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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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zu versehen.
    »Hier, dieser Mann«, sagte Hauptmann Sagner zu Feldwebel Nasaklo, »will die kostbare Zeit nicht überflüssig vertrödeln. Nehmen Sie ihn hinter den Waggon und üben Sie eine Stunde mit ihm Gewehrgriffe. Aber ohne jede Barmherzigkeit, ohne Atemholen. Hauptsächlich hübsch nacheinander: ›Setzt ab, an, setzt ab!‹
    Sie werden sehn, Schwejk, daß Sie sich nicht langweilen werden«, sagte er zu Schwejk, als dieser ging. Und bald darauf ließ sich bereits hinter dem Waggon ein scharfes Kommando |581| vernehmen, das feierlich zwischen den Geleisen erscholl. Feldwebel Nasaklo, der gerade einundzwanzig gespielt und die Bank gehalten hatte, brüllte in Gottes weitem Raum: »Beim Fuß! Schultert! Beim Fuß! Schultert!«
    Dann verstummte er für eine Weile, und man konnte Schwejk zufrieden und bedächtig sagen hören: »Das hab ich alles vor Jahren in der aktiven Dienstzeit gelernt. Wenn ›Beim Fuß!‹ is, so steht das Gewehr auf die rechte Hüfte gestützt. Die Spitze des Kolbens is in einer graden Linie mit der Fußspitze. Die rechte Hand is natürlich straff ausgestreckt und hält das Gewehr so, daß der Daumen den Lauf umspannt, die übrigen Finger müssen den Kolben am Vorderteil umklammern, und wenn ›Schul tert !‹ is, so hängt das Gewehr leicht am Riemen auf der rechten Schulter und mit der Laufmündung hinauf und mitn Lauf nach rückwärts …«
    »Also schon genug mit dem Gequatsch!« Das Kommando Feldwebel Nasaklos ertönte abermals: »Habt acht! Rechts schaut! Herrgott, wie machen Sie das …«
    »Ich bin ›schultert‹ und bei ›rechts schaut‹ glitscht meine Hand am Riemen herunter, ich umarm den Hals am Kolben und werf den Kopf nach rechts, aufs ›Habt acht!‹ nehm ich wieder mit der rechten Hand den Riemen, und mein Kopf schaut gradaus auf Sie.«
    Und wieder erscholl des Feldwebels: »In die Balance! Beim Fuß! In die Balance! Schultert! Bajonett auf! Bajonett ab! Fällt das Gewehr! Zum Gebet! Vom Gebet! Kniet nieder zum Gebet! Laden! Schießen! Schießen halbrechts! Ziel Stabswaggon! Distanz zweihundert Schritt – Fertig! An! Feuer! Setzt ab! An! Feuer! An! Feuer! Setzt ab! Aufsatz normal! Patronen versorgen! Ruht!« Der Feldwebel drehte sich eine Zigarette.
    Schwejk musterte inzwischen die Nummer auf dem Gewehr und sagte: »4268! So eine Nummer hat eine Lokomotive in Petschka auf der Bahn am 16. Geleise gehabt. Man hat sie wegziehn solln nach Lissa an der Elbe ins Depot, zur Řeparatur, aber es is nicht so leicht gegangen, Herr Feldwebel, weil der Lokomotivführer, was sie hat dort hinbringen solln, hat ein sehr schlechtes Gedächtnis auf Nummern gehabt. Da hat ihn |582| der Streckenmeister in seine Kanzlei gerufen und sagt ihm: ›Aufn 16. Geleis is die Lokomotive 4268. Ich weiß, daß Sie ein schlechtes Gedächtnis auf Nummern ham, und wenn man Ihnen eine Nummer auf ein Papier aufschreibt, daß Sie dieses Papier verlieren. Geben Sie sich aber gut acht, wenn Sie so schwach auf Nummern sind, und ich wer Ihnen zeigen, daß es sehr leicht is, sich jede Nummer immer zu merken. Schaun Sie. Die Lokomotiv, was Sie ins Depot nach Lissa an der Elbe ziehn solln, hat die Nummer 4268. Geben Sie also acht. Die erste Ziffer is ein Vierer, die zweite ein Zweier. Merken Sie sich also schon 42, das is zwei mal 2, das is der Reihe nach von vorn 4, dividiert durch 2 gleich 2 und wieder ham sie nebeneinander 4 und 2. Jetzt erschrecken Sie nicht. Wieviel is zwei mal 4, acht, nicht wahr? Also graben Sie sich ins Gedächtnis ein, daß der Achter, was in Nummer 4268 is, der letzte in der Reihe is, so brauchen Sie sich also nur noch zu merken, daß die erste Zahl eine 4 is, die zweite eine 2, die vierte eine 8, und jetzt merken Sie sich noch irgendwie gescheit die 6, was vor der8 kommt. Das ist schrecklich einfach. Die erste Ziffer is eine 4, die zweite eine 2, vier und zwei is sechs. Also da sind Sie schon sicher, die zweite vom Ende ist eine 6, und schon schwindet uns die Reihenfolge der Ziffern nie mehr ausn Gedächtnis. Sie ham die Nummer 4268 fest im Kopf. Oder können Sie zum selben Resultat noch einfacher kommen …!‹«
    Der Feldwebel hörte auf zu rauchen, wälzte die Augen heraus und stotterte nur: »Kappe ab!«
    Schwejk fuhr ernsthaft fort: »Er hat ihm also angefangen die einfachere Art zu erklären, wie er sich die Nummer der Lokomotiv 4268 merken könnt. 8 weniger 2 is 6. Also weiß er schon 68, 6 weniger 2 is 4, so weiß er also schon 4 – 68. Dann noch die 2 dazwischen, und er hat 4

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