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0597 - Leichen-Ladies

0597 - Leichen-Ladies

Titel: 0597 - Leichen-Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Seit Monaten schon lebte sie irgendwo, vielleicht sogar zwischen den Zeiten, in einer Lücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart und in einer völlig anderen Welt.
    Sie war noch da, das fühlte sie. Mary Sinclair konnte sich anfassen, sie spürte ihren Körper, aber die Seele hatte den Bezug zur Realität längst verloren.
    Sie lebte nicht, sie vegetierte dahin.
    Es war keine Zeit mehr vorhanden, statt dessen Leere. Dazwischen immer wieder die Automatik der Nahrungsaufnahme, kleine erhellte Inseln in der ansonsten grauen Finsternis. Danach gab es nur wieder das Hineingleiten in diese Leere.
    Sie lebte noch, sie konnte sich bewegen, sie stand auf, sie ging, aber ihr Raum war begrenzt.
    Irgendwann lief sie gegen Mauern, da kam sie nicht mehr weiter, da wurde sie gestoppt.
    Aufhalten, ihr klar machend, daß alles seine Grenzen hatte, daß andere über sie regierten und sie am Leben erhielten.
    Sie sah die Sonne nur selten. Hin und wieder, wenn sie einen bestimmten Stand am Himmel erreicht hatte, schickte sie ihre Strahlen auch gegen das kleine Gefängnis, erwischte dabei das schmale, lukenartige Fenster und sandte den Schleier gegen einen grauen, staubigen Boden wie einen Quell der Hoffnung.
    Sobald sie das Licht sah, bewegte sich Mary in den schmalen Strahl hinein, legte den Kopf zurück und richtete den Blick gegen das schmale Fenster, um aufzutanken.
    Licht, Sonne, aber keine Hoffnung.
    Die war innerhalb der vier Wände ebenso begraben wie sie. Auch wenn die Sonne mal hineinschien, so war es nicht mehr als ein Funken, der so rasch wieder erlosch.
    Und sie wanderte weiter. Am Winkel der einfallenden Strahlen erkannte die Gefangene, daß viel Zeit verging, die sie in diesem furchtbaren Loch verbrachte.
    Zweimal am Tag wurde sie geholt. Immer dann, wenn es finster war und ihre Bewacher ebenfalls im Halbschatten blieben, so daß sie von ihnen nichts erkennen konnte. Sie wurde durch einen schmalen Gang zu einer Toilette geführt, in der sich auch eine Waschgelegenheit befand.
    Alles war mehr als primitiv. Rauher Stein, eine Rinne, in die das hochgepumpte Wasser floß. Trotz des warmen Wetters draußen fror Mary Sinclair, wenn sie sich wusch. Zudem gehörte sie nicht mehr zu den Jüngsten, und sie wunderte sich darüber, daß sie die lange Gefangenschaft überhaupt so gut überstanden hatte.
    Es gab trotzdem etwas, das ihr Hoffnung einimpfte. Der Gedanke an ihre Familie.
    Sie konnte sich vorstellen, wie sehr ihr Mann Harold und John, ihr Sohn, unter ihrem Verschwinden litten. Es war für beide furchtbar, nicht vergleichbar mit ihrem Schicksal, aber auch nicht weit davon entfernt. Und sie wußte auch, daß John, der Geisterjäger alles daransetzen würde, um sie aus den Klauen ihres Entführers zu befreien.
    Das war Will Mallmann!
    Mallmann, der ehemalige Kommissar und jetzige Vampir, Anführer der Aktion D wobei das D für Dracula stand. Er hatte es sich in den Kopf gesetzt, eine Weltmacht der Blutsauger zu gründen. Er würde den Anfang machen. Seine Vampire sollten sich auf der Welt verteilen und zuschlagen. Sie sollten sich auf die Menschen stürzen, sich an ihrem Blut laben und die Botschaft des Schreckens immer weiter hinaustragen.
    Eine furchtbare Vorstellung, aber eine, mit der sie fertig werden mußte und es auch wurde.
    Zu Beginn ihrer Gefangenschaft hatte sie nur geweint. Danach waren die Phasen der Apathie über sie gekommen. Mary Sinclair war mehrere Male verlegt worden. Immer dann tauchte der Vampir auf, wobei sie stets das Gefühl hatte, in die Fratze eines furchtbaren Monstrums zu schauen, eines Wesens, das Grauen abstrahlte, Kälte und Gewalt. Wie oft hatte er sie in die Höhe gerissen und ihr seine Zähne gezeigt, ihr gedroht, sie zu einem Blutsauger zu machen, aber er hatte sich bisher zurückgehalten.
    Jetzt lag sie wieder in ihrem Gefängnis. Es war dunkel geworden.
    Draußen zwar nicht, ein ungewöhnlich schwüler Sommertag neigte sich dem Ende entgegen, und selbst von der kühlenden Frische des Wassers war nichts mehr zu spüren.
    Ein Lager, ein Tisch, ein Stuhl, eine kleine Öllampe, so hatte ihr Entführer das Verlies eingerichtet, in dem Mary Sinclair seit Monaten schmachtete. Die Gefangenen im Mittelalter hätten es nicht schlechter haben können. Vielleicht hatten sie mieseres Essen bekommen, das war auch alles. Ansonsten vegetierten sie ebenso dahin.
    Zuerst hatte sie auch Furcht vor einer Folter gehabt. Sie war ausgeblieben, wenigstens die körperliche Folter, doch mit der seelischen hatten

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