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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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er nach Budweis gegangen war: »Mühlhausen – Kvátov – Wraz – Maltschin – Tschizowa – Sedletz – Hora dowitz – Radomyschl – Putim – Schtekno – Strakonitz – Wolyn – Ticha – Vodňan – Protiwin und wiederum Putim.«
    Mit ungeheurer Begeisterung schilderte Schwejk seinen Kampf mit dem Schicksal, wie er, ohne der Hindernisse zu achten, zu seinem Regiment nach Budweis gelangen wollte und wie alle Anstrengungen vergeblich waren.
    Er sprach feurig, und der Rittmeister zeichnete mechanisch mit einem Bleistift auf ein Stück Papier den toten Kreis, aus dem der brave Soldat Schwejk nicht herauskommen konnte, obwohl er zu seinem Regiment gelangen wollte.
    »Das war eine Herkulesarbeit«, sagte er schließlich wohlgefällig, nachdem er gehört hatte, wie sehr es Schwejk verdrieße, daß er so lange sein Regiment nicht erreichen konnte, »das muß ein großartiger Anblick gewesen sein, wie Sie im Kreis um Putim marschiert sind.«
    »Es hätt sich schon damals entscheiden können«, bemerkte Schwejk, »wenn nicht der Herr Wachmajster in diesem unglücklichen Nest gewesen wär. Nämlich hat er mich weder nachm Namen noch nachm Regiment gefragt, und es war ihm alles ungemein sehr auffällig. Er hätt mich nach Budweis führen lassn solln, und in der Kaserne hätt man ihm schon gesagt, ob ich der Schwejk bin, der sein Regiment sucht, oder ein verdächtiger Mensch. Heut hätt ich schon den zweiten Tag bei meinem Regiment sein und meine militärischen Pflichten erfüllen können.«
    »Warum haben Sie in Putim nicht drauf aufmerksam gemacht, daß es sich um einen Irrtum handelt?«
    »Weil ich gesehn hab, daß es umsonst is, mit ihm zu sprechen. Das hat schon der alte Gastwirt Rampa auf den Weinbergen gesagt, wenn ihm jemand schuldig bleiben wollt, daß manchesmal über einen Menschen so ein Moment kommt, daß er für alles taub is wie ein Klotz.«
    Der Rittmeister überlegte nicht lange. Er war überzeugt, |298| daß der Kreismarsch eines Menschen, der zu seinem Regiment gelangen will, das Zeichen tiefster menschlicher Degeneration ist, und ließ in der Kanzlei unter Berücksichtigung aller Regeln und Schönheiten des Amtsstils folgende Zeilen klopfen:

    »An das hohe Kommando des k. u. k. Infanterieregiments Nummer 91 in Budweis.
    Beigeschlossen wird Josef Schwejk vorgeführt, nach des Betreffenden Behauptung Infanterist oben angeführten Regimentes, auf Grund seiner Aussage in Putim, Bezirk Pisek, von der Gendarmeriestation unter Desertionsverdacht angehalten. Derselbe führt an, auf dem Wege zu seinem oben angeführten Regiment zu sein. Der Vorgeführte ist von kleinerer untersetzter Gestalt, Gesicht und Nase proportioniert, Augen blau, ohne besonderes Merkmal. In der Beilage B. I. erfolgt die Zustellung der Verrechnung für die Verköstigung des Betreffenden zwecks freundlicher Überweisung an das Landesverteidigungsministerium, mit dem Ersuchen um Bestätigung der Übernahme des Vorgeführten. In der Beilage C. I. gelangt ein Verzeichnis der ärarischen Kleidungsstücke zur Einsendung, die der Angehaltene zur Zeit seiner Anhaltung anhatte.«

    Die Bahnfahrt von Pisek nach Budweis verging Schwejk wie im Flug. Ein junger Gendarm, ein Neuling, der kein Auge von Schwejk wandte und schreckliche Angst hatte, daß dieser flüchten könnte, begleitete ihn. Den ganzen Weg über suchte er das schwierige Problem zu lösen: »Wenn ich jetzt auf die kleine oder große Seite gehn müßt, wie stelle ich das an?«
    Er löste es in der Weise, daß Schwejk ihm Pate stehen mußte.
    Den ganzen Weg über vom Bahnhof bis in die Marienkaserne heftete er seine Augen krampfhaft auf Schwejk, und sooft sie zu irgendeiner Straßenecke oder Kreuzung kamen, erzählte er Schwejk gleichsam nebenhin, wieviel scharfe Patronen jeder Gendarm bei jeder Eskorte erhalte, worauf Schwejk entgegnete, er sei davon überzeugt, daß kein Gendarm auf der Gasse auf jemanden schießen würde, um nicht ein Unglück anzurichten.
    |299| Der Gendarm bestritt dies, und so gelangten sie in die Kaserne.
    Den Kasernendienst versah bereits den zweiten Tag Oberleutnant Lukasch. Er saß ahnungslos in der Kanzlei am Tisch, als man Schwejk mit den Papieren zu ihm brachte.
    »Melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant, daß ich wieder hier bin«, salutierte Schwejk mit feierlicher Miene.
    Während dieser ganzen Szene war Fähnrich Kotatko zugegen, der später erzählte, Oberleutnant Lukasch sei nach der Meldung Schwejks in die Höh gesprungen, habe sich am Kopf gepackt und

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