Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
Vom Netzwerk:
und berühmtesten Schlachten der Krieger der österreichisch-ungarischen Armee, – nach historischen Studien zusammengestellt von k. u. k. Offizier Adolf Biegler. Mit Anmerkungen und Erläuterungen versehen von k. u. k. Offizier Adolf Biegler.

    Die Schemata waren furchtbar einfach.
    Von der Schlacht bei Nördlingen am 6. September 1634 gings über die Schlacht bei Zenta am 11. September 1697, die Schlacht bei Caldiera am 31. Oktober 1805, die Schlacht bei Aspern am 22. Mai 1809 und die Völkerschlacht bei Leipzig im Jahre 1813, die Schlacht bei St. Lucia im Mai 1848 und die Schlacht bei Trautenau am 27. Juni 1866 bis zur Eroberung von Sarajevo am 19. August 1878. Die Schemata und Skizzen der Pläne dieser Schlachten waren alle gleich. Überall hatte Kadett Biegler Rechtecke gezeichnet, die auf einer Seite leer waren, während gestrichelte Rechtecke den Feind darstellten. Auf beiden Seiten gabs einen linken Flügel, ein Zentrum und einen rechten Flügel. Dahinter liefen dann die Reserven und Pfeile hin und her. Die Schlacht bei Nördlingen ebenso wie die Schlacht bei Sarajevo sah wie die Aufstellung der Spieler bei |517| einem beliebigen Fußballmatch zu Beginn des Spieles aus, und die Pfeile schienen anzuzeigen, wohin die oder jene Partei den Ball schicken solle.
    Das fiel Hauptmann Sagner auch sofort auf, und er fragte: »Kadett Biegler, Sie spielen Fußball?«
    Biegler errötete noch mehr und blinzelte nervös, so daß er den Eindruck machte, als hielte er nur mühsam die Tränen zurück.
    Hauptmann Sagner fuhr mit einem Lächeln fort, in dem Heftchen zu blättern, und hielt inne bei der Anmerkung zum Schema der Schlacht bei Trautenau während des preußischösterreichischen Krieges.
    Kadett Biegler hatte geschrieben: »Die Schlacht bei Trautenau hätte nicht geschlagen werden sollen, denn die bergige Gegend behinderte die Entfaltung der von starken preußischen Kolonnen bedrohten Divisionen des Generals Mazzucheli. Diese befanden sich auf den Anhöhen, welche den linken Flügel der österreichischen Divisionen umgaben.«
    »Nach Ihnen«, sagte Hauptmann Sagner mit einem Lächeln, während er Kadett Biegler das Heftchen zurückgab, »hätte die Schlacht bei Trautenau nur in dem Fall geschlagen werden können, wenn Trautenau auf einer Ebene liegen würde, Sie Benedek von Budweis.
    Kadett Biegler, es ist sehr hübsch von Ihnen, daß Sie sich während der kurzen Zeit Ihres Verweilens in den Reihen des Militärs bemüht haben, in die Strategie einzudringen. Nur ist es bei Ihnen so ausgefallen, wie wenn Buben Soldaten spielen und sich den Titel General geben. Sie haben sich selbst so rasch avancieren lassen, daß es eine Freude ist. K. u. k. Offizier Adolf Biegler! Bevor wir nach Pest kommen, werden Sie Feldmarschall sein. Vorgestern haben Sie noch irgendwo zu Hause beim Vater Kuhhäute gewogen. K. u. k. Leutnant Adolf Biegler! – Menschenskind, Sie sind doch noch kein Offizier. Sie sind Kadett, Sie hängen in der Luft zwischen Fähnrich und Unteroffizier. Sie sind so weit davon entfernt, Offizier zu sein, wie wenn sich irgendwo im Gasthaus ein Gefreiter ›Herr Stabsfeldwebel‹ nennen läßt.
    Hör mal, Lukasch«, wandte er sich an den Oberleutnant, |518| »du hast den Kadetten Biegler bei deiner Kompanie, also dressier den Burschen. Er unterschreibt sich als Offizier, soll er sichs im Gefecht verdienen! Bis wir im Trommelfeuer einen Angriff machen werden, soll er mit seinem Zug Drahthindernisse zerschneiden, der gute Junge. Apropos, der Zykan läßt dich grüßen, er ist Bahnhofskommandant in Raab.«
    Kadett Biegler sah, daß die Unterredung mit ihm beendet war, salutierte und schritt mit rotem Gesicht durch den Waggon in den Quergang am Ende desselben.
    Wie ein Mondsüchtiger öffnete er die Klosettür, und während er die deutsch-magyarische Aufschrift las: »Die Benützung des Klosetts ist nur während der Fahrt gestattet«, fing er wimmernd und schluchzend leise zu weinen an. Dann ließ er die Hosen hinuntergleiten – und drückte, während er sich die Tränen abwischte. Hierauf benützte er das Heftchen mit der Aufschrift »Schema der hervorragendsten und berühmtesten Schlachten der Krieger der österreichisch-ungarischen Armee, nach historischen Studien zusammengestellt von k. u. k. Offizier Adolf Biegler«, das entehrt in der Öffnung verschwand und, auf das Geleise fallend, unter dem enteilenden Militärzug umhergewirbelt wurde.
    Kadett Biegler wusch sich im Klosett am Waschtisch die geröteten Augen und

Weitere Kostenlose Bücher