wahrheit zu sagen, und trug ihren

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