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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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diese Schilderung des strahlenden Bildes eines vollkommenen Gendarmen, der auf eine Stärkung der österreichischen Monarchie hinarbeitet, folgten Drohungen, Disziplinarverfahren, Versetzungen und Beschimpfungen.
    |295| Der Rittmeister war fest überzeugt, daß er hier auf Vorposten stehe, daß er etwas rette und daß alle Gendarmen der Gendarmeriestationen, die ihm unterstanden, ein faules Gesindel seien, egoistische Schurken, Betrüger, die sich auf nichts anderes verstehen als auf Schnaps, Bier und Wein. Und daß sie sich, weil sie zu geringe Einnahmen hatten, um saufen zu können, bestechen ließen und langsam, aber sicher Österreich zugrunde richteten. Der einzige Mensch, dem er vertraute, war sein eigener Wachtmeister auf der Bezirkshauptmannschaft, der im Wirtshaus zu sagen pflegte: »Hab ich heut wieder eine Hetz gehabt mit unserm alten Bullenbeißer …«
    Der Rittmeister studierte den Bericht des Gendarmeriewachtmeisters aus Putim über Schwejk. Vor ihm stand sein Gendarmeriewachtmeister Matĕjka und wünschte, der Rittmeister möge ihm samt allen Berichten auf den Buckel steigen, denn unten an der Ottawa wartete man auf ihn mit einer Partie »Schnops«.
    »Ich habe Ihnen neulich gesagt, Matejka«, hub der Rittmeister an, »daß der größte Idiot, den ich kennengelernt habe, der Gendarmeriewachtmeister aus Protiwin ist, aber nach diesem Bericht hat ihn der Wachtmeister aus Putim übertrumpft. Der Soldat, den dieser besoffene Lump von einem Postenführer hergebracht hat und mit dem er zusammengekoppelt war wie ein Hund an den andern, ist doch kein Spion. Es ist sicher ein ganz gewöhnlicher Deserteur. Er schreibt hier so einen Unsinn, daß jedes kleine Kind auf den ersten Blick erkennt, daß der Kerl besoffen war wie ein päpstlicher Prälat.
    Bringen Sie den Soldaten sofort her«, befahl er, nachdem er den Rapport aus Putim eine Zeitlang studiert hatte. »Nie im Leben hab ich so eine Kollektion von Blödsinn gesehn, und noch dazu schickt er mit diesem verdächtigen Kerl so ein Rindvieh wie diesen Postenführer. Die Leute kennen mich noch zuwenig, ich kann auch unangenehm werden. Solang sie sich nicht dreimal täglich aus lauter Angst vor mir bemachen, sind sie überzeugt, daß ich auf mir Holz spalten laß.«
    Der Rittmeister begann lang und breit davon zu sprechen, wie ablehnend sich die Gendarmerie heutzutage allen Befehlen |296| gegenüber verhalte; wenn sie Berichte verfasse, könne man sofort sehen, daß sich jeder Wachtmeister aus allem einen Jux mache, nur um die Sache noch mehr zu verwickeln.
    Wenn man von oben darauf aufmerksam mache, es sei nicht ausgeschlossen, daß sich Spione in der Gegend herumtrieben, begännen die Gendarmeriewachtmeister sie en gros zu erzeugen, und wenn der Krieg noch lange dauern sollte, werde aus dem allen ein großes Irrenhaus entstehen. In der Kanzlei solle man nach Putim depeschieren, der Wachtmeister möge morgen nach Pisek kommen. Er werde ihm schon die ungeheure Begebenheit, von der er zu Beginn seines Rapports schreibe, aus dem Kopf schlagen.
    »Von welchem Regiment sind Sie desertiert?« begrüßte der Rittmeister Schwejk.
    »Von keinem.« Der Rittmeister blickte Schwejk an und sah in seinem ruhigen Gesicht so viel Unbefangenheit, daß er fragte: »Wie sind Sie zu der Uniform gekommen?«
    »Jeder Soldat kriegt eine Uniform, wenn er einrückt«, antwortete Schwejk mit sanftem Lächeln, »ich dien beim 91. Regiment und bin nicht nur nicht von meinem Regiment weggelaufen, sondern im
Gegenteil

    Das Wort »Gegenteil« sprach er mit so einer Betonung aus, daß der Rittmeister wehmütig dreinschaute und fragte: »Wieso im Gegenteil?«
    »Das is eine sehr einfache Sache«, vertraute Schwejk ihm an, »ich bin auf dem Wege zu meinem Regiment, ich such es und lauf nicht davon weg. Ich wünsch mir nichts andres, als so bald wie möglich zu meinem Regiment zu kommen. Ich bin hier ganz nervös davon, weil ich mich, mir scheint, von Budweis entfern. Wenn ich bedenk, daß dort das ganze Regiment auf mich wartet. Der Herr Wachmajster in Putim hat mir auf der Karte gezeigt, daß Budweis im Süden liegt, und er hat mich statt dessen nach Norden geschickt.«
    Der Rittmeister winkte mit der Hand, als wollte er sagen: Der stellt noch ärgere Sachen an, als Leute nach Norden zu schicken.
    »Sie können also Ihr Regiment nicht finden?« sagte er, »Sie waren auf der Suche nach ihm?«
    |297| Schwejk klärte ihm die ganze Situation auf. Er nannte Tabor und sämtliche Orte, durch die

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