Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
Vom Netzwerk:
passieren, hab ich mich deutlich erinnert. – Es ist schon hübsch ein paar Jahre her. – Kadett Lukasch war mir damals sehr sympathisch.«
    Auf Hauptmann Sagner machte das ganze Gespräch einen recht peinlichen Eindruck. Er erkannte in dem Sprecher sehr gut denjenigen, der in der Kadettenschule die Opposition gegen das Österreichertum geführt hatte, von der das Streben nach Karriere sie später abbrachte. Am unangenehmsten war ihm die Bemerkung über Oberleutnant Lukasch, der, einerlei aus welchem Grunde, überall zurückgesetzt wurde.
    »Oberleutnant Lukasch«, sagte er nachdrücklich, »ist ein sehr guter Offizier. Wann fährt der Zug?«
    Der Bahnhofskommandant schaute auf die Uhr. »In sechs Minuten.«
    »Ich gehe«, sagte Sagner.
    »Ich habe gedacht, daß Sie mir etwas sagen werden, Sagner.«
    »Also: Nazdar!« antwortete Sagner und trat aus dem Gebäude des Bahnhofskommandanten.
    Als Hauptmann Sagner vor Abfahrt des Zuges in den Stabswaggon zurückkehrte, fand er alle Offiziere auf ihrem Platz. Sie spielten in Gruppen »Frische Viere«, nur Kadett Biegler spielte nicht.
    Er blätterte in einem Stoß begonnener Manuskripte, die Szenen aus dem Kriege behandelten, denn er wollte sich nicht nur auf dem Schlachtfeld auszeichnen, sondern sich durch Beschreibung von Begebenheiten aus dem Kriege auch als literarisches Phänomen hervortun. Der Mann mit dem »Fisch schwanz « wollte ein bedeutender Kriegsschriftsteller werden. |515| Seine literarischen Versuche begannen mit vielversprechenden Titeln, in denen sich zwar der Militarismus jener Zeit spiegelte, die aber noch nicht verarbeitet waren, so daß auf den Papierbogen nur die Namen der Arbeiten standen, die entstehen sollten.
    »Die Charaktere der Krieger des großen Krieges. – Wer begann den Krieg? – Die Politik Österreich-Ungarns und die Entstehung des Weltkrieges. – Kriegsbetrachtungen. – Österreich-Ungarn und der Weltkrieg. – Der Nutzen des Krieges. – Populärer Vortrag über den Kriegsausbruch. – Kriegspolitische Erwägungen. – Ein feierlicher Tag Österreich-Ungarns. – Der slawische Imperialismus und der Weltkrieg. – Dokumente aus dem Weltkrieg. – Dokumente zur Geschichte des Weltkriegs. – Tagebuch aus dem Weltkrieg. – Der erste Weltkrieg. – Unsere Dynastie im Weltkrieg. – Die Nationen der österreich-ungarischen Monarchie unter den Waffen. – Das Weltringen um die Macht. – Meine Erfahrungen in dem Weltkriege. – Chronik meines Feldzugs. – Wie die Feinde Österreich-Ungarns kämpfen. – Wessen ist der Sieg? – Unsere Offiziere und Soldaten. – Denkwürdige Taten meiner Krieger. – Aus der Zeit des großen Krieges. – Im Kriegsgewühl. – Ein österreich-ungarisches Heldenbuch. – Die eiserne Brigade. – Meine gesammelten Frontbriefe. – Die Helden unseres Marschbataillons. – Handbuch für Soldaten im Feld. – Tage des Kampfes und Tage des Sieges. – Was ich im Feld gesehen und gelitten habe. – Im Schützengraben. – Ein Offizier erzählt. – Vorwärts mit den Söhnen Österreich-Ungarns! – Die feindlichen Aeroplane und unsere Infanterie. – Nach der Schlacht. – Unsere Artilleristen, treue Söhne des Vaterlandes. – Und wenn die Welt voll Teufel wär … – Defensiv- und Offensivkriege. – Blut und Eisen. – Sieg oder Tod. – Unsere Helden in der Gefangenschaft.«
    Als Hauptmann Sagner zum Kadetten Biegler trat und sich das alles angesehen hatte, fragte er, wozu Biegler das geschrieben habe und was er damit meine.
    Kadett Biegler antwortete mit aufrichtiger Begeisterung, jede dieser Aufschriften bedeute ein Buch, das er schreiben werde. Soviel Aufschriften, soviel Bücher.
    |516| »Ich möchte, daß ein Andenken an mich zurückbleibt, wenn ich im Kampf fallen sollte, Herr Hauptmann. Mein Beispiel ist der deutsche Professor Udo Kraft. Er wurde im Jahre 1870 geboren, jetzt im Weltkrieg hat er sich freiwillig gemeldet und ist am 22. August in Anloy gefallen. Vor seinem Tod hat er ein Buch herausgegeben: ›Selbsterziehung zum Tod für den Kaiser‹.« H
    auptmann Sagner führte den Kadetten Biegler zum Fenster. »Zeigen Sie, was Sie noch haben, Kadett Biegler, mich interessiert Ihre Tätigkeit ungemein«, sagte Hauptmann Sagner ironisch, »was für ein Heftchen haben Sie sich da in die Bluse gesteckt?«
    »Das ist nichts, Herr Hauptmann«, antwortete Kadett Biegler mit kindischem Erröten, »wollen Sie sich, bitte, überzeugen.«
    Das Heftchen hatte die Aufschrift:

    Schema der hervorragendsten

Weitere Kostenlose Bücher