Die 7 Suenden
langen Beine auseinander und ging zu meiner Eingangstreppe. Dort setzte er sich hin. Ich setzte mich neben ihn. Sein Gesichtsausdruck, als er ein Päckchen Zigaretten herausholte und mir eine anbot, gefiel mir gar nicht.
Ich schüttelte den Kopf und sagte: »Du rauchst doch gar nicht.«
»Kurzer Rückfall in eine alte Angewohnheit.«
Ich hatte auch schon ein-, zweimal das Rauchen aufgegeben und spürte den Sog dieses herrlichen und oft erlebten Rituals, als das Streichholz aufflackerte, die Zigarettenspitze anfing zu glühen und Rich einen tiefen Zug in die Abenddämmerung entließ.
»Kelly Malone ruft mich jeden Tag an, nur um sich anzuhören, dass wir nichts Neues herausgefunden haben. Ich musste ihr das mit den Meachams sagen.«
Ich murmelte ein paar mitfühlende Worte.
»Sie sagt, sie kann überhaupt nicht mehr schlafen, weil sie immer daran denken muss, was mit ihren Eltern passiert ist. Sie weint nur noch.«
Der Rauch brachte Rich zum Husten, und er machte eine
Handbewegung, mit der er mir signalisierte, dass er nicht mehr weiterreden konnte. Ich konnte ihn und seine Hilflosigkeit gut verstehen. Der Tod der Malones schien Teil einer grässlichen Mordserie zu sein. Und wir tappten vollkommen im Dunkeln.
Ich sagte: »Irgendwann macht er einen Fehler, Richie, wie in den allermeisten Fällen. Und wir sind ihm nicht alleine auf den Fersen. Claire, Hanni...«
»Magst du Hanni?«
»Na klar. Du nicht?«
Conklin zuckte mit den Schultern. »Warum weiß er gleichzeitig so viel und so wenig?«
»Er macht genau das, was wir auch machen. Er watet durch den Morast. Sucht nach Erklärungen für das Unerklärbare.«
»Gutes Wort, Morast. Wir stecken im Morast, und der Killer lacht sich kaputt. Aber verdammt noch mal, ich bin doch ein heller Kopf. Ich kann lateinische Plattitüden übersetzen! Das ist doch auf jeden Fall etwas Wert, oder?«
Ich fiel in Richs Lachen ein, während er sich aus seiner Niedergeschlagenheit witzelte. Da kam eine schwarze Limousine auf der Suche nach einem Parkplatz langsam die Straße entlanggekrochen. Das war Joe.
»Oh, schau mal. Da kommt Joe. Bleib doch noch da«, sagte ich. »Er hat schon viel von dir gehört.«
»Aaah, heute nicht, Linds«, meinte Rich, stand auf und drückte seine Zigarette auf dem Bürgersteig aus. »Ein anderes Mal vielleicht. Bis morgen früh.«
Joes Wagen blieb stehen.
Richies Wagen fuhr aus der Parklücke.
Joes Wagen fuhr hinein.
48
»Benutzt du das Ding eigentlich jemals?« Joe stand vor dem Herd.
»Na klar.«
»A-ha? Und was ist dann das hier?«
Er holte eine Betriebsanleitung und eine Styroporverpackung aus dem Backofen.
»Ich benutze den Herd «, sagte ich.
Er schüttelte den Kopf, lachte mich an, fragte, ob ich den Wein aufmachen und mit dem Salat anfangen könnte. Ich erwiderte, dass ich dazu vermutlich in der Lage war, entkorkte den Chardonnay, riss einen Römersalat in Stücke und ließ sie in eine hübsche Schüssel aus mundgeblasenem Glas fallen, die Joe mir geschenkt hatte. Dann schnitt ich eine Tomate klein. Ich langte um Joe herum, um mir das Olivenöl und die Gewürze zu holen, und tätschelte sein leckeres Hinterteil. Anschließend ließ ich mich auf einen Hocker an der Küchentheke sinken und streifte die Schuhe ab.
Ich nippte an meinem Wein, im Hintergrund lief eine Phil-Collins-CD, und ich hörte Joe zu, der mir von drei neuen Kunden, die er für seine neue Beraterfirma für Katastrophenschutz an Land gezogen hatte, und von seinem bevorstehenden Termin mit dem Gouverneur erzählte. Joe war glücklich. Und ich war froh, dass er seine moderne, größere, avantgardistischere Wohnung als Büro nutzte... und sich hier bei mir häuslich eingerichtet hatte.
Meine Wohnung war aber auch ein ausgesprochen hübsches Örtchen, das muss ich schon sagen. Die vier unaufgeräumten, aber gemütlichen Zimmer befinden sich im zweiten Stock eines hübschen, alten, viktorianischen Stadthauses, und vom Wohnzimmer aus gelangt man auf eine Dachterrasse,
wo man die Sonne über meinem schmalen Streifen der Bucht untergehen sehen kann. Er wurde so langsam unser gemeinsamer schmaler Streifen.
Ich schenkte Joes Weinglas voll, sah ihm zu, wie er ein Paar Buntbarsche mit Krabbenfleisch füllte und die Schale in den Backofen schob. Er wusch sich die Hände und wandte sich dann in seiner ganzen wunderhübschen Gestalt mir zu.
»Der Fisch dauert ungefähr fünfundvierzig Minuten. Wollen wir nach draußen gehen und die letzten Sonnenstrahlen
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