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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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dich so vergessen können.«
    »Melde gehorsamst«, sagte Schwejk freundlich, »daß es sich entschieden um nichts anderes handeln kann wie um einen Irrtum. Wie ich Ihren Befehl bekommen hab, Ihnen irgendwo etwas Gutes zum Essen zu verschaffen und zu kaufen, so hab ich angefangen zu überlegen, was wohl am besten wär. Hinterm Bahnhof war überhaupt nichts, nur Pferdewurst und gedörrtes Eselfleisch. Ich hab mir, melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant, alles gut überlegt. Im Feld braucht man was sehr Nahrhaftes, damit man die Kriegsstrapazen besser aushalten kann. Und da hab ich Ihnen eine horizontale Freude machen wolln. Ich hab Ihnen, Herr Oberlajtnant, eine Hühnersuppe kochen wolln.«
    »Hühnersuppe«, sprach ihm der Oberleutnant nach und packte sich am Kopf.
    »Ja, melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant, Hühnersuppe, ich hab Zwiebeln gekauft und fünf Deka Nudeln. Hier is alles, bitte. Hier in dieser Tasche Zwiebeln und in dieser sind die Nudeln. Salz hamr in der Kanzlei und Pfeffer auch. Es hat nichts mehr gefehlt, nur noch die Henne. Ich bin also hintern Bahnhof nach Isatarcsa gegangen. Es ist eigentlich ein Dorf, wie wenns keine Stadt wär, obzwar dort in der ersten Gasse Isa-Tarcsa Varos aufgeschrieben is. Ich geh durch eine Gasse mit Gärtchen, durch die zweite, dritte, vierte, fünfte, sechste, siebte, achte, neunte, zehnte, elfte, und erst in der dreizehnten Gasse ganz am Ende, wo hinter einem Haus schon die Wiesen angefangen ham, is eine Schar Hennen gewesen und is herumspaziert. Ich bin zu ihnen gegangen und hab mir die größte, schwerste ausgesucht, schaun Sie sich sie gefälligst an, Herr Oberlajtnant, sie is lauter Fett, man muß sie gar nicht angreifen und erkennts gleich am ersten Blick, daß man ihr hat viel Körner streun müssen. Ich hab sie also genommen, ganz öffentlich in Gegenwart der Bevölkerung, was etwas magyarisch |575| auf mich geschrien hat, ich halt sie bei den Füßen und frag paar Leute, tschechisch und deutsch, wem diese Henne gehört, damit ich sie von jemandem kaufen kann; da kommt grad aus dem Häuschen ganz am Ende ein Mann mit einer Frau gelaufen und fängt an, mich zuerst magyarisch aufzuheißen und dann deutsch, daß ich ihm bei hellichtem Tag eine Henne gestohlen hab. Ich hab ihm gesagt, er soll nicht auf mich schrein, daß ich geschickt worn bin, damit ich sie für Sie kauf, und hab ihm erzählt, wie sich die Sache verhält. Und die Henne, wie ich sie bei den Füßen gehalten hab, hat plötzlich angefangen mit den Flügeln zu schlagen und hat in die Höh fliegen wolln, und wie ich sie nur so leicht in der Hand gehalten hab, hat sie mir die Hand in die Höh gezogen und hat sich ihrem Herrn auf die Nase setzen wolln. Und er hat gleich angefangen zu schrein, daß ich ihm herich mit der Henne über die Nase gehaut hab. Und das Weib hat was gekreischt und hat fort auf die Henne geschrien: ›Puta, puta, puta, puta.‹ Da ham aber schon irgendwelche Blödiane, was das nicht verstanden ham, eine Honvédpatrouille auf mich gehetzt, und ich hab sie selbst aufgefordert, sie solln mit mir aufs Bahnhofskommando gehn, damit meine Unschuld herauskommt wie Öls ausn Wasser. Aber mit dem Herrn Lajtnant, was dort Dienst gehabt hat, war keine Rede nicht, nicht mal wie ich ihn gebeten hab, er soll Sie fragen, obs wahr is, daß Sie mich geschickt ham, daß ich Ihnen was Gutes kaufen soll. Er hat mich noch angeschrien, ich solls Maul halten, daß mir herich sowieso ein starker Ast mit einem guten Strick aus den Augen schaut. Er war, mir scheint, in sehr schlechter Laune, denn er hat mir gesagt, daß nur ein Soldat, was plündert und stiehlt, so ausgefressen sein kann. Es sind herich schon auf der Station mehr Beschwerden, vorgestern is herich irgendwo nebenan jemandem ein Truthahn verlorengegangen, und wie ich ihm gesagt hab, daß wir in der Zeit noch in Raab waren, so hat er gesagt, daß so eine Ausrede für ihn nicht gilt. So hat man mich zu Ihnen geschickt, und dann hat mich dort noch ein Gefreiter angeschrien, weil ich ihn nicht gesehn hab, ob ich herich nicht weiß, wen ich vor mir hab. Ich hab gesagt, daß er ein Gefreiter is, |576| wenn er bei den Jägern wär, daß er Patrouillenführer wär und bei der Artillerie Oberkanonier.«
    »Schwejk«, sagte nach einer Weile Oberleutnant Lukasch, »Sie haben schon so viele ungewöhnliche Zufälle und Unfälle gehabt, so viele ›Irrtümer‹ und ›Mißverständnisse‹, wie Sie zu sagen pflegen, daß Ihnen eines Tages vielleicht doch nur ein

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