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Die Abaddon-Mission (German Edition)

Die Abaddon-Mission (German Edition)

Titel: Die Abaddon-Mission (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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Sie dachte an die Jahre, die sie miteinander verbracht hatten, und daran, daß es gute Jahre gewesen waren.
    Doch das war Vergangenheit, und sie mußte an die Zukunft denken. Nicht nur an ihre eigene, so n dern vor allem an die der Kinder, deren Karriere jetzt auf dem Spiel stand ...
    Als sie sich beruhigt hatte, wischte sie die Spuren ihrer Tränen ab und legte ein wenig Rouge auf. Dann lief sie zur Sprechanlage und ließ sich mit dem Sicherheitsdienst verbinden:
    »Ja, hallo, hier ist Anna Pieroth, Appartement Nr. 14.302 ... ja ... es gibt ein Problem ...«
     
    ***
    An diesem Morgen erschien der Mann zu spät am Start. Er ignorierte die vorwurfsvollen Blicke der anderen Läufer seines Teams, das nur vollzählig starten durfte. Eine Regelung, die dazu beitrug, daß Verspätungen einzelner Läufer die Ausnahme w a ren. Das Team fand immer einen Weg, Verfehlu n gen dieser Art auf mehr oder weniger subtile Weise zu ahnden. Der Mann würde ein sehr einsames Re n nen laufen müssen, aber das kam ihm nicht einmal ungelegen ...
    Einige Kilometer nach dem Start ließ sich der Mann mit schmerzverzerrtem Gesicht zurückfallen. Erwa r tungsgemäß verschärften die Führenden sofort das Tempo, um ihm die Möglichkeit zu nehmen, die Lücke zu schließen.
    Sie verhalten sich wie Kinder, dachte der Mann bekümmert. Oder – schlimmer noch – wie Marione t ten, denen man einen Chip mit den Regeln des Re n nens eingepflanzt hat. Aber noch hielten sie ihn für einen der Ihren ...
    Solange die anderen Läufer in Sichtweite blieben, simulierte der Mann von Zeit zu Zeit ein steifbein i ges Humpeln, als plage ihn eine Zerrung am Obe r schenkel. Dabei musterte er aufmerksam die seitl i chen Begrenzungen, bis schließlich eine mit Strauchwerk bewachsene Böschung die Eintönigkeit der grauen Betonmauern durchbrach.
    Der Mann blickte sich aufmerksam nach allen Seiten um, bevor er sich an den Aufstieg machte. Obwohl der nächste Kontrollpunkt nach seiner E r fahrung noch kilometerweit entfernt war, mußte er damit rechnen, daß plötzlich einer der mobilen Strecke n posten auftauchte, die mit ihren weißem Motorr ä dern die Läufer begleiteten.
    Doch zunächst blieb alles still.
    Dennoch gestaltete sich der Aufstieg schwieriger, als der Mann erwartet hatte. Das Strauchwerk erwies sich als dichtes Dornengestrüpp, das blutige Kratzer auf seiner Haut hinterließ und ihn mit tückischen Fußangeln mehr als einmal ins Stolpern brachte. Zudem näherten sich immer wieder abgeschlagenen Läufer seinem Standort, so daß er sich gezwungen sah, den Aufstieg zu unterbrechen und Deckung zu suchen. Eine eher überflüssige Vorsichtsmaßnahme, denn die Nachzügler hielten ihren Blick starr auf die vor ihnen liegenden Strecke gesenkt, einzig b e herrscht von dem Bemühen, einen Rückstand aufz u holen, der nicht mehr aufzuholen war.
    Als der Mann schließlich das Ende der Steigung erreicht hatte, hämmerte der Puls wild und unrege l mäßig in seinen Schläfen, und vor seinen Augen tanzten farbige Schleier. Erschöpft ließ er sich zu Boden fallen und wartete, bis sich sein Herzschlag ein wenig beruhigt hatte.
    Schwer atmend richtete er seinen Blick auf die Landschaft jenseits des Fangzaunes, der Böschung und Rennstrecke vom Umland trennte. Auf den e r sten Blick hatte das ausgedörrte Weideland vor ihm wenig Verlockendes an sich, wenn da nicht dieser herb-trockene Heugeruch gewesen wäre, der verl o ren geglaubte Erinnerungen weckte. Erinnerungen an eine Zeit, in der das Große Rennen noch als e t was Fernes, aber ungemein Erstrebenswertes e r schienen war. Erinnerungen an verbotene Ausflüge über die ausgetrockneten Stoppelfelder in den nah e gelegenen Wald, die stets an einem verstohlenen – nach Indianerart beinahe rauchlosen – Lagerfeuer endeten.
    Der Mann schirmte seine Augen mit beiden Hä n den gegen die aufsteigende Sonne ab und glaubte – wenn er sich dessen auch nicht völlig sicher war –, die Konturen ferner Baumwipfel am dunstigen Hor i zont zu erkennen. Er hatte bei seiner Flucht keinen bestimmten Plan verfolgt, doch von diesem Auge n blick an übte der dunkle Streifen des vermeintlichen Waldes eine beinahe unwiderstehliche Anziehung s kraft auf ihn aus.
    Zunächst aber mußte er den Fangzaun überwi n den, der aus einem silbrig glänzenden Metallgeflecht bestand und in der Höhe von mehreren Reihen St a cheldraht gesichert wurde.
    Wer soll hier eigentlich vor wem geschützt we r den? fragte sich der Mann, während er sein Lau f

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