Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
Vom Netzwerk:
is in Zižkov ein Herr Professor Axamit, und der hat dort gegraben, er hat Gräber von Zwergen gesucht und hat paar ausgenommen, und sie ham sich ihn, diesen Leierkastenmann, in so ein ausgegrabenes Grab geschleppt und dort ham sie ihn geschunden und mißbraucht. Und der Professor Axamit is am nächsten Tag hingekommen und sieht, daß etwas im Grab liegt. Er war froh, aber es war der abgemarterte, abgequälte Leierkastenmann, was diese geschiedenen Frauen so zugerichtet ham. Um ihn herum waren lauter kleine Hölzer. Dann is der Leierkastenmann am fünften Tag gestorben, und diese Ludern waren noch so frech, daß sie ihm aufs Begräbnis gegangen sind. Das is schon Perversität.
    Hast dus gesalzen?« wandte sich Schwejk an Baloun, der das allgemeine Interesse an der Erzählung Schwejks benützte und etwas in seinem Rucksack versteckt hatte, »zeig, was du dort machst!
    |579| Baloun«, sagte Schwejk ernst, »was willst du mit diesem Hühnerschenkel? Also schaut euch das an. Er hat uns einen Hühnerschenkel gestohlen, damit er sich ihn dann heimlich kochen kann. Weißt du, Baloun, was du da angestellt hast? Du weißt, wie das im Krieg bestraft wird, wenn jemand seinen Kameraden im Feld bestiehlt. Man bindet ihn an ein Geschützrohr und schießt ihn mit einer Kartätsche in die Luft. Jetzt is schon zu spät zum Seufzen. Bis wir irgendwo an der Front Artillerie begegnen wern, so meldest du dich beim nächsten Feuerwerker. Derweil wirst du aber zur Strafe exerzieren. Kriech ausn Waggon.«
    Der unglückliche Baloun kroch hinunter, und Schwejk kommandierte, in der Tür des Waggons sitzend: »Habt acht! Ruht! Habt acht! Rechts schaut! Habt acht! Gradaus schaut! Ruht!
    Jetzt wirst du Gelenksübungen auf der Stelle machen. Rechts um! Menschenskind! Sie sind eine Kuh. Ihre Hörner solln sich dort befinden, wo Sie früher die rechte Schulter gehabt ham. Herstellt! Rechts um! Links um! Halbrechts! Nicht so, Ochs! Herstellt! Halbrechts! No, siehst du, Esel, daß es geht! Halblinks! Links um! Links! Front! Front! Blödian! Weißt du nicht, was Front is! Gradaus! Kehrt euch! Kniet! Nieder! Setzen! Auf! Setzen! Nieder! Auf! Nieder! Auf! Setzen! Auf! Ruht!
    Also siehst du, Baloun, das is gesund, so verdaust du wenigstens gut!«
    Ringsumher sammelten sich Gruppen und brachen in Jubel aus.
    »Macht gefälligst Platz«, schrie Schwejk, »er wird marschieren. Also, Baloun, gib dir acht, daß ich nicht herstellen muß. Ich quäl die Mannschaft nicht gern überflüssig. Also: Direktion Bahnhof! Schaun, wohin ich zeig. Marschieren marsch! Glied – halt! Steh, zum Teufel, oder ich sperr dich ein! Glied – halt! Daß du endlich stehngeblieben bist, Dummkopf. Kurzer Schritt! Weißt du nicht, was kurzer Schritt is? Ich wer dirs zeigen, bis du blau sein wirst! Voller Schritt! Wechselschritt! Ohne Schritt! Hornochs einer! Wenn ich sag ohne Schritt, so bewegst du nur die Haxen auf der Stelle.«
    |580| Ringsumher standen bereits mindestens zwei Kompanien.
    Baloun schwitzte und wußte nicht, wie ihm geschah, und Schwejk kommandierte weiter: »Gleicher Schritt! Glied rückwärts marsch! Glied halt! Laufschritt! Glied marsch! Schritt! Glied halt! Ruht! Habt acht! Direktion Bahnhof! Laufschritt marsch! Halt! Kehrt euch! Direktion Waggon! Laufschritt marsch! Kurzer Schritt! Glied halt! Ruht! Jetzt wirst du dich ein Weilchen ausruhn! Und dann fangen wir von neuem an. Mit gutem Willen bringt man alles zustand.«
    »Was geht da hier vor?« ertönte die Stimme Leutnant Dubs, der beunruhigt herbeigelaufen kam.
    »Melde gehorsamst, Herr Lajtnant«, sagte Schwejk, »daß wir uns so bißl üben, damit wir nicht ans Exerzieren vergessen und die kostbare Zeit nicht vertrödeln.«
    »Klettern Sie aus dem Waggon«, befahl Leutnant Dub, »ich habs wirklich schon satt. Ich werde Sie dem Herrn Bataillonskommandanten vorführen.« Als sich Schwejk im Stabswaggon befand, verließ Oberleutnant Lukasch durch den zweiten Ausgang den Waggon und trat auf den Perron.
    Als Leutnant Dub Hauptmann Sagner von der, wie er sich ausdrückte, merkwürdigen Allotria des braven Soldaten Schwejk berichtete, war Sagner gerade sehr gut gelaunt, denn der Gumpoldskirchner war tatsächlich ausgezeichnet.
    »Sie wollen also nicht die kostbare Zeit überflüssig vertrödeln«, lachte er bedeutungsvoll. »Matuschitz, kommen Sie her!«
    Die Bataillonsordonnanz erhielt Befehl, Feldwebel Nasaklo von der 12. Kompanie zu holen, der als größter Tyrann bekannt war, und Schwejk sofort mit einem Gewehr

Weitere Kostenlose Bücher